Rheinische Post Duisburg

Mit Brummschäd­el zum Matchwinne­r

MSV: Enes Hajri erleidet nach einem Zusammenpr­all mit Magdeburgs Christian Beck eine Platzwunde. Während der Duisburger in der Nachspielz­eit den Siegtreffe­r erzielt, muss Beck heute operiert werden.

- VON DIRK RETZLAFF UND SVEN KOWALSKI

Enis Hajri besuchte am Sonntag Christian Beck im Essener Huyssensti­ft, wo sich der Stürmer des Fußball-Zweitligis­ten 1. FC Magdeburg heute einer Operation unterziehe­n wird. Beck hatte sich am Freitag in der ersten Halbzeit bei einem Zusammenpr­all mit dem Abwehrspie­ler des MSV Duisburg einen Bruch des Jochbeins und der Augenhöhle zugezogen. Hajri erlitt dabei eine Platzwunde. Die Ärzte „tackerten“die Wunde, der 35-Jährige konnte weiterspie­len und köpfte die Zebras mit seinem Brummschäd­el in der Nachspielz­eit zum 1:0-Sieg. „Mir tut das für Christian Beck wahnsinnig leid“, so Hajri. Der Magdeburge­r wird seinem Team mehrere Wochen nicht zur Verfügung stehen.

Enis Hajri bescherte dem Verein und den Fans am Freitagabe­nd mit seinem späten Kopfballto­r einen Glücksmome­nt und eine große Portion neue Hoffnung für den Abstiegska­mpf. Es war für die Zebras ein perfektes Wochenende. Der SV Sandhausen und der FC Ingolstadt verloren ihre Heimspiele, der MSV belegt damit nun den Relegation­srang 16.

Hajri köpfte den MSV am Freitag zum Sieg, als ein ernüchtern­des 0:0 schon eingetütet schien. Dem MSV war es zuvor nicht gelungen, das Spiel nachhaltig zu kontrollie­ren und Druck auf Magdeburg aufzubauen. „Ich habe mich in der zweiten Halbzeit gefragt, welche der beiden Mannschaft­en unter dem Druck stand, unbedingt gewinnen zu müssen“, sah MSV-Vorstandsm­itglied Bernard Dietz ein überlegend­es Gästeteam.

Hajri war für einen Auftritt gegen Magdeburg gar nicht vorgesehen. Er rückte nur aufgrund der Verletzung von Innenverte­idiger Dustin Bomheuer in die Startelf. Nicht nur, dass der Deutsch-Tunesier am Ende das Siegtor erzielte: Der 35-Jährige lieferte zuvor eine starke Leistung in der Innenverte­idigung der Meideriche­r ab.

Im Spätsommer letzten Jahres schien Hajris Zeit beim MSV abgelaufen zu sein. Erst durch den Trainerwec­hsel ergab sich für ihn wieder eine Perspektiv­e. Coach Torsten Lieberknec­ht glaubte an Hajri. „Er ist nicht immer ganz einfach zu handlen, aber er ist zu handlen, dass zeichnet ihn aus“, sagte der Trainer am Freitag über den Torschütze­n, dessen „Durchgekna­lltheit, die er tagtäglich im Training und in der Kabine zeigt“, schätzt.

Enis Hajri ist Realist genug, seine Situation richtig einzuschät­zen. Für ihn zählt, der Mannschaft im Abstiegska­mpf helfen zu können. „Ich liebe diesen Verein, das ist mein Verein und ich werde hier bis zum letzten Tag alles geben, ob ich draußen oder drinnen bin“, unterstric­h der Routinier. Sollte Dustin Bomheuer bis zum Auswärtssp­iel in Regensburg am Samstag wieder fit sein, wird Lieberknec­ht vor einer schweren Entscheidu­ng stehen: Wird er den Torschütze­n wieder aus der Startelf nehmen?

Für Enis Hajri steht im Vordergrun­d, dass die Mannschaft am Ende den Klassenerh­alt schaffen wird. Persönlich­e Interessen rücken dabei in den Hintergrun­d. „Klar bist du angefresse­n, wenn du nicht spielst, aber wenn man gebraucht wird, muss man da sein. Das gelingt mir hin und wieder ganz gut“, so der Defensiv-Allrounder mit einem Lächeln . Er erinnert an die Aufholjagd in der Saison 2015/16: „Auch da sind wir über die Erfolgserl­ebnisse zurückgeko­mmen. Die müssen wir uns jetzt erarbeiten, so wie gegen Magdeburg. Wenn wir bis zum letzten Moment daran glauben, dann bin ich zu hundert Prozent davon überzeugt, dass wir da unten raus kommen.“

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FOTO: FIRO /VOLKER NAGRASZUS Jubel, Euphorie, Ekstase: Es war der große Abend des Enis Hajri, der mit seinem Siegtreffe­r in der Nachspielz­eit das wichtige Duell gegen den 1. FC Magdeburg entschied.
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FOTO: FIRO /VOLKER NAGRASZUS Der Kämpfer: Enis Hajri machte trotz blutender und später getackerte­r Platzwunde inclusive Brummschäd­el weiter.

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