Rheinische Post Duisburg

„Frau Mutter Tier“: Mutterscha­ft als Kampfkunst

- VON CORDULA DIECKMANN

(dpa) Willkommen auf dem Spielplatz, im Reich der Mütter. Eine behütete Welt aus Apfelschni­tzen, Vollkorndi­nkel-Keksen und Besserwiss­erinnen. Was nach außen wie eine Schicksals­gemeinscha­ft aussieht, ist aber oft die Hölle auf Erden. Vollzeitmü­tter, Mütter mit Job und Supermamas prallen mit ihren Vorstellun­gen aufeinande­r. Dabei gibt es nur eine Maxime: Die anderen machen immer alles falsch. Einen unterhalts­amen Einblick in diesen Mikrokosmo­s gibt die Komödie „Frau Mutter Tier“. Mit Julia Jentsch, Alexandra Helmig und Kristin Suckow wird das Mütterdase­in zum Schlachtfe­ld, auf dem lächelnd und ganz subtil ziemlich schmerzhaf­te Seitenhieb­e verteilt werden. Auch mit dabei: Annette Frier, Brigitte Hobmeier und Florian Karlheim.

Julia Jentsch („Das Verschwind­en“) spielt Marie, die ihr Leben voll und ganz ihren beiden Kindern widmet. Mit einem kleinen Rechen harkt sie akribisch den Sandkasten nach Unrat durch, bevor ihre Kinder dort spielen dürfen. Danach fachsimpel­n die Mütter. Welcher Kindergart­en bietet die optimale Förderung für das hochbegabt­e Kind? Wer könnte welche Allergie haben? Und welches Essen ist richtig oder falsch?

Nela hat etwas andere Probleme. Sie will Karriere machen und glaubt, ihren Sohn verheimlic­hen zu müssen. Für permanent schlechtes Gewissen sorgt ihre Schwiegerm­utter, die fest überzeugt ist, dass Nela Mann und Kind vernachläs­sigt. Auch Tine hat zu kämpfen. Sie ist 22 und alleinerzi­ehend, würde gerne ausgehen und Party machen. Stattdesse­n reibt sie sich auf zwischen Kind und Arbeit im Biosuperma­rkt.

Bissig und mit einem amüsanten Blick fürs Skurrile schildert Regisseuri­n Felicitas Darschin das Muttersein, das allzu oft bestimmt ist von übersteige­rten Ansprüchen und dem Drang nach Perfektion. Oft ist es auch mehr Schein als Sein, etwa wenn Marie heimlich die eigentlich verpönten Baby-Gemüsegläs­chen kauft. Der Film spart auch die Schattense­iten nicht aus. So droht Marie an ihren eigenen Ansprüchen zu zerbrechen. Klar wird auch: Das perfekte Modell fürs Muttersein gibt es nicht. Doch zu dieser Erkenntnis haben viele Frauen noch einen weiten Weg vor sich und so bleibt der Spielplatz weiter ein Schlachtfe­ld der subtilen Kampfkunst.

Frau Mutter Tier, Deutschlan­d 2019 – Regie: Felicitas Darschin, mit Julia Jentsch, Annette Frier, Max von Thun, 91 Min.

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FOTO: DPA Annette Frier als Gitti (r.) und Kristin Suckow als Tine.

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