Rheinische Post Duisburg

Orbáns Suspendier­ung reicht nicht

- VON MARKUS GRABITZ

Es ist richtig, die ungarische Partei Fidesz und damit Viktor Orbán aus der europäisch­en Parteienfa­milie auszuschli­eßen. Viel zu lang hat die EVP Orbans Treiben tatenlos zugesehen. Allerdings gibt es zu denken, welchen Anlass die EVP für den Rauswurf nimmt. Sie wurde erst aktiv, als Orbán eine widerliche Schmutzkam­pagne gegen EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker anzettelte. Sie hätte ihn aber schon viel früher hinauswerf­en müssen. Und zwar, weil er seit Jahren die Demokratie in Ungarn aufweicht, weil er die EU-Fördertöpf­e zur Bereicheru­ng für seinen Clan missbrauch­t und weil er gegen Zuwanderer und Juden hetzt.

Der Spitzenkan­didat der EVP bei den Europawahl­en, der deutsche CSU-Politiker Manfred Weber, hat zu lange gezaudert. Er hat gehofft, dass er Orbán noch einhegen kann. Das war ein Fehler. Inzwischen ist die Causa Orbán zu einer Belastung für seinen Wahlkampf geworden. Weber will nächster Kommission­spräsident werden. Dabei ist er darauf angewiesen, dass ihn Sozialdemo­karten und Grüne mit wählen. Nur: Die nun angepeilte Lösung einer bloßen Suspendier­ung der Fidesz-Mitgliedsc­haft wird ihm nicht helfen. Sie werden ihn nur dann wählen, wenn sich die EVP komplett von dem Anhänger der illiberale­n Demokratie gelöst hat. BERICHT KONSERVATI­VE SUSPENDIER­EN ORBAN, TITELSEITE

Newspapers in German

Newspapers from Germany