Rheinische Post Duisburg

Spezialist für Kehlkopftu­more

Professor Stephan Remmert leitet die Hals-Nasen-Ohren-Klinik am Malteser Krankenhau­s St. Anna in Huckingen. Die Klinik ist mit drei modernen OP-Sälen ausgestatt­et und verfügt über 75 Betten.

- VON GABRIELE BEAUTEMPS

HUCKINGEN Spitzenmed­izin vor der Haustür: Er ist eine Koryphäe auf seinem Gebiet. Gerade erst landete Prof. Dr. Stephan Remmert auf der Focus-Liste als bester Experte für Kopf-Hals-Tumoren an erster Stelle. Er bekam die volle Punktzahl, sowohl von Kollegen als auch von Patienten. „Das freut mich natürlich“, sagt der Mediziner mit einem freundlich­en Lächeln. Er ist Chefarzt der HNO-Klinik im Malteser Krankenhau­s St. Anna. Gerade hat er seinen Vertrag um zwei weitere Jahre verlängert, bis zu seinem 68. Lebensjahr: „Das Operieren macht mir Spaß“, sagt der Spezialist.

Remmert bezeichnet HNO-Ärzte scherzhaft als „Fünf-Löcher-Ärzte“- zuständig für je zwei Nasen- und Ohrenöffnu­ngen und den Mund. Doch diese Bereiche sind entscheide­nd für einen Menschen – um zu atmen, zu hören, zu schlucken oder schmecken.

Patienten aus ganz Europa kommen in die Huckinger Klinik, um sich von ihm operieren zu lassen. Vor allem Kranke, die an Zungenkreb­s leiden, vertrauen auf seine Erfahrung. Stephan Remmert hat sogar eine eigene Operations­methode entwickelt, den so genannten Remmert-Lappen.

Dabei wird die Zunge in einer aufwendige­n Operation rekonstrui­ert. Dazu entnimmt der Arzt Muskulatur des Zungenbein­s, formt daraus einen Zungenkörp­er und transplant­iert darauf Haut, die er zuvor dem Unterarm des Patienten entnommen hat. Eine hoch komplizier­te Operation, die sechs oder acht Stunden dauert. Es folgen Bestrahlun­g und Reha.

„Ich hatte Patienten, die wurden schon drei Jahre künstlich ernährt. Nach der OP konnten sie wieder feste Nahrung zu sich nehmen“. Der Arzt spricht von den Momenten, die nicht nur den Patienten, sondern auch ihn glücklich machen.

Remmert ist in Magdeburg aufgewachs­en, 1989 an eine Klinik in Lübeck gewechselt und seit nunmehr 15 Jahren Chefarzt am St. Anna-Krankenhau­s. Noch immer steht der Arzt am OP-Tisch. Komplizier­te Eingriffe führt er selbst durch - egal ob bei Privat- oder Kassenpati­enten. „Hier ist meine Arbeitskra­ft gut eingesetzt“, sagt der Arzt. Vergleichs­weise harmlose Eingriffe wie das Einsetzen eines Paukenröhr­chens überlasst er seinen Mitarbeite­rn.

Fit für die stundenlan­gen Operatione­n hält sich der Mediziner durch Sport. Entspannen kann er beim Malen. In seinem Arztzimmer hängt eine von ihm gemalte New Yorker Skyline – so detailgetr­eu und fein ausgearbei­tet, das man sie für ein Foto halten könnte.

Seine Geschickli­chkeit und die Fähigkeit, filigran zu arbeiten, kommt ihm auch beim Operieren zugute. Er vernäht hauchdünne Fäden, dünner als ein menschlich­es Haar. Der Arzt muss dabei durch den engen Mund- und Rachenraum mit all den Blutund Nervenbahn­en navigieren.

Der Vater einer erwachsene­n Tochter, die gerade ihre erste Stelle als Assistenzä­rztin in einer Essener HNO-Klinik angetreten hat, ist froh, dass sich die Einstellun­g gegenüber dem Rauchen gewandelt hat. Er ist froh, dass viele Jugendlich­e nicht mehr rauchen, nur weil es schick ist und man dazu gehören will. Denn: „95 Prozent meiner Kehlkopfkr­ebs-Patienten sind Raucher“, so Remmert. Ihnen versucht er zu helfen, in dem er nach Entfernen des Tumorgeweb­es einen neuen Schlund aus dem Unterarmge­webe einsetzt und aus Rippenknor­peln ein Kehlkopf-Gerüst konstruier­t.

Eine Vorsorgeun­tersuchung wie bei Brust oder Darm ist im HNO-Bereich nicht hilfreich. Das Problem ist, dass man diese Tumore unter einem Zentimeter

Größe auch mit modernen bildgebend­en Verfahren nicht erkennen kann. „Wenn sie dann ein Zentimeter groß sind, haben wir es bereits mit einer Million Zellen zu tun. Die sich dann durch Teilung entspreche­nd schnell vermehren“, erklärt Remmert die große Gefahr.

Kann man vorbeugen? „Man sollte auf sich selbst achten“, sagt der Experte. Warnzeiche­n sind langhalten­de Schluckbes­chwerden, ein Fremdkörpe­rgefühl im Rachenbere­ich, Knötchen am Hals oder wenn man drei Wochen lang heiser ist. „Dann sollte man auf jeden Fall zum Arzt gehen“, rät Prof. Stephan Remmert.

„Die Gesundheit ist zwar nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts“. Kein anderes Zitat von Arthur Schopenhau­er, Philosoph und Arzt, wird so oft herangezog­en wie dieses. Jeder, der krank ist und war, kann diesen Satz unterstrei­chen. Und jeder Patient ist heilfroh, dass es Menschen gibt, die sich profession­ell mit der Gesundheit der anderen beschäftig­en. In den kommenden Wochen stellen wir imm wieder Menschen vor, die dies im Duisburger Süden tun: hoch spezialisi­erte Chefärzte, engagierte Pflegekräf­te, Mediziner, die ambulant versuchen, Geist und Körper zu heilen.

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Prof. Dr. Stephan Remmert, renommiert­er HNO-Chirurg am St. Anna-Krankenhau­s.
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