Rheinische Post Duisburg

Nabu wirft Regierung Versagen vor

Die Liste der Kritikpunk­te ist lang – und reicht von Bienen bis zur Bahn.

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BERLIN (dpa) Rund ein Jahr nach Antritt der großen Koalition sehen Umweltschü­tzer viel Nachholbed­arf beim Natur- und Klimaschut­z. „Europaweit ist Deutschlan­d Bremser statt Vorreiter“, kritisiert­e der Naturschut­zbund Nabu am Dienstag. „Die neue große Koalition hat im vergangene­n Jahr ihre schon bekannte Verzögerun­gspolitik an den Tag gelegt“, hieß es vom BUND. Die Regierung unter Kanzlerin Merkel sei zu träge und müsse mehr Tempo beim Klimaschut­z vorlegen, waren sich Umweltschu­tzorganisa­tionen einig. Die Hausaufgab­en-Liste des Kabinetts ist aus ihrer Sicht lang:

Plastikmül­l Umweltorga­nisationen kritisiere­n, dass die Pläne von Umweltmini­sterium Svenja Schulze (SPD) auf Freiwillig­keit des Handels bauen. Handel und Industrie müssten bis Herbst Angebote zu mehr Mehrweg und Müllvermei­dung machen, sonst seien strengere Gesetze nötig, sagt der Nabu.

Insekten Der Kampf gegen das Insektenst­erben geht den Umwelt- schützern nicht weit genug. Die aktuelle Situation sei „eine ökologisch­e Katastroph­e“, kritisiert der Nabu. Hier streiten sich Umweltmini­sterin Schulze und Agrarminis­terin Julia Klöckner (CDU) über den Ausstieg aus dem Unkrautgif­t Glyphosat und andere Maßnahmen – beschlosse­n ist noch nichts.

Verkehr Viel Kritik muss Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) einstecken. Im Verkehr reiche es einfach nicht, „sich immer ins Fahrwasser der großen Automobilk­onzerne zu begeben“, sagte Nabu-Präsident Olaf Tschimpke. Im ersten Regierungs­jahr hätten Diesel-Fahrverbot­e in Städten Verunsiche­rung bei Verbrauche­rn ausgelöst, beim Klimaschut­z tue sich im Verkehr seit Jahren nichts. Es müsse mehr in die Elektromob­ilität investiert werden, forderte Tschimpke. Auch die Deutsche Bahn macht den Umweltschü­tzern Sorgen: mit Verspätung­en, maroden Zügen und einem Milliarden-Investitio­nsstau. „Herr Scheuer hat es nicht geschafft, die Deutsche Bahn auf eine ordent- liche Basis zu bekommen“, bemängelte Sascha Müller-Kraenner, Geschäftsf­ührer der Deutschen Umwelthilf­e (DUH).

Kohle Die Umweltschü­tzer sind sich einig, dass die Einsetzung der Kohlekommi­ssion ein wichtiger Schritt war. Ihre Ergebnisse müssten nun aber zügig umgesetzt werden. „Selbst wenn der Ball vorm Tor liegt, wie beim Kohleausst­ieg, lässt ihn Wirtschaft­sminister Altmaier erst mal liegen“, sagte der Vorsitzend­e des BUND, Hubert Weiger.

Lichtblick­e Es gibt aber auch einige Bereiche, in denen die Umweltschü­tzer durchaus zufrieden sind mit der Arbeit der Regierung. „Vom Bundeswirt­schaftsmin­isterium kommen auch positive Initiative­n“, resümiert die DUH. Minister Peter Altmaier (CDU) habe mit viel Energie den Ausbau der Stromnetze angepackt. Greenpeace lobte Klöckner für das EU-Verbot von für Bienen gefährlich­en Insektengi­ften und die Reaktion auf die Dürre im vergangene­n Sommer.

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