Fast acht Jahre Haft für falschen Anwalt
KÖLN (hsr) Auf der Anklagebank sitzt Daniel W., 35 Jahre alt, gepflegter Dreitagebart, grau meliertes Haar, T-Shirt und Trainingsjacke – er ist ein notorischer Betrüger und Hochstapler, davon ist die 3. Große Strafkammer des Kölner Landgerichts nach dreimonatigem Prozess überzeugt. W. hat sich über Jahre als Rechtsanwalt und promovierter Jurist ausgegeben, obwohl er weder eine Anwaltszulassung noch einen Doktortitel hat. Der Mann ist gelernter Erzieher.
Das Gericht verurteilt Daniel W. am Mittwoch wegen Betrugs, Untreue und des Missbrauchs von Titeln zu einer Strafe von insgesamt sieben Jahren und neun Monaten Haft. W. hat etliche Vorstrafen, stand bei der erneuten Verhaftung unter Bewährung. „Sie haben im Prozess immer nur das eingeräumt, das man wirklich nicht mehr bestrei- ten konnte“, sagt der Vorsitzende Richter. W. nimmt das Urteil zur Kenntnis, während er alles, was der Vorsitzende sagt, mitschreibt. Die Kammer ist davon überzeugt, dass nur „die Spitze des Eisbergs“aller Betrügereien bekannt geworden ist.
W. betrog vier Jahre lang Freunde, Mandanten und Versicherungen. Angeklagt waren fast 60 Fälle, etliche kleinere angeklagten Taten wie das Fälschen von Unterschrif- ten stellte die Kammer letztlich ein
Daniel W. hatte zu Beginn des Prozesses im Dezember ein Angebot des Gerichts abgelehnt, bei einem umfassenden Geständnis mit einer Strafe von viereinhalb bis fünf Jahren rechnen zu können. Er beharrte zunächst sogar darauf, Volljurist zu sein und promoviert zu haben. Die Strafkammer konnte ihm im Verfahren schnell das Gegenteil beweisen. Am letzten Verhand- lungstag sagte sein Verteidiger Markus Haupt: „Er ist kein Rechtsanwalt und war auch nie einer.“W. habe durch diese Rolle aber eine Art von Anerkennung erfahren, „die ihm vorher nie zuteil wurde“. „Er hatte Angst, alle würden sich abwenden, wenn er reinen Tisch macht.“Sein Ex-Freund war einer der Zeugen, die ihn im Prozess schwer belastet haben. Auch ihn hatte W. mal vor Gericht vertreten.