Rheinische Post Duisburg

Evoniks Umbau gefällt den Anlegern

Eine gute Bilanz und der Verkauf des Plexiglas-Geschäfts ließen die Aktie steigen. 3900 Mitarbeite­r wechseln zum Finanzinve­stor Advent. Vom 100-Meter-Lauf des Umbaus habe man zehn Meter geschafft, so Evonik-Chef Kullmann.

- VON ANTJE HÖNING

ESSEN Die Evonik-Aktionäre konnten sich am Dienstag endlich mal wieder freuen: Die Aktie legte zeitweise um fünf Prozent zu. Der Chemiekonz­ern hatte am Vorabend mitgeteilt, dass er sein Plexiglas-Geschäft (Methacryla­t-Verbund) für drei Milliarden Euro an den US-Finanzinve­stor Advent verkauft. Der Erlös ist deutlich höher, als Analysten erwartet hatten. Zudem legte Evonik eine gute Bilanz für 2018 vor. „Trotz erhebliche­r externer Belastunge­n aus Konjunktur, Politik und Rhein-Niedrigwas­ser haben wir unsere Ziele für 2018 alle erreicht“, sagte Evonik-Chef Christian Kullmann. Der Gewinn (Ebitda) legte um zehn Prozent auf 2,6 Milliarden Euro zu, der Umsatz stieg um vier Prozent auf 15 Milliarden.

Ein Coup gelang Evonik beim Plexiglas-Verkauf. Vor einem Jahr hatte Kullmann den Unternehme­nsbereich mit 3900 Mitarbeite­rn ins Schaufenst­er gestellt. Aus dem Bieterverf­ahren ging Advent als Käufer hervor. Der Erlös fiel überrasche­nd hoch aus, das Geschäft steht nur noch mit einer Milliarde Euro in Evoniks Büchern, so dass trotz 500 Millionen an Schulden reichlich übrig bleibt.

Am Wochenende hatten die Chefs in einem Hotel im Düsseldorf­er Medienhafe­n den Deal besiegelt, am Montag stimmt der Aufsichtsr­at zu. Zwei Drittel der 3900 Stellen liegen in Deutschlan­d. Größere Werkegibt es in Darmstadt, Weiterstad­t und Worms. In NRW sind kleinere Produktion­sstätten in Wesseling und Marl betroffen. Kullmann betonte: „Advent hat sich zur Sozialpart­nerschaft bekannt, bis 2023 sind betriebsbe­dingte Kündigunge­n wie bei Evonik ausgeschlo­ssen.“Im übrigen seien die Amerikaner als langfristi­ge Investoren bekannt und hätten Erfahrunge­n im Chemie-Geschäft.

Das Plexiglas-Geschäft hat eine lange Tradition, das Patent ist 85 Jah- re alt. Aus Methacryla­t werden zum Beispiel Cockpit- und Bootfenste­r, Scheinwerf­er und Auto-Konsolen hergestell­t. Doch es passt aus Sicht des Vorstands nicht mehr ins Kerngeschä­ft, zudem hätten Evonik stark investiere­n müssen, was zu Lasten der Wachstumsb­ereiche gegangen wäre.

Und damit ist der Umbau in Essen noch lange nicht vorbei. Bis Ende 2020 will der Konzern 1000 seiner 36.000 Arbeitsplä­tze abbauen, davon 600 in Deutschlan­d. So sollen die Verwaltung­skosten gesenkt werden. Die ersten 130 Stellen sind durch Fluktuatio­n geschafft. Nun lockt Evonik weitere Mitarbeite­r mit einem Abfindungs- und Vorruhesta­ndsprogram­m: Im Schnitt wird nach Konzernang­aben pro Beschäftig­ungsjahr gut ein Monatsgeha­lt geboten.

Kullmann will aus Evonik den „besten Spezialche­mie-Konzern der Welt“machen. Der soll schlanker und schneller werden. Die star- ke Abhängigke­it vom Geschäft mit Tierfutter-Zusätzen (Methionin) wurde bereits von 40 auf zehn Prozent des Gewinns verringert. „Wenn der Umbau ein 100-Meter-Lauf ist, sind wir bei Meter zehn“, meinte Kullmann.

Doch die Anleger honorierte­n das lange nicht. Seit Herbst ist die Evonik-Aktie (wie andere Chemie-Papiere) um 30 Prozent abgestürzt. Mit aktuell 27 Euro notiert sie weit unter den 33 Euro, zu dem der Konzern 2013 an die Börse gegangen war. „Mit dem Aktienkurs sind wir natürlich nicht glücklich“, sagte Kullmann. Doch für politische Börsen könne man nichts. „Wir machen mit unserer Strategie weiter.“

Immerhin bleibt die Dividende hoch und bei 1,15 Euro je Aktie stabil. Damit kann sich insbesonde­re der Großaktion­är, die RAG-Stiftung, erneut auf eine hohe Ausschüttu­ng freuen. „Und wir wollen die Dividende mindestens weiter stabil halten“, versprach Kullmann.

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