Das leise Ende des Ski-Klubs Duisburg nach 111 Jahren
Der Traditionsverein hat sich dem TV Wanheimerort angeschlossen. Kandidaten für den Vorstand konnten nicht mehr gefunden werden.
(D.R.) Um den Ski-Klub Duisburg war es in den vergangenen Jahren ruhig geworden. So ruhig, dass selbst das Ende des Traditionsvereins unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit vonstatten ging. Seit September vorigen Jahres ist der Verein Geschichte. Er ging im TV Wanheimerort auf – und das rückwirkend zum 1. Januar 2018. Nach 111 Jahren war Schluss.
Herbert Brockerhoff, ein Urgestein des Vereins, erklärt, warum es dazu kam. „Wir haben niemanden mehr gefunden, der bereit war, einen geschäftsführenden Vorstand zu bilden“, sagt er.
Schon im Jahr 2010 hatte es Gespräche zwischen dem Ski-Klub, der zuletzt ausschließlich ein Breitensport-Verein war, und dem TV Wanheimerort gegeben. Der SKD berappelte sich aber noch einmal. Es ging weiter.
Aber 2017 zeichnete sich erneut ab, dass sich für die Vorstandsposten keine Kandidaten mehr finden würden. „Alle Appelle durch Rundschreiben und Reden auf Versammlungen brachten keinen Erfolg“, sagt Herbert Brockerhoff.
Michael Weber, Vorsitzender des TV Wanheimerort, öffnete dem SkiKlub die Pforten. Weber nennt die Aufnahme eine Fusion. „Das war juristisch kompliziert. Aber die Fusion ist geglückt“, sagt der TVW-Chef. Allerdings ging nur die Hälfte der Ski-Klub-Mitglieder den neuen Weg mit. Lediglich 104 von 200 ehemaligen Vereinsangehörigen sind nun beim TV Wanheimerort gemeldet.
Dazu zählt auch Herbert Brockerhoff. Er selbst hatte in all den Jah- ren mehrere Vorstandsposten inne. „Mit 82 Jahren geht das nicht mehr“, sagt Brockerhoff, der verdeutlicht, wie sehr ihm die SKD-Geschichte am Herzen liegt: „Ich habe beim Ski-Klub meine Frau kennengelernt. Meine Töchter sind in diesem Verein groß geworden.“
Das erste Kapitel des Vereins begann im Jahr 1907. Die Gründung erfolgte unter dem Namen „Wanderund Wintersportverein Duisburg.“Schon kurze Zeit später firmierte der Verein als „Ski-Klub Sauerland, Ortsgruppe Duisburg“. Zunächst lag der Schwerpunkt auf dem Skiwandern. In den 1930er-Jahren beteiligten sich einige Mitglieder erstmals an Ski-Meisterschaften.
Im Jahr 1949 benannte sich der Verein dann in Ski-Klub Duisburg um. Der SKD entwickelte sich imVer- lauf der Jahre zu einem Mehr-Sparten-Verein. Im Skibereich erlebte der Klub seine erfolgreichste Zeit von 1958 bis 1973. Zudem entwickelte sich nach dem Zweiten Weltkrieg Faustball als Ausgleichssport für den Sommer. Die Mannschaften errangen vordere Platzierungen bei Rheinischen und Deutschen Meisterschaften.
In der 1960er-Jahren entwickelte sich schließlich die Leichtathletik mit dem Schwerpunkt Orientierungslauf. Die Vereinschronik nennt klangvolle Namen, die noch heutzutage in der Szene eine Rolle spielen. Alfons Gedig sammelte bis ins hohe Alter viele Trophäen und Medaillen. Seine Töchter Kerstin und Silke waren in der Langlaufszene lange vorne dabei – wie auch die Brüder Jörg und Wilfried Bunert sowie Jörg Herbrand. In den 1960er-Jahren kam auch noch Volleyball hinzu. 1986 übernahm der Ski-Klub den VC Duisburg. Die Abteilung wuchs auf 16 Mannschaften an. Das Frauen-Team klopfte zwischenzeitlich sogar an die Türe zur Zweiten Bundesliga.
2007 feierte der Verein im Duisburger Hof noch sein 100-jähriges Bestehen. Doch die sportlichen Aktivitäten ebbten immer weiter ab. Vor dem Bau der Universität hatte der Verein seinen Mittelpunkt am Lotharplatz in Neudorf. „Dass wir kein klassisches Vereinsheim als festen Anlaufpunkt hatten, erschwerte die Arbeit“, sagt Herbert Brockerhoff.
Nun ist der Ski-Klub Duisburg also Geschichte. Und was bleibt? „Die vielen schönen Erinnerungen“, sagt Herbert Brockerhoff und ergänzt: „Und ein Pokal.“Dabei handelt es sich um eine Trophäe, die einen Skiläufer darstellt. In den vergangenen Jahren hatte Alfons Gedig diesen Pokal häufig gewonnen.