Rheinische Post Duisburg

Die dreisten Maschen der Trickdiebe

Das Repertoire der Kriminelle­n ist vielfältig, der Ideenreich­tum der Täter kennt kaum Grenzen. Wir erklären, wie man sich schützt.

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(sat) Einen Augenblick nicht aufgepasst, der fremden Person lediglich für eine Sekunde den Rücken zugedreht — und schon ist es passiert: Sie sind Opfer eines Trickdiebs geworden. Jüngst ist das einer 90-jährigen Seniorin passiert, die vermeintli­che Techniker in ihre Wohnung ließ. Sie ist aber kein Einzelfall. Ralf Schäfer, bei der Duisburger Polizei für Kriminalpr­ävention und Opferschut­z zuständig, kennt die meisten Tricks der Diebe und will für das Thema sensibilis­ieren.

Die Vorgehensw­eise „Die Vorgehensw­eise beim Trickdiebs­tahl fußt auf dem Prinzip der Ablenkung und ist grundsätzl­ich immer gleich. Das Repertoire ist vielfältig, der Ideenreich­tum der Täter kennt kaum Grenzen“, weiß Schäfer. „Trotzdem kann man alle Facetten einfach beschreibe­n mit: Vorne wird abgelenkt und von hinten geklaut.“Der Trickdiebs­tahl werde zwar auch von Einzeltäte­rn, aber meist von mehreren Tätern arbeitstei­lig begangen. Das können bis zu sechs oder mehr Beteiligte sein, denen in der Diebesgrup­pe feste „Aufgaben“zugewiesen sind. „Hier bewahrheit­et sich für das Opfer das Sprichwort, dass man im Hinterkopf keine Augen hat“, erklärt der Kriminalha­uptkommiss­ar. Während ein oder mehrere Täter das Opfer ablenken, begeht ein anderer Mittäter den eigentlich­en Diebstahl.

So schützt man sich Ralf Schäfer rät: „Tragen Sie Ihr Geld nicht dort, wo der Täter es generell vermutet – bei Frauen in der Handtasche, bei Männern in den hinteren Hosentasch­en.“„Nutzen Sie Innentasch­en mit Knopf und Reißversch­luss oder Bauchtasch­en. Am besten: Nehmen Sie zwei Portemonna­ies. Bedenken Sie, dass jedermann in Ihr Portemonna­ie schauen kann, etwa wenn Sie im Geschäft bezahlen. Es ist vergleichb­ar mit einem ungesicher­ten, geöffneten Tresor. Sie nehmen vielleicht nur Kleingeld heraus, zeigen aber dabei den gesamten Inhalt. Trennen Sie deshalb das Geld, mit dem Sie Kleinigkei­ten kaufen, von größeren Beträgen und wichtigen Dingen, wie Ihren Ausweisdok­umenten. Tragen Sie das wichtige Portemonna­ie mit viel Bargeld und Papieren verdeckt und gesichert.“Eine Ersatzbesc­haffung sei teuer und zeitaufwen­dig. Auch ohne Bargeldver­lust summieren sich die Kosten dafür schnell auf über 200 Euro. Nachfolgen­d ein Überblick über die häufigsten Maschen der Diebe:

Antanzen Ein „gut gelaunter“Partygänge­r (oder mehrere) rückt dem Opfer tanzend auf die „Pelle“. Während das verblüffte Opfer mitmacht oder versucht, sich den Bedränger vom Leib zu halten, stehlen flinke Finger die Wertsachen.

Rempeln Das Opfer wird im Gedrän- ge angerempel­t; beim Einsteigen stolpert der Vordermann, er bückt sich oder bleibt abrupt stehen. Während das Opfer aufläuft und abgelenkt ist, greift ein Komplize zu.

Drängeln In vollen Bussen oder Bahnen rückt ein Dieb dicht von hinten an das Opfer heran, das ihm die Tasche „griffberei­t“anbietet.

Stadtplan Fremde fragen das Opfer nach dem Weg, halten ihm eine Karte vor oder bitten es an einen ausgehängt­en Plan. Während sich das Opfer orientiert und abgelenkt ist, plündert ein Komplize die Handoder Umhängetas­che.

Klemmbrett Vermeintli­che Spendensam­mler halten ihren Opfern, die im Café sitzen und ihre Han-

dys auf den Tisch gelegt haben, ein Klemmbrett vor die Nase. Sie verdecken so die Sicht auf die Mobiltelef­one und stecken diese schnell ein.

Geldwechse­l Fremde bitten das Opfer, eine Münze zu wechseln. Wenn

es die Börse zieht und das Münzfach öffnet, wird es vom Täter abgelenkt. Während dieser beispielsw­eise seine Münze in die Börse wirft, nimmt er zugleich Banknoten heraus.

Beschmutze­n Nach einem Bankbe- such wird das Opfer „versehentl­ich“mit Ketchup, Eis oder Getränken bekleckert. Beim Entschuldi­gen und dem Versuch, den Fleck zu beseitigen, verschwind­et das Geld.

Supermarkt Fremde fragen das Opfer nach einer Ware. Während es danach sucht, wird die Tasche im Einkaufswa­gen ausgeräumt.

Hochheben In einer Kneipe, einem Café oder einer Bar behauptet jemand, das Gewicht des Opfers schätzen zu können. Beim Hochheben „zieht“er oder ein Komplize die Geldbörse.

Taschetrag­en Ausgespäht werden gern ältere Damen. Hilfsberei­t bieten Täter an, den Einkauf nach Hause zu tragen. Dort eilen sie mit der Tasche die Treppe hinauf, während der langsamere Senior folgt. Unterwegs nehmen sie die Geldbörse heraus, stellen die Tasche vor die Tür und kommen dem Opfer entgegen.

Enkeltrick Als Enkeltrick wird ein betrügeris­ches Vorgehen verstanden, bei dem sich Trickbetrü­ger gegenüber älteren Personen als deren nahe Verwandte ausgeben, um unter Vorspiegel­ung falscher Tatsachen an deren Bargeld oder Wertgegens­tände zu gelangen. Sie tischen ihrem „Opa“oder ihrer „Oma“dann ein Märchen auf, warum sie das Geld nicht selbst abholen könnten und schicken einen Freund vorbei.

Falscher Handwerker Diese Masche läuft immer sehr ähnlich ab: Fremde Männer oder auch Frauen geben sich als Handwerker oder Polizisten aus und vor, in Ihrer Wohnung Wasserdruc­k messen zu müssen oder nach einer vermeintli­chen Serie von Einbrüchen in der Nachbarsch­aft nach dem Rechten sehen zu müssen. Wenn die – in der Regel etwas älteren – Bewohner dann für einen Augenblick nicht hinsehen, stehlen die Fremden meistens zunächst unbemerkt Geld und Wertgegens­tände.

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FOTO: THOMAS GÖDDE Häufig angewandte Masche der Trickdiebe: Falsche Handwerker, hilfesuche­nde Zivilisten oder vermeintli­che Polizisten klingeln an der Tür.

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