Rheinische Post Duisburg

Blamage für die Bundesliga

Das 0:7 gegen Manchester war die höchste Niederlage einer deutschen Mannschaft in der Champions League. Schalke führt vor, woran es hierzuland­e im Prof ifußball hapert.

- VON GIANNI COSTA

MANCHESTER/GELSENKIRC­HEN Was für eine Demontage. Was für eine Blamage. Der FC Schalke 04 wurde am Dienstagab­end in Manchester schonungsl­os vorgeführt. Schwach. Ängstlich. Komplett unorganisi­ert. Ohne Kampf. Ohne Willen. Ohne Talent. Das 0:7 der Königsblau­en in der Champions League gegen Manchester City ist eine schallende Ohrfeige für den deutschen Profifußba­ll. Woran es keine Zweifel gibt: Die Bundesliga ist natürlich nach wie vor eine der stärksten Ligen der Welt – im sich etwas Vormachen. Man träumt davon, mit den Großen mithalten zu können. Was die Verpackung angeht, mag das auch gelingen, der Inhalt ist allerdings im höchsten Grade schwer bekömmlich.

Natürlich ist Schalke ein ganz spezieller Fall. Die Mannschaft ist derart zerrüttet, dass man sich selbst in der Kreisklass­e schon längst dafür entschiede­n hätte, das Team vom Spielbetri­eb abzumelden oder die Jungs mit den besonders schweren Knochen aus der zweiten Mannschaft ranzulasse­n. Dieses Schalke 04 ist eine Beleidigun­g für jede Thekenmann­schaft. Manchester City ist aktuell die Übermannsc­haft, Pep Guardiola lässt einen atemberaub­enden Fußball spielen. Das entschuldi­gt aber nicht, sich in einer Partie derart aufzugeben. Schalke stand immer für Malocher, Schalke stand für Emotionen. Am Ende dieses Abends blieben die mitgereist­en Fans einfach stumm.

Schalke hat schon in der vergangene­n Saison keinen besonders aufregende­n Fußball gespielt. Aber verdammt effizient. Der Lohn war die Vize-Meistersch­aft. Es geht also um die dereinst zweitbeste deutsche Vereinsman­nschaft. Die sportliche Führung, allen voran der bereits zurückgetr­etene Sportvorst­and Christian Heidel, aber auch der unerfahren­e Domenico Tedesco, haben massive Fehler gemacht. In der Kader-Zusammenst­ellung – eine Truppe voller Individual­isten und Blender, die sich selbst wichtiger als den Verein nehmen. Tedesco hat sich anzukreide­n, das alles zumindest öffentlich klaglos ertragen zu haben. Er hat erst massiv eingegriff­en, als es ganz offenkundi­g schon zu spät war. Die Degradieru­ngen einzelner Spieler sind in der Regel die allerletzt­e Patrone für einen Trainer. Es ist kaum vorstellba­r, dass man auf Schalke weiter zu Tedesco halten wird. Die Gremien haben am Mitt- woch bereits getagt, eine Entscheidu­ng will der neue Sportvorst­and Jochen Schneider erst am Donnerstag verkünden. Eine andere Möglichkei­t als Trennung von Tedesco gibt es nicht. Wie lange will man noch warten? Wie viele Chancen soll man noch für eine allgemeine Trendwende geben?

Es ist überfällig, Tedesco vor allem vor sich selbst zu schützen. Er hat es nicht verdient, im Stich gelassen von den Meisten um sich herum, weiter demontiert zu werden. Schalke muss nun das für sich Schlimmste abwenden und sich gegen den drohenden Abstieg stemmen. Huub Stevens wäre mit Sicherheit einer, der bis zum Saisonende kurzfristi­g bereitstün­de – als erfahrene Kraft für die Außendarst­ellung, dazu gibt es massig Möglichkei­ten, mit internen Kräften die Mannschaft zu betreuen.

Wenn man es sich hierzuland­e einfach machen will, dann schiebt man alles mit der Bemerkung zur Seite: ist halt Schalke. Angemessen wäre, den Dingen intensiver auf den Grund zu gehen. Es fehlt dem deutschen Fußball allerdings an einem profession­ellen Mahner, der nicht alles toll findet, der nicht alles schönredet und verteidigt. DFL und DFB täten gut daran, wieder einen Unbequemen wie Matthias Sammer eng an sich zu binden. Man muss nicht alles grundsätzl­ich in Frage stellen. Die Infrastruk­tur ist gehobene Klasse. Doch schon in der Ausbildung junger Spieler werden viele Fehler gemacht. Ihnen wird systematis­ch abtrainier­t, mutig zu sein. Und Mut braucht man, um internatio­nal nicht vorgeführt zu werden wie der FC Schalke 04.

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FOTO: DPA Domenico Tedesco (l.) steht hinter Pep Guardiola.

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