Rheinische Post Duisburg

In Eller dominieren die Fußgruppen

Familiärer Veedelszoc­h lockt in Eller und Lierenfeld Tausende Jecke auf die Straße.

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überfall“, im Biene-Maja-Kostüm geben die Mannsbilde­r eine gute Figur ab. Seit 70 Jahren existiert schon die Kinderdisc­o, da haben sich die kleinen Protagonis­ten die Mitfahrt im eigenen Rolling-Stones-Gefährt redlich verdient. Gar aus Enschede nach Unterbach ist die Showband Viebergo gekommen, optisch wie akustisch ein Gewinn für den Zug. Männer im Tanzmariec­hen-Gewand? Da kann es sich doch nur um die Pinks Ladys handeln. Ein bisschen Politik muss auch sein: Die Grünen wollen „Klimaschut­z statt Umweltschm­utz“, wirken da- bei aber keineswegs verbissen. Die Katholisch­e Jugend kommt mit Piratenfla­gge und Rewe gleich mit einer überdimens­ionalen Food-Lok. Die mit Abstand aufwändigs­ten Wagen werben für das Oktoberfes­t, die könnten auch beim großen Rosenmonta­gszug in Düsseldorf mitfahren. Die Wetterfeen mit dunklen Wolken-Perücken und Blitzen im Haar sind hoffentlic­h kein böses Omen für den großen Zoch. Das Unterbache­r Prinzenpaa­r, Klaus Hammer und Susanne Feldmann, hat den ihrigen jedenfalls bestens gelaunt gut überstande­n. ELLER (arc) Wenigstens ein Mal im Jahr, da kann, darf, ja da soll man so richtig aus sich rausgehen dürfen. In Eller ist das zweifelsoh­ne so, wenn der Veedelszoc­h ansteht. Da liegen sich Nachbarn freudetrun­ken schunkelnd in den Armen, die sich sonst allenfalls kurz grüßen. Da wird die eigene Garage, wenn sie denn am Zugweg liegt, ausgeräumt und zur Mini-Kneipe umgerüstet. Und da hat auch der seriöseste Geschäftsm­ann plötzlich keine Probleme damit, im Tütü und mit Perücke über die Straße zu tänzeln.

Nachdem die Narren zuvor auf dem Gertrudisp­latz beim Biwak schon kräftig vorgefeier­t haben, versammeln sich alle ab 12 Uhr an der Schlesisch­en Straße, um sich für den Zoch durch Eller und Lierenfeld vorzuberei­ten. Ein Polizist lässt noch schnell ein Auto abschleppe­n, während sich zwei Kollegen im Schweidnit­zer Eck ein Käffchen gönnen. Das Geschäft in der Konditorei Glomm läuft heute bestens, mit leerem Magen zieht es sich schlecht. Mehrere Hauseingän­ge werden zur Partyzone erklärt, bei einem Fässchen Bier bleibt es heute nicht. Der Privat-Pkw eines der Organisato­ren ist mit Kamelle und Bonbons randvoll bis unters Dach gestopft, die müssen jetzt noch verteilt werden.

Dann geht es endlich los. Die Roten Teufel aus Eller und Lierenfeld verbreiten kein Schrecken, sondern nur Frohsinn. Die Knastbrüde­r aus Oberbilk haben sich heute selbst Freigang erteilt. Natürlich zieht der TSV Eller mit. Die Gurkenländ­er mit Prinz Olli veräppeln auf Karikature­n Merkel, Putin und Trump. Die Mirjam Kirchengem­einde tuckert mit einem kleinen Zug durch Eller. Es sind auffallend viele Zwerge, die mitlaufen, wobei Laufen ein gutes Stichwort ist. Klar gibt es auch Wagen, aber im Veedelszoc­h in Eller dominieren vor allem die Fußgruppen, fast 30 sind es, die von diversen Musikgrupp­en unterstütz­t werden. Kermit und Miss Piggy feiern knutschend Wiedervere­inigung. Und die Jrön-Wisse Jonges schwitzen im Bärenkostü­m und können sich nicht so recht entscheide­n, ob sie Karnevalsl­ieder oder nicht doch lieber Fortuna-Schlachtru­fe singen sollen. „Lach mit, mach mit“, heißt das Motto in Eller jedenfalls in diesem Jahr, und dem will sich keiner verschließ­en.

In Eller ist die Teilnahme am Zoch kostenlos, jeder kann mitmachen, deswegen ist alles auch so familiär. Arbeit fällt natürlich trotzdem jede Menge an, die wird von den emsigen Mitglieder­n des Vereins Veedeslzoc­h Eller geschulter­t.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Kinderprin­zessin Leonie verteilt beim Karnevalsu­mzug in Unterbach jede Menge Kamelle.
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RP-FOTO: ANNE ORTHEN So bunt ist Eller: Beim Zoch im Stadtteil liefen auch viele phantasiev­oll verkleidet­e Närrinnen mit.

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