21 Sportler in Doping-Skandal verwickelt
In acht Ländern und fünf Sportarten wurde gedopt. Inzwischen hat es eine fünfte Festnahme gegeben.
MÜNCHEN (dpa) Der Doping-Krimi „Operation Aderlass“wird immer fesselnder. 21 Sportler aus acht Ländern und fünf Sportarten sollen in Europa, in Südkorea und sogar auf Hawaii verbotenes Eigenblut-Doping betrieben haben. Ob deutsche Athleten in den Fokus der Staatsanwaltschaft gerückt sind, ist nicht klar. Und auch nicht, ob diese Betrugsaffäre in nicht noch größere Dimensionen vorstößt.
„Die Operation Aderlass ist von Anfang an eine sehr interessante und spannende Gesichte, in der längst nicht alle Kapitel geschrieben sind“, sagte Oberstaatsanwalt Kai Gräber. Fast täglich gebe es neue Wendungen. Fünf Personen sind mittlerweile festgenommen worden.
In dem durch das Doping-Geständnis des österreichischen Skilangläufers Johannes Dürr ausgelösten Falls handele sich um die „Spitze des Eisbergs“, da noch weitere Sportarten betroffen seien, sagte der bayerische Staatsminister Georg Eisenreich (CSU) am Mittwoch in München. Die Razzia vor wenigen Wochen bei der nordischen Ski-WM in Österreich und in den Räumen des Hauptverdächtigen Mark S. in Erfurt hat die Münchner Schwerpunktstaatsanwaltschaft wie nie zuvor in den öffentlichen Fokus gerückt.
Mark S. konnte vernommen werden, berichtete Gräber. Details daraus verriet er aus „ermittlungstaktischen Gründen“nicht. Seit 2011 und bis zur Doping-Razzia im Februar hat es bei den Sportlern eine dreistellige Zahl an Bluttransfusio- nen gegeben. „Ein kleiner Prozentsatz“der Athleten seien Frauen. Die Nationalitäten ließ er offen. Bekannt sind bislang die Herkunftsländer Österreich, Estland und Kasachstan. Ob deutsche Sportler darunter sind, wollte Gräber „zum derzeitigen Zeitpunkt nicht beantworten“. Es geht um drei Winter- und zwei Sommer- sportarten.
Den Ermittlungen zufolge hat sich Mark S. seine Dienste mit rund 4000 bis 12.000 Euro pro Athlet pro Saison entlohnen lassen. „Der hat schon seinen Schnitt gemacht“, sagte Gräber.
Außer Mark S. wurden nach der Razzia drei weitere Personen festgenommen. Eine 48-jährige Deutsche ist noch nicht aus Österreich ausgeliefert worden. Ein 66-Jähriger wurde am vergangenen Freitag von dort nach Deutschland gebracht. Mittlerweile wurde eine fünfte Person aus dem Netzwerk des Arztes festgenommen. Den Beschuldigten drohen Haftstrafen von ein bis zehn Jahren.
Rund 7100 Ermittlungsverfahren wurden bislang durchgeführt, mehr als 1200 Dopingsünder wurden verurteilt. Aussagewillige Sportlern sollten weitgehend von Strafverfolgungen befreit werden können.