Sonderschalter fürs Straßenverkehrsamt
Die Personalnot in der Stadtverwaltung macht erfinderisch: „Sprachmittler“für Rumänen und Bulgaren sollen jetzt helfen, die langen Wartezeiten im Straßenverkehrsamt zu verkürzen. Und auch im Sozialamt läuft’s nicht rund.
(mtm/sat) Die technische Ausstattung im Straßenverkehrsamt sei „den heutigen Anforderungen“angepasst worden, teilte die Stadt mit. Nun werde ein „Sonderschalter mit Sprachmittlern“eingerichtet. Dieser „Internationale Schalter“solle helfen, Menschen mit keinen oder geringen deutschen Sprachkenntnissen die Abläufe im Straßenverkehrsamt zu erleichtern. Deshalb werden ab sofort Umschreibungen ausländischer Fahrerlaubnisse nur noch freitags beantragt und bearbeitet. Da gerade bei rumänischen und bulgarischen Antragstellern häufig Verständigungsprobleme auftreten würden, werde deshalb zusätzlich freitags in der Zeit zwischen 9 und 11 Uhr ein Dolmetscher für Rumänisch und Bulgarisch zur Unterstützung bei der Antragsvorprüfung sowie zur Unterstützung der weiteren Bearbeitung zur Verfügung stehen, so die Stadt.
Dieses Angebot beginnt erstmalig ab kommenden Freitag, 8. März. Ergänzend hierzu werden auch Flyer, Informationsmaterial und häufig genutzte Sätze in diese Sprachen übersetzt. Durch die Vorsprachezeiten könne die Bearbeitung dieser Anträge, die einen erheblich höheren zeitlichen (Dolmetscher- beziehungsweise Übersetzungsaufwand) und technischen (erforderliche Sicherheitsprüfung durch einen Dokumentenscanner) Aufwand bedeuten, erheblich verkürzt werden. Dies werde dann auch insgesamt die Wartezeitsituation für alle Kunden des Straßenverkehrsamtes verkürzen, verspricht die Duisburger Stadtverwaltung.
Oberbürgermeister Sören Link begrüßt die Einführung des neuen Schalters: „Ich gehe davon aus, dass sich die Wartesituation an den anderen Öffnungstagen durch neue Regelung etwas entspannt und der erhöhte zeitliche Aufwand durch den Einsatz der Sprachmittler deutlich kompensiert werden kann“. Außerdem werden ab Donnerstag, 7. März auch im Bereich der Zulassung Menschen mit Verständigungsproblemen in der Zeit zwischen 13 und 15 Uhr Termine angeboten, an denen Sprachmittler der Sprachen Rumänisch und Bulgarisch zur Verfügung stehen. Der Personalmangel in der Stadtverwaltung ist nicht zu übersehen und hat mitunter weitreichende Konsequenzen für die Betroffenen.
Ein weiteres Problem gibt es durch lange Wartezeiten für Genehmigungen von Nachhilfestunden für Leistungsbezieher durch das Amt für Soziales und Wohnen. Sabine Gehring-Buchloh, Inhaberin der Nachhilfeschule „Schule gut“in Rheinhausen, weiß das nur allzu gut. „Die Stadt kommt mit den Anträgen nicht hinterher. Bis zu einem halben Jahr dauert es teilweise“, klagt sie. Gemeint sind Anträge zur Kostenübernahme von Nachhilfestunden. Eine im Bildungs- und Teihabepaket angebotene Leistung des Staates für Empfänger von Sozialhilfen. Das große Problem dabei sei nicht nur, dass Gehring-Buchloh und ihre Mitbewerber lange auf ihr Geld warten müssten. Weitaus tragi- scher sei noch, dass es vorkomme, dass das Schulhalbjahr verstreiche, ehe die Nachhilfestunden vom Amt für Soziales und Wohnen „endlich genehmigt sind“. „Ungefähr einem Drittel unserer Kunden geben wir derzeit Nachhilfeunterricht, ohne zu wissen, wann wir dafür bezahlt werden und ob wir das Geld überhaupt jemals sehen“, berichtet Gehring-Buchloh. Bei diesen Kindern sei die Versetzung aber hochgradig gefährdet, wenn sie keine Nachhilfe bekämen. Deshalb trete Gehring-Buchloh gewissermaßen in Vorleistung. Die Stadt setze falsche Prioritäten, sagt sie. „Die Bildung der Kinder steht in Duisburg hin- ter den Interessen der Autofahrer“, so Gehring-Buchloh. Und meint die Aufstockung des Personals im Straßenverkehrsamt. Im Herbst und Winter versank das Straßenverkehrsamt aufgrund der Personalnot im Chaos. In der Folge wurden zehn weitere Kräfte ins Straßenverkehrsamt entsandt.
Eine ähnliche Maßnahme wünscht sich Gehring-Buchloh auch für das Sozialamt. Sebastian Hiedels, Sprecher der Stadt: „Leider ist es im Fachbereich Bildungund Teilhabe im Amt für Soziales und Wohnen in der Vergangenheit zu mehreren Weggängen langjähriger, erfahrener Mitarbeiter und damit einer hohen Anzahl unbesetzter Stellen gekommen“, erklärt Hiedels. Das sei für die Stadt so nicht immer planbar, was dazu geführt habe, „dass sich die Bearbeitungszeiten bis zur Bewilligung der Leistungen erheblich verlängert haben und die Verzögerungen in der Sachbearbeitung entstanden sind.“Um der drängenden Personalnot zu begegnen will die Stadtverwaltung 100 neue Mitarbeiter einstellen. Ob und wie viele Stellen dann dem Sozialamt zugute kämen, ist indes noch unklar.