Blamage für die Bundesliga
Das 0:7 gegen Manchester war die höchste Niederlage einer deutschen Mannschaft in der Champions League. Schalke führt vor, woran es hierzulande im Prof ifußball hapert.
MANCHESTER/GELSENKIRCHEN Was für eine Demontage. Was für eine Blamage. Der FC Schalke 04 wurde am Dienstagabend in Manchester schonungslos vorgeführt. Schwach. Ängstlich. Komplett unorganisiert. Ohne Kampf. Ohne Willen. Ohne Talent. Das 0:7 der Königsblauen in der Champions League gegen Manchester City ist eine schallende Ohrfeige für den deutschen Profifußball. Woran es keine Zweifel gibt: Die Bundesliga ist natürlich nach wie vor eine der stärksten Ligen der Welt – im sich etwas Vormachen. Man träumt davon, mit den Großen mithalten zu können. Was die Verpackung angeht, mag das auch gelingen, der Inhalt ist allerdings im höchsten Grade schwer bekömmlich.
Natürlich ist Schalke ein ganz spezieller Fall. Die Mannschaft ist derart zerrüttet, dass man sich selbst in der Kreisklasse schon längst dafür entschieden hätte, das Team vom Spielbetrieb abzumelden oder die Jungs mit den besonders schweren Knochen aus der zweiten Mannschaft ranzulassen. Dieses Schalke 04 ist eine Beleidigung für jede Thekenmannschaft. Manchester City ist aktuell die Übermannschaft, Pep Guardiola lässt einen atemberaubenden Fußball spielen. Das entschuldigt aber nicht, sich in einer Partie derart aufzugeben. Schalke stand immer für Malocher, Schalke stand für Emotionen. Am Ende dieses Abends blieben die mitgereisten Fans einfach stumm.
Schalke hat schon in der vergangenen Saison keinen besonders aufregenden Fußball gespielt. Aber verdammt effizient. Der Lohn war die Vize-Meisterschaft. Es geht also um die dereinst zweitbeste deutsche Vereinsmannschaft. Die sportliche Führung, allen voran der bereits zurückgetretene Sportvorstand Christian Heidel, aber auch der unerfahrene Domenico Tedesco, haben massive Fehler gemacht. In der Kader-Zusammenstellung – eine Truppe voller Individualisten und Blender, die sich selbst wichtiger als den Verein nehmen. Tedesco hat sich anzukreiden, das alles zumindest öffentlich klaglos ertragen zu haben. Er hat erst massiv eingegriffen, als es ganz offenkundig schon zu spät war. Die Degradierungen einzelner Spieler sind in der Regel die allerletzte Patrone für einen Trainer. Es ist kaum vorstellbar, dass man auf Schalke weiter zu Tedesco halten wird. Die Gremien haben am Mitt- woch bereits getagt, eine Entscheidung will der neue Sportvorstand Jochen Schneider erst am Donnerstag verkünden. Eine andere Möglichkeit als Trennung von Tedesco gibt es nicht. Wie lange will man noch warten? Wie viele Chancen soll man noch für eine allgemeine Trendwende geben?
Es ist überfällig, Tedesco vor allem vor sich selbst zu schützen. Er hat es nicht verdient, im Stich gelassen von den Meisten um sich herum, weiter demontiert zu werden. Schalke muss nun das für sich Schlimmste abwenden und sich gegen den drohenden Abstieg stemmen. Huub Stevens wäre mit Sicherheit einer, der bis zum Saisonende kurzfristig bereitstünde – als erfahrene Kraft für die Außendarstellung, dazu gibt es massig Möglichkeiten, mit internen Kräften die Mannschaft zu betreuen.
Wenn man es sich hierzulande einfach machen will, dann schiebt man alles mit der Bemerkung zur Seite: ist halt Schalke. Angemessen wäre, den Dingen intensiver auf den Grund zu gehen. Es fehlt dem deutschen Fußball allerdings an einem professionellen Mahner, der nicht alles toll findet, der nicht alles schönredet und verteidigt. DFL und DFB täten gut daran, wieder einen Unbequemen wie Matthias Sammer eng an sich zu binden. Man muss nicht alles grundsätzlich in Frage stellen. Die Infrastruktur ist gehobene Klasse. Doch schon in der Ausbildung junger Spieler werden viele Fehler gemacht. Ihnen wird systematisch abtrainiert, mutig zu sein. Und Mut braucht man, um international nicht vorgeführt zu werden wie der FC Schalke 04.