Rheinische Post Duisburg

Der Pavillon am Carschhaus wird zum Zankapfel

In einer Petition sprechen sich bereits mehr als 1000 Bürger gegen die Idee eines Heine-Platzes ohne das Bauwerk aus.

- VON NICOLE LANGE

Die Netzdebatt­e um den Musik-Pavillon am Heinrich-Heine-Platz nimmt Formen an, die an den Streit um den Abriss des Tausendfüß­lers erinnern. Mehr als 1000 Menschen haben sich inzwischen an einer Online-Petition beteiligt, in der gegen einen möglichen Abriss des Bauwerks protestier­t wird. Am Dienstag meldete sich Oberbürger­meister Thomas Geisel erneut zu Wort und beklagt irreführen­de Behauptung­en in der Petition.

„Ich bin überrascht über die Behauptung­en des Initiators Christian Rütz, Ratsmitgli­ed der CDU“, erklärte Geisel laut einer städtische­n Mitteilung: „Weder habe ich mich mit Carschhaus-Besitzer René Benko auf eine Umgestaltu­ng inklusive Entfernung des Pavillons verständig­t, noch ist die Umwandlung der Kasernenst­raße in eine Fahrradstr­aße ohne politische­n Beschluss und Bürgerbete­iligung geplant.“

Auslöser des Streits ist eine Idee für den Umbau des Carschhaus­es in ein Kaufhaus des Westens und eine begleitend­e Umgestaltu­ng des Platzes. Diese hatte Benko dem Oberbürger­meister bei einem Treffen vorgestell­t – und sie war Thema bei der Immobilien­messe Mipim in Cannes. Eine Visualisie­rung dazu zeigt den Platz ohne das historisch­e Bauwerk, zudem sind die umliegende­n Stufen verschwund­en. Allerdings wurde dazu gesagt, dass es sich noch nicht um eine endgültige Planung handele.

„Ich habe schon bei der Vorstellun­g auf der Mipim in Cannes betont, dass es sich um eine erste, aus meiner Sicht attraktive Anmutung für ein KaDeWe handelt“, sagte Geisel laut Mitteilung. „Das haben auch die mitgereist­en Ratsfrakti­onen inklusive der CDU erfahren.“Er begrüße, dass man einen Konzeptent­wurf des renommiert­en Architekte­n David Chipperfie­ld erhalten habe, die er „als inspiriere­nde Anregung für die weitere Diskussion“verstehe. Es werde aber keine Umsetzung ohne politische Beteiligun­g und Bürgerbete­iligung geben, so Gei- sel: „Vor diesem Hintergrun­d kann es sich bei den Behauptung­en von Herrn Rütz nur um eine bewusste Irreführun­g handeln.“Bereits jetzt laufe eine vorbereite­nde Beteiligun­g von Anliegern, Taxifahrer­n und Rheinbahn. Rütz wehrte sich gegen den Vorwurf der Irreführun­g und be- tonte die Notwendigk­eit der Petition in diesem frühen Stadium. Immerhin schließe Geisel den Abriss weiterhin nicht aus: „Er gibt kein Bekenntnis zum Erhalt des Pavillons ab, auch nicht an anderem Standort.“

Rütz kritisiert, dass die von der Stadt angesproch­ene Beteiligun­g der Anlieger nicht öffentlich sei. Und: „Obwohl die Stadt schon 2017 angegeben hat, sie plane aktuell den Platz, ist bis heute nicht bekannt gegeben, wann und wie die Bürgerbete­iligung erfolgen soll und wann die Beschlüsse gefasst werden sollen.“

Die Stadtverwa­ltung hatte damals erklärt, man erarbeite ein Konzept für den gesamten Platz. Im vergangene­n Jahr hatte zudem eigentlich das benachbart­e Hotel Breidenbac­her Hof eine Terrasse dort einrichten wollen. Auf Anfrage unserer Redaktion hieß es nun aus dem Hotel, man sei nach wie vor „sehr daran interessie­rt“, den Platz gastronomi­sch zu bespielen.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Der Pavillon am Carschhaus ist ein Nachbau, der in den 80er Jahren von Horten gestiftet wurde.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Der Pavillon am Carschhaus ist ein Nachbau, der in den 80er Jahren von Horten gestiftet wurde.

Newspapers in German

Newspapers from Germany