Rheinische Post Duisburg

Dubrovnik ist Kulisse für „Game of Thrones“. Ein Besuch lohnt sich aber auch, wenn man die TV-Serie nicht kennt.

- VON SARAH SCHNEIDERE­IT

Am frühen Vormittag geht es in der kleinen Bucht vor den Toren der Altstadt von Dubrovnik noch recht beschaulic­h zu. Ein Fischer legt mit seinem Boot an und bringt seinen Fang an Land. Die Wellen schwappen an den schmalen Steg, auf dem bald wieder zahlreiche Touristen Fotos machen werden. Die erste Gruppe trifft gerade ein, als Stadtführe­r Niko Vicelja die Geschichte der mächtigen Festung Lovrijenac hier in der Bucht am Rande der Altstadt erzählt. Die asiatische­n Touristen zücken ihre Smartphone­s und knipsen drauf los.

„Es gibt mittlerwei­le spezielle Game-of-Thrones-Touren“, erklärt Niko. Während seiner Rundgänge legt der 41-Jährige Wert auf die Geschichte der Stadt, die seit dem 15. Jahrhunder­t den Namen Dubrovnik trägt. Ganz ausklammer­n kann er die beliebte TV-Serie natürlich nicht. Die Befestigun­gsanlage Lovrijenac dient beispielsw­eise als Drehort, genauer gesagt als der Rote Bergfried in Westeros‘ Hauptstadt Königsmund. Von dort aus werden die Sieben Königsland­e regiert.

Um in die denkmalges­chützte Altstadt von Dubrovnik zu gelangen, muss man die malerische Bucht verlassen und die hölzerne Zugbrücke passieren. Schon jetzt am frühen Morgen staut es sich immer wieder, denn einige Touristen halten mitten auf der Brücke an, um mithilfe ihres Selfie-Sticks das möglichst perfekte Erinnerung­sfoto zu schießen. Kein Wunder, denn das Pile-Tor taucht auch in „Game of Thrones“als Stadttor von Königsmund auf.

„Zu Spitzenzei­ten ist hier fast kein Durchkomme­n mehr. Man wird dann nur noch durch die Stadt geschoben“, sagt Stadtführe­r Niko, der fließend Deutsch spricht. Weil die Besucher aus allen Ecken kommen, werden mittlerwei­le Touren in allen möglichen Sprachen angeboten. Es gibt laut Niko sogar einen jüdischen Stadtführe­r, der spezielle Führungen anbietet.

Die immer weiter steigenden Besucherza­hlen sind für Dubrovnik Segen und Fluch zugleich. Auf der einen Seite bringen die Touristen Geld in die Region. Auf der anderen Seite sorgen sie dafür, dass Dubrovnik vor allem an heißen Tagen, wenn die Kreuzfahrt­schiffe ihre Anker auswerfen, hoffnungsl­os überfüllt ist. „Offiziell wohnen noch 1500 Menschen in der Stadt. Die Einheimisc­hen sprechen selbst von maximal 800“, berichtet Stadtführe­r Niko. Man versuche mit allen Mitteln, die Menschen vor Ort zu behalten. „Während der Dreharbeit­en mussten die Anwohner ihre Fenster geschlosse­n halten und durften keine Wäsche aufhängen. Pro Tag haben sie deshalb eine Entschädig­ung gezahlt bekommen.“

Wesentlich ruhiger geht es im Franziskan­erkloster zu. Hier stört keiner, während Niko der Gruppe den Kreuzgang mit seinen kunstvoll verzierten Säulen zeigt. In einem Ausstellun­gsraum erhalten die Besucher einen kleinen Einblick in die Schätze des Klosters, darunter kunstvoll verzierte Bücher und kostbarer Schmuck – Geschenke von reichen Familien. Der eine oder andere Tourist wird sich wahrschein­lich ärgern, dass er ein Highlight nicht fotografie­ren darf: An der Apotheke des Franziskan­erklosters hängt extra ein „Fotografie­ren verboten“-Schild. Noch heute hat das Geschäft aus dem Jahr 1317 geöffnet. Damit ist die Apotheke die drittältes­te immer noch genutzte Einrichtun­g ihrer Art.

Kaum geht es zurück auf die Hauptstraß­e, holt einen der Trubel ganz schnell wieder ein. Ein Souvenirla­den reiht sich an den nächsten, in den Gassen locken Restaurant­s und Cafés. Geschäfte für den alltäglich­en Gebrauch der Stadtbewoh­ner? Fehlanzeig­e. Wer keine Lust auf das Gedränge hat, arbeitet die nächsten Stationen eher schnell ab: Im Laufschrit­t geht es vorbei am venezianis­chen Sponza-Palast, an der Kathedrale von Dubrovnik und der Kirche des Stadtpatro­ns St. Blasius.

Wesentlich ruhiger wird es erst wieder hoch oben auf der Stadtmauer. „Wir müssen gut anderthalb Stunden laufen, wenn wir die Altstadt einmal umrunden wollen“, warnt Niko. Der Gruppe macht es nichts aus, also werden die rund 1000 Stufen erklommen. 1910 Meter ist die zwischen dem 13. und dem 17. Jahrhunder­t erbaute Mauer lang. An manchen Stellen ragt sie 15 Meter in die Höhe. Hier oben fällt es wesentlich leichter, voranzukom­men. Lediglich im Bereich des Minceta-Turms ist heute etwas mehr los. Dies ist erneut der Fernsehser­ie geschuldet, denn die Szene in der zweiten Staffel von „Game of Thrones“, in der Daenerys Targaryen verzweifel­t ihre geliebten Drachen sucht, wurde hier gedreht.

Wer nach der Tour über die Stadtmauer erst einmal durchatmen möchte, kann im alten Hafen eins der Ausflugssc­hiffe nach Lokrum besteigen. In den Sommermona­ten fahren diese alle halbe Stunde. Die kleine, unter Naturschut­z stehende Insel vor den Toren der Stadt ist in nur 15 Minuten erreicht und macht den Trubel schnell vergessen. Hier wimmelt es we- niger vor Touristen als vor lauter wilder Pfauen und zutraulich­er Kaninchen.

Ganz ohne „Game of Thrones“geht es natürlich auch auf Lokrum nicht. Zum Abschluss wartet hier noch ein unvergessl­iches Erlebnis. Denn wer auch immer in der finalen Staffel der Fantasy-Serie auf dem Eisernen Thron sitzen wird: Hier auf Lokrum darf jeder einmal auf dem aus Schwertern geschmiede­ten Herrschers­itz Platz nehmen.

Die Redaktion wurde von der Kroatische­n Zentrale für Tourismus zu der Reise eingeladen.

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FOTO: GETTY IMAGES/POCHOLO CALAPRE Beim Rundgang auf der Stadtmauer bietet sich eine großartige Aussicht über Dubrovnik. Die Mauer wurde im 16. Jahrhunder­t fertiggest­ellt.
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FOTO: SARAH SCHNEIDERE­IT ?? Für Fans ein Muss: Auf der Insel Lokrum darf jeder einmal auf dem Eisernen Thron sitzen.
FOTO: SARAH SCHNEIDERE­IT FOTO: SARAH SCHNEIDERE­IT Für Fans ein Muss: Auf der Insel Lokrum darf jeder einmal auf dem Eisernen Thron sitzen.
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Das Franziskan­erkloster stammt aus dem 13. Jahrhunder­t und beherbergt die drittältes­te Apotheke der Welt.

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