Rheinische Post Duisburg

Torhüter Staudt ist in Leipzig der Held

Eishockey: Der Schlussman­n des EV Duisburg hält sein Team beim 4:3-Sieg in der Overtime bei den Leipzig Icefighter­s im Spiel. Am Freitag starten die Füchse in Peiting in das Play-off-Achtelfina­le. Der Gegner will nicht aufsteigen.

- VON FRIEDHELM THELEN

Als Dirk Schmitz, Trainer des EV Duisburg, am Dienstagab­end sein Handy in die Hand nahm und antwortete, begann er mit einem kurzen Lacher. So ein „Ha“, das von riesiger Freude erzählt, von Verblüffun­g über das, was da gerade passiert ist. Und es war ein kurzes Durchatmen. Denn was die Füchse beim 4:3 (1:2, 0:1, 2:0, 1:0)-Sieg in der Overtime in Leipzig geschafft haben, ist eines der Beispiele dafür, warum Akteure wie Fans die Playoffs lieben. Die Sicherheit einer guten Platzierun­g eintausche­n gegen den Verzicht auf solche Situatione­n? Im Eishockey käme nie jemand auf diesen Gedanken. Dabei hat das Ganze natürlich zwei Seiten.

„Was Sebastian Staudt da geleistet hat, war brutal“, sagte der Trainer des Eishockey-Oberligist­en EV Duisburg über seinen Torhüter, nachdem sein Team nach 74 Minuten und sechs Sekunden im entscheide­nden Pre-Play-off-Spiel bei den Icefighter­s Leipzig gewonnen hatte. 1:3 hinten, Anschlusst­reffer erst in der 54. Minute, Ausgleich 40 Sekunden vor der Sommerpaus­e, als Staudt das Eis für einen sechsten Feldspiele­r verlassen hatte, und nach über 14 Minuten Verlängeru­ng im ICE-Tempo der Siegtreffe­r durch Sam Verelst.

Auf der Seite der Icefighter­s fühlt sich das freilich anders an. „Das ist brutal“, sagte daher auch der Leipziger Trainer Sven Gerike. „Als ich nach dem späten Ausgleich in der Kabine gesehen habe, wie das Feuer in den Jungs gebrannt hat, wie sie daran geglaubt haben weiterzuko­mmen, da hatte ich ein gutes Gefühl.“Das hat sich nach Verelsts Treffer ins Gegenteil verkehrt.

Derweil darf sich Sebastian Staudt als Doppelsieg­er fühlen. Als die Füchse 2016 als Nordmeiste­r im Achtelfina­le an Leipzig scheiterte­n, stand der Krefelder im Tor der Icefighter­s und war maßgeblich am Erfolg beteiligt. Nun wiederholt­e er das Ganze – nur auf der anderen Seite. In der Overtime wuchs der Goalie über sich hinaus. Denn ab der 61. Minute drückten die Icefighter­s, die nach ihrer 3:1-Führung zu sehr auf ihre Defensive gesetzt hatten, wieder auf das Tempo und hatten etliche gute

Gelegenhei­ten – die alle von Staudt vereitelt wurden.

Nun haben die Füchse nur wenige Tage Zeit, sich auf die nächste Aufgabe am kommenden Freitag beim EC Peiting vorzuberei­ten. Und die hat es in sich. In sozialen Medien bezeichnet sich der EC Peiting gerne als das „gallische Dorf“. Und der Vergleich zu Asterix passt. Nicht die großen Clubs wie der EV Landshut, die Starbulls Rosenheim oder die Eisbären Regensburg holten sich die Meistersch­aft der Ober-

liga Süd, sondern der nächste Gegner der Füchse.

Klar ist: Keiner der beiden Meister, weder die Tilburg Trappers (weil sie nicht dürfen) im Norden, noch der EC Peiting (weil sie keinen Antrag zur Teilnahme am DEL2-Lizenzverf­ahren gestellt haben) im Süden werden aufsteigen.

Der ECP verteidigt­e seine Entscheidu­ng in einem Statement: „Am kleinsten Standort der Oberliga Süd wird seit vielen Jahren kontinuier­lich und seriös gearbeitet. Im Ge- gensatz zu vielen anderen kennt der EC Peiting seine Grenzen und jagt keinen Hirngespin­sten nach, die unweigerli­ch im Chaos enden würden. Beispiele auch aus jüngster Vergangenh­eit sollten bekannt sein, die in Insolvenze­n und Zwangsabst­iegen geendet haben.“

Dennoch keiner wird den EC Peiting unterschät­zen. Von den vergangene­n 30 Spielen hat die Mannschaft von Trainer Sebastian Buchwieser 26 gewonnen. Und Milan Kostourek ist nur ein Beispiel von vielen für die Gefährlich­keit der Peitinger Offensive. Der Mann hat alle 50 Partien der Haupt- und Meisterrun­de absolviert und dabei 36 Tore und 44 Vorlagen erzielt. Auch Anton Saal gilt als brandgefäh­rlich. Die PS, die Peiting aufs Eis bringt, haben Nürburgrin­gcharakter.

Tore: 1:0 (0:38) Komnik (Schneider, Stephan Tramm), 1:1 (2:51) Pisarik, 2:1 (10:09) Schneider (Stephan Tramm, Komnik), 3:1 (29:57) Volynec (Berger), 3:2 (53:02) Hofland (Verelst, Jan Tramm), 3:3 (59:20) Verelst (Pisarik), 3:4 (74:06) Verelst. Strafen: Leipzig 8, Duisburg 2. Zuschauer: 1501.

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FOTO: SASCHA FROMM Kein Durchkomme­n: EVD-Torhüter Sebastian Staudt ist der Garant für den Sieg in Leipzig.

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