Kranker Caparros tritt bei C&A zurück
Der Herzinfarkt im Oktober 2018 zwingt den Manager zum Rückzug. Sein Nachfolger ist ein Brenninkmeijer.
DÜSSELDORF Die Karriere von Alain Caparros (62) als Europa-Chef des Textilfilialisten C&A hat ein jähes Ende gefunden. „Leider sehe ich mich aufgrund meines Herzinfarktes im vergangenen Jahr nicht mehr in der Lage, meine Position mit dem erforderlichen Einsatz auszufüllen“, teilte Caparros am Mittwoch mit und erklärte: „Mit großem Bedauern und in enger Abstimmung mit meinem Team, dem Vorstand und den Eigentümern habe ich mich entschieden, die Führung des Unternehmens an einen Nachfolger zu übergeben. Damit möchte ich sicherstellen, dass die positive Entwicklung des Unternehmens weiter vorangetrieben wird und ich mich auf meine Genesung konzentrieren kann.“Als Berater will er C&A aber erhalten bleiben. Der Nachfolger kommt aus der Eigentümerfamilie: Edward Brenninkmeijer ist seit 2014 verantwortlich für C&A in Brasilien, Mexiko und China.
Im Oktober hatte Caparros den Infarkt erlitten. Aber schon kurze Zeit später schien der Manager wieder gut erholt und las der krisengeschüttelten Textilbranche die Leviten, weil diese viel zu spät auf Billiganbieter wie die irische Kette Primark reagiert habe. So dezidiert hatte er schon als Rewe-Chef Stellung bezogen. Damals, im Dezember 2016, hatte er im Gespräch mit unserer Redaktion vor Amazon als Konkurrent im Lebensmittelhandel gewarnt – ehe er den Kölner Konzern im Juni 2017 überraschend verließ und zwei Monate später rheinabwärts bei C&A in Düsseldorf anheuerte.
Dort hat Caparros binnen knapp eineinhalb Jahren vieles verändert: Verstärkung des Online-Handels, neue Eigenmarken, ein schlankerer Europa-Vorstand, der von sieben auf drei Mitglieder schrumpfte. Er holte Deko-Artikel von Butlers und Kostüme von Deiters in die Häu- ser. Eine breitere Palette von Herstellern im C&A-Angebot hatte Caparros schon kurz nach Amtsantritt gefordert. Martijn Brenninkmeijer, Chef der Cofra Holding, der C&A gehört, dankte Caparros am Mittwoch und lobte den Franzosen, der seit vier Jahren auch einen deutschen Pass hat: „Er hat C&A in die richtige Richtung gelenkt und das in ei- ner Zeit mit vielen Herausforderungen im Einzelhandelssektor.“
Das mit den Herausforderungen ist wohl wahr. Die arrivierte Textilbranche leidet unter der Internet-Konkurrenz, unter aggressiven Wettbewerbern wie Primark und Zara, unter zu warmen Wintern und verregneten Sommern. Aber Caparros ist halt keiner, der den einfachen Weg sucht. Was nicht verwundert bei einem, dessen Eltern Anfang der 60er Jahre aus dem vom Unabhängigkeitskrieg schwer erschütterten Algerien nach Frankreich flohen. Als er bei Rewe das Zepter übernahm, suchte der Handelskonzern, von einer Korruptionsaffäre erschüttert und ohne erkennbare Strategie, noch seinen Weg. Am Ende der Caparros-Ära standen 2017 Rekordumsätze und -gewinne. Kurz zuvor hatte der Rewe-Chef es nach einem langen Kampf gegen die Komplett-Übernahme von Kaiser’s Tengelmann durch Edeka geschafft, dass die Hamburger ihrem Kölner Rivalen einen Teil der Tengelmann-Tochter überlassen mussten. Caparros’ elfjährige Amtszeit als Rewe-Chef ist ohne jeden Zweifel eine Erfolgsgeschichte.
So eine Bilanz hätte sich der in Düsseldorf lebende Manager auch für C&A gewünscht. Dass das womöglich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr unter seiner Führung passieren würde, hat Caparros aber vielleicht schon im Oktober geahnt. Damals sprach er von einer „gesundheitlichen Grenzerfahrung“und davon, dass er über Grundsätzliches nachgedacht habe. Dazu gehört vermutlich auch der Gedanke, dass man es nach einem solchen gesundheitlichen Rückschlag ein bisschen langsamer angehen lassen kann.