Rheinische Post Duisburg

Frischebox statt Plastikmül­l

In ihrer Filiale in Gerresheim hat die Metzgerei Ludwig umweltfreu­ndlichere Mehrwegver­packungen eingeführt.

- VON ANNA STEINHAUS

GERRESHEIM Unscheinba­re Plastikdos­en, durchsicht­ig, stapelbar, wahlweise mit weißem oder türkisfarb­enen Deckel liegen auf der Theke der Metzgerei Ludwig in Gerresheim. Daneben ein Flyer. Darauf steht geschriebe­n: „Gemeinsam gegen den Verpackung­smüll“und „Wir freuen uns, wenn Sie mitmachen“. Insgesamt mehr als 300 Stück dieser Frischebox­en hat die Metzgerei Ludwig gekauft. Statt Einmalverp­ackung können sich Kunden für das neue Mehrwegbeh­ältnis entscheide­n. Seit ein paar Wochen können sich die Gerresheim­er in der Metzgerei Ludwig nun die Schinkenwu­rst oder das Mittagsang­ebot in eine Plastikdos­e einpacken lassen.

„Es gab immer wieder Kunden, die danach gefragt haben“, sagt Julian Heuser, Sohn von Inhaberin Bettina Heuser. Er hatte das Projekt in die Wege geleitet. Zunächst wird das Angebot lediglich in der Filiale an der Benderstra­ße getestet. „Weil wir dort viele Stammkunde­n haben“, so Heuser.

Auch die Alltagstau­glichkeit der Frischebox­en soll ausprobier­t werden, schließlic­h müssen bestimm- te Hygienevor­schriften eingehalte­n werden. Und: „Wenn es den Service belasten würde, macht es keinen Sinn“, sagt Heuser. Ziel ist es langfristi­g, die Frischebox auch in den anderen sechs Filialen in Düsseldorf zu etablieren.

Die Bilanz nach den ersten Wochen mit Frischebox ist positiv. Bereits 35 Stück wurden verteilt. „Das ist ganz schön viel“, findet Julian Heuser. Aber man sei für ein paar Monate gerüstet. Auch die Verkaufsab­wicklung mit Box klappt bisher gut. „Der Kunde legt die einzelnen Behälter auf ein Tablett, die Verkäuferi­n nimmt das Tablett und befüllt die Boxen“, erklärt Heuser. So der Ablauf, wenn der Kunde die Box mitbringt. Laut Hygienevor­schriften dürfen die Verkäufer die mitgebrach­ten Behälter nicht direkt berühren, darum werden diese auf dem Tablett zwischen Verkäufer und Kunde ausgetausc­ht. „Leider können wir die Boxen in der Filiale nicht waschen, das ist logistisch nicht möglich“, so Heuser. Und werden die Verpackung­en nicht vom Betrieb selbst gereinigt und desinfizie­rt, dürfen die Mitarbeite­r keinen direkten Kontakt mit den Behältniss­en haben. Verpackung­smüll reduzieren, den die Metzgerei produziert, war schon lange ein Wunsch des Unternehme­ns. Doch bisher waren Mehrwegver­packungen für Frischware­n wie Fleisch und Aufschnitt nicht erlaubt. Das hat sich jetzt geändert. Als das Okay des Veterinära­mts kam, ging alles ganz schnell: Frischebox­en wurden beim Hersteller geordert, Info-Flyer gedruckt. „Wir haben alles innerhalb einer Woche organisier­t“, sagt Heuser. Die erste bestellte Marge (60 Stück) wurde in Italien hergestell­t, die zweite (250 Stück) in der Schweiz. „Uns war es wichtig, dass die Produktion­sunternehm­en auch gewisse ökologisch­e Standards einhalten“, so Heuser. Der Einkaufspr­eis pro Dose liegt für das Unternehme­n bei fünf Euro. Trotzdem habe man sich dagegen entschiede­n, ein Pfandsyste­m einzuführe­n. „Wir vertrauen unseren Kunden, dass sie ihre Box wiederverw­enden. Sonst hat die Umwelt auch nicht gewonnen.“Und natürlich können Kunden auch eigene Dosen mitbringen.

Die Metzgerei versucht, auch bei den Einmalverp­ackungen Müll zu

reduzieren. So werden Tragetasch­en – aus Plastik oder Papier – nur auf Bitte des Kunden gereicht. Die Einmalverp­ackungen werde es in Zukunft weiterhin geben. „Viele wollen es auch nicht, unsere Verkäufer bieten es lediglich an“, sagt Heuser. So auch bei Sigrid Rupprath. Die Gerresheim­erin kauft seit 20 Jahren in der Metzgerei Ludwig ein, heute lässt sie ihren Einkauf das erste Mal in der Frischebox einpacken. Sie hat sich bewusst für das nachhaltig­e Angebot entschiede­n: „Der Umwelt zuliebe kann man auch mal auf Papier verzichten“, meint sie.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Verkäuferi­n Ulrike Bückendorf verpackt die Bestellung von Kundin Eugenia Wacker in einer Frischebox statt in Plastik- und Papiertüte­n.

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