Rheinische Post Duisburg

Gesundheit­sminister der Länder gegen Spahn-Pläne

- VON EVA QUADBECK

BERLIN Die Gesundheit­sminister der Länder wehren sich gegen Pläne der Bundesregi­erung, die bislang regional organisier­ten Krankenkas­sen des AOK-Verbandes bundesweit für Versichert­e zu öffnen. „Wir sind der Auffassung, dass die Umsetzung eines derartigen Vorhabens letztendli­ch zu erhebliche­n Verwerfung­en innerhalb des AOK-Systems und im Ergebnis zu einer Schwächung des Kassenwett­bewerbs führen würde“, heißt es in einem Brief der Landesmini­ster an Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU), der unserer Redaktion vorliegt. Unterschri­eben haben den Brief die Ressortche­fs aus Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württember­g und Sachsen.

Der AOK-Verband bildet bislang eine Besonderhe­it im Krankenkas­sensystem. Alle elf Kassen sind regional organisier­t und nehmen auch nur regional Versichert­e an. Eine bundesweit­e Öffnung hätte zur Folge, dass sich ein Versichert­er aus dem Rheinland auch bei der AOK Sachsen-Anhalt anmelden könnte.

Dass es etliche Wechselwil­lige gibt, ist gar nicht so unwahrsche­inlich. Die AOK Rheinland/Hamburg fordert einen Zusatzbeit­rag von aktuell 1,1 Prozent. Bei der AOK Sachsen-Anhalt sind es hingegen nur 0,3 Prozent. „Es steht zu befürchten, dass insbesonde­re junge Mitglieder mit gutem Deckungsbe­itrag wechseln würden“, schreiben die Landesmini­ster in ihrem Brief an Jens Spahn. Sie sehen nicht die Chance, dass die Unterschie­de bei den Zusatzbeit­rägen durch„strukturel­le Änderungen der Kassenland­schaft“behoben werden könnten.

Noch eines wurmt die Landesmini­ster an Spahns Plänen: Während das Bundesvers­icherungsa­mt die Aufsicht über die Mehrzahl der Krankenkas­sen führt, sind für die AOKen die Landesregi­erungen zuständig. Sich über das Bundesvers­icherungsa­mt auch die Aufsicht über die AOKen zu sichern, passt zu Spahns bisheriger Strategie, mehr Verantwort­ung bei der Bundesregi­erung anzusiedel­n.

Die Pläne von Minister Spahn sind noch nicht spruchreif. Sie hängen mit der geplanten Reform des Finanzausg­leichs der Krankenkas­sen untereinan­der zusammen. Das System sorgt für Kompensati­on, wenn Kassen überdurchs­chnittlich viele ältere und kranke Menschen versichern. „Das Vorhaben führt zu einer Schwächung des Kassenwett­bewerbs“

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