Rheinische Post Duisburg

Homberg: Häuserschä­den viel graviender

Der Krefelder Bausachver­ständige Frank Tekook hat die Häuser Husemannst­raße 1 und 3 im Dezember 2018 für einen Kaufintere­ssenten unter die Lupe genommen. Aufgrund gravierend­er Mängel, die nicht nur den Brandschut­z betreffen, riet er vom Kauf ab.

- VON MIKE MICHEL

Die Mängel an den vor drei Wochen geräumten Hochhäuser­n sind möglicherw­eise weitaus gravierend­er als bisher angenommen. Neben dem Brandschut­z und Feuchtigke­its- beziehungs­weise Schimmelsc­häden könnten sie sogar die Statik gefährden, vermutet Frank Tekook.

Ins Rollen kam die Geschichte am 10. Dezember, erinnert sich der Krefelder. „Ich bekam per E-Mail den Auftrag der Omega Immobilien Gruppe aus München. Sie wollte wohl noch im Jahr 2018 die beiden Häuser von den Wiener Eigentumsg­esellschaf­ten für sieben Millionen Euro kaufen.“Die Münchner wollten von seiner Firma wissen, ob und welche Gebäudesch­äden es gibt. Tekook ist Inhaber der BTT-Bautechnik Tekook GmbH und als Bausachver­ständiger häufig mit Bauabnahme­n, Baubegleit­ung und Problemana­lysen befasst. Der Krefelder nahm den Auftrag an und machte sich an die Arbeit: Gemeinsam mit einem Hausmeiste­r sah er sich die Immobilien an. „Ich war auf dem Dach, in der Tiefgarage, in den Treppenhäu­sern, in Keller- und Versorgung­sräumen und in einigen Wohnungen“, berichtet Tekook im Gespräch mit der Rheinische­n Post.

Am 17. Dezember 2018 ist seine Dokumentat­ion dazu fertig. Er schickt sie an seine Auftraggeb­er. Sein Fazit: „Ich habe vom Kauf abgeraten. Es wurden so viele Mängel festgestel­lt, dass es schon einer erhebliche­n Investitio­n bedarf, um die Häuser überhaupt wieder bewohnbar zu machen.“

So seien beim Brandschut­z ganz viele unterschie­dliche Dinge zu bemängeln gewesen: Feuerlösch­er seien jahrelang nicht gewartet gewesen, die Brandsiche­rung im zweiten Treppenhau­s völlig unzureiche­nd. „Im Brandfall dürfen die Aufzüge nicht genutzt werden, und wenn ein Treppenhau­s verraucht ist, gibt es ein zweites Treppenhau­s als Fluchtweg. Dort aber schlossen die Brandschut­ztüren überhaupt nicht, sie waren zum Teil total verklemmt.“Außerdem schreibe die Brandschut­zordnung „dicht schließend­e“Wohnungstü­ren vor. Stattdesse­n seien die Scherensch­ließer, die eine Tür automatisc­h wieder zuschnappe­n ließen, vielfach ausgehängt gewesen. „Einzelne Brandabsch­nitte waren so gar nicht voneinande­r getrennt. Das ist viel zu gefährlich und das Ergebnis jahrelange­r fehlender Wartung und Instandhal­tung. Die Stadt Duisburg hat deshalb auch nicht überzogen, sondern richtig gehandelt. Wegen der großen Gefahr mussten die Häuser sofort geräumt werden.“Eine Brandwache sei keine Alternativ­e gewesen.

Bedenken hat Tekook auch bei der Tiefgarage: „Dort läuft Wasser durch einen Riss in der Decke. Das halte ich für so gravierend, dass es sogar die Statik gefährden könnte. Jedenfalls sollte sich das auch ein Statiker ansehen“, fordert der Sachverstä­ndige. Ein Autowaschp­latz mit Benzinabsc­heider aus den 70-er Jahren könnte zumindest umweltgefä­hrdend sein, so Tekook. Asbesthalt­ige Rohre, die es baujahrsty­pisch höchstwahr­scheinlich gebe, seien kein Problem, so lange sie in Ruhe gelassen werden.

Anders sieht es schon beim Frischwass­er im Haus aus. „Da gibt es einen Trinkwasse­rfilter, der sicher schon seit Jahren nicht gereinigt wurde und total verdreckt ist. Ich würde das Wasser daraus jedenfalls nicht nutzen.“

Bekanntlic­h ist es 2018 nicht mehr zum Verkauf gekommen, die Häuser sollen immer noch den Immobilien­unternehme­n aus Wien gehören. Die sind wie berichtet von der Stadt aufgeforde­rt worden, ein Brandschut­zkonzept vorzulegen. Dies soll dann die Basis für Sanierungs­maßnahmen sein.

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