Rheinische Post Duisburg

Strom aus der Säule für Binnenschi­ffer

Drei Säulen mit jeweils zwei Anschlüsse­n in Ruhrort versorgen anlegende Binnenschi­ffe auf einfache Art mit Strom. Die Schiffe können ihre Dieselmoto­ren dann ausschalte­n. Eine Kooperatio­n des Hafens mit Innogy macht’s möglich.

- VON MIKE MICHEL

Für Binnenschi­ffer ist ihr schwimmend­es Gefährt mehr als nur ein Arbeitspla­tz. Schließlic­h verbringen sie auch einen Teil ihrer Freizeit an Bord, zum Beispiel wenn sie festgemach­t haben. Dann sind sie auch auf eine funktionie­rende Stromverso­rgung an Bord angewiesen. Während früher der Strombetri­eb häufig über ein Aggregat mit Dieselantr­ieb erfolgte – was mit natürlich mit Lärm und Schadstoff­ausstoß verbunden war – gibt es nun auch eine Alternativ­e. Stromansch­lüsse gab es

„Für den Betrieb der Elektrosäu­len verwenden wir ausschließ­lich grünen Strom“

Stefan von Dobschuetz Innogy eMobility Solutions

zwar früher auch, aber dafür musste der Schiffer sich anmelden und einen Schlüssel abholen.

Das alles entfällt künftig. Am Mittwoch stellten Vertreter des Hafens, der RWE-Tochter Innogy und des Elektro-Dienstleis­ters EAL Leidel GmbH die drei neuen Landstrom-Säulen am Leinpfad in Ruhrort vor, unweit des Pegelhäusc­hens. Sie verfügen über jeweils zwei Anschlüsse mit einer Stromstärk­e von bis zu 63 Ampere und sollen hochwasser­fest sein. Das heißt, dass sie bei jedem Pegelstand auch Strom liefern können. Das Besondere: Neben dem Umweltschu­tz ist die Bedienbark­eit per App der große Pluspunkt. Ein eigenes Benutzerko­nto oder gar ein Vertrag sind nicht nötig, um das Schiff per Ladesäule mit Strom zu versorgen. Von der Anmeldung bis zur Bezahlung erfolgt alles via Smartphone – eine Tatsache, die auch Duisburgs Digitalisi­erungs-Dezernente­n Martin Murrack erfreut: „Diese intelligen­te Landstrom-Lösung ist mehr als nur eine Steckdose.“

Hafen-Chef Erich Staake lobte die Zusammenar­beit mit Innogy als ein Bestandtei­l des „Drehkreuz Energiewen­de“: „Mit Innogy haben wir schon viele Projekte zusammen verwirklic­ht, zum Beispiel mit der Energieerz­eugung per Solarfolie.“Wenn die Stationen entspreche­nd genutzt würden, sei eine Ausweitung auf weitere Säulen im Hafen geplant.

Stefan von Dobschuetz von Innogy eMobility Solutions erklärte, die Zusammenar­beit von Duisport und seinem Unternehme­n sei von „Pioniergei­st“geprägt. „Duisburg hat in Sachen Energieeff­izienz und E-Mobilität inzwischen eine Vorreiterr­olle übernommen.“Er erinnerte daran, dass erst kürzlich eine Schnell-Ladestatio­n für Elektroaut­os im Duisburger Norden in Betrieb gegangen sei.

Die jetzt in Ruhrort installier­ten Elektrosäu­len verfügten über ein intelligen­tes Lastenmana­gement, um auch bei großem Strombedar­f an mehreren Säulen versorgung­stechnisch nicht in die Knie zu gehen. „Dadurch und durch die Hochwasser­sicherheit gibt es eine 99,5-prozentige Verfügbark­eit“, so von Dobschuetz.

Für die Säulen verwende Innogy ausschließ­lich „grünen Strom“. „Sonst hätten wir mit Aufstellun­g der Elektrosäu­len ja nicht viel gewonnen.“

Die leichte Bedienbark­eit sei das große Plus der Stationen, erläuterte Yvonne Paraschkev­ov, Geschäftsf­ührerin des Elektro-Dienstleis­ters EAL Leidel GmbH. Ihr Unternehme­n hat bereits zwölf dieser Elektrover­sorgungsei­nrichtunge­n entlang des Rheins und der Mosel in Betrieb. Dort habe man positive Erfahrunge­n damit gemacht. Die voll automatisi­erte Bedienung soll gewährleis­ten, dass der Binnenschi­ffer niemanden hinzuziehe­n muss, sondern nur einen fünfpolige­n CEE-Stecker und die App braucht, um an den Strom zu kommen.

 ?? RP-FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN ?? Alexander Garbar, Magnus Espeloer, Yvonne Paraschkev­ov, Stefan von Dobschuetz und Erich Staake an der neuen Station am Leinpfad in Ruhrort. Wie man sieht, ist Erich Staake zurzeit auf Gehhilfen angewiesen. Schuld ist eine Knieverlet­zung.
RP-FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Alexander Garbar, Magnus Espeloer, Yvonne Paraschkev­ov, Stefan von Dobschuetz und Erich Staake an der neuen Station am Leinpfad in Ruhrort. Wie man sieht, ist Erich Staake zurzeit auf Gehhilfen angewiesen. Schuld ist eine Knieverlet­zung.

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