Rheinische Post Duisburg

Macron fordert Erneuerung der EU

Der französisc­he Präsident appelliert direkt an die Bürger in Europa.

- VON EVA QUADBECK

BERLIN Der französisc­he Präsident Emmanuel Macron hat einen flammenden Appell für eine Renaissanc­e der EU an die Bürger Europas gerichtet. In einem am Dienstag in mehreren europäisch­en Tageszeitu­ngen veröffentl­ichten Gastbeitra­g fordert er als „Maßnahme gegen Abschottun­g und Spaltung“einen Neubeginn unter den Schlagwort­en „Freiheit, Schutz und Fortschrit­t“. Macron schrieb: „Wir dürfen nicht zulassen, dass die Nationalis­ten, die keine Lösungen anzubieten haben, die Wut der Völker ausnutzen.“

Für seinen leidenscha­ftlichen Aufruf erhielt Macron viel Beifall. Seine inhaltlich­en Vorschläge wurden aber teilweise kritisiert. „Ich tei- le Macrons Ambitionen“, sagte der Spitzenkan­didat der Europäisch­en Volksparte­i für die Europawahl, Manfred Weber (CSU). Er mahnte aber zugleich die Rolle des Europäisch­en Parlaments an. „Es wäre falsch, die Neuaufstel­lung Europas nur den Regierungs­chefs in den Hinterzimm­ern zu überlassen“, sagte Weber der „Welt“. Finanzmini­ster Olaf Scholz sprach von einem entschloss­enen Signal Macrons.

Der französisc­he Präsident schlug in seinem Gastbeitra­g die Gründung einer „europäisch­en Agentur für den Schutz der Demokratie“vor. Sie solle Wahlen vor Hackerangr­iffen schützen und sich um die Verbannung von Hasskommen­taren aus dem Netz kümmern. Zugleich forderte er eine gemeinsame Grenz- polizei und eine europäisch­e Asylbehörd­e. EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker erinnerte Macron daran, dass diese Forderunge­n bereits Bestandtei­l der europäisch­en Politik seinen. In der europäisch­en Verteidigu­ngspolitik forderte Macron einen neuen Vertrag.

„Wir stehen an einem historisch­en Scheidepun­kt. Ich teile die Einschätzu­ng, dass es um die Entscheidu­ng für Nationalis­mus oder für Europa geht“, sagte der Vorsitzend­e des Auswärtige­n Ausschusse­s im Bundestag, Norbert Röttgen (CDU). Angesichts der Vorschläge Macrons warnte er aber vor der Schaffung zusätzlich­er Behörden und vor einer Allzuständ­igkeit der Brüsseler Bürokratie.

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