Orbáns Suspendierung reicht nicht
Es ist richtig, die ungarische Partei Fidesz und damit Viktor Orbán aus der europäischen Parteienfamilie auszuschließen. Viel zu lang hat die EVP Orbans Treiben tatenlos zugesehen. Allerdings gibt es zu denken, welchen Anlass die EVP für den Rauswurf nimmt. Sie wurde erst aktiv, als Orbán eine widerliche Schmutzkampagne gegen EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker anzettelte. Sie hätte ihn aber schon viel früher hinauswerfen müssen. Und zwar, weil er seit Jahren die Demokratie in Ungarn aufweicht, weil er die EU-Fördertöpfe zur Bereicherung für seinen Clan missbraucht und weil er gegen Zuwanderer und Juden hetzt.
Der Spitzenkandidat der EVP bei den Europawahlen, der deutsche CSU-Politiker Manfred Weber, hat zu lange gezaudert. Er hat gehofft, dass er Orbán noch einhegen kann. Das war ein Fehler. Inzwischen ist die Causa Orbán zu einer Belastung für seinen Wahlkampf geworden. Weber will nächster Kommissionspräsident werden. Dabei ist er darauf angewiesen, dass ihn Sozialdemokarten und Grüne mit wählen. Nur: Die nun angepeilte Lösung einer bloßen Suspendierung der Fidesz-Mitgliedschaft wird ihm nicht helfen. Sie werden ihn nur dann wählen, wenn sich die EVP komplett von dem Anhänger der illiberalen Demokratie gelöst hat. BERICHT KONSERVATIVE SUSPENDIEREN ORBAN, TITELSEITE