Der Duisburg-Fotograf wird 90
Ein halbes Jahrhundert hat Bernd Kirtz alle Seiten der Stadt fotografiert. Heute feiert er Geburtstag.
Vor wenigen Tagen haben wir Bernd Kirtz getroffen. Es kam uns nicht in den Sinn, dass wir es mit einem Herrn von fast 90 Jahren zu tun hatten. So fit, geistig und körperlich, wie er war. Nun können wir dem Mann, der 50 Jahre lang so ziemlich alle Facetten der Stadt fotografiert hat, zu seinem 90. Geburtstag gratulieren.
Kirtz’ Auftraggeber waren Architekten, der Hafen, Reedereien, Unternehmen und Einrichtungen der Stadt. Viele seiner Aufnahmen sind heute wichtige Zeitdokumente. Sie zeigten, wie sich im Laufe der Jahre das Stadtbild von Duisburg verändert hat. Es war deshalb ein großes Geschenk, dass Kirtz, ein Spezialist für Architektur- und Industriefotografie, viele Aufnahmen aus seinem privaten Archiv dem Stadtarchiv vor einigen Jahren überlassen hat. Nicht zuletzt ergänzen Kirtz’ Aufnahmen die bestehende Fotosammlung des Stadtarchivs. Dort werden bereits die Fotografien des Berufsfotografen Hermann Hill (1888 bis 1963) aufbewahrt, der von den 20er Jahren bis Mitte der 50er Jahre in Duisburg fotografiert hat.
Als Hermann Hill seine Kamera aus der Hand legte, kam der 1929 in Kassel geborene Bernd Kirtz nach Duisburg und wurde sozusagen der inoffizielle Stadtfotograf. Die meisten Fotografien, die Kirtz im Jahr 2012 dem Stadtarchiv geschenkt hat, sind in Schwarzweiß, im eigenen Labor entwickelt. Gegenüber von Farbfotografien haben sie den Vorteil, dass sie besser archiviert werden können und nicht – wie Farbaufnahmen – im Laufe der Jahre verblassen.
Die Fotografien von Bernd Kirtz sind keine Schnappschüsse, sondern von hoher künstlerischer Qualität. Kirtz, der 1953 seine Meisterprüfung beim Fotografen Karl Hugo Schmölz in Köln absolvierte, ist bekannt dafür, dass er aussagekräftige Bilder mit der Kamera einfangen kann. Dafür wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. In Duisburg wurde er nicht zuletzt als „Hausfotograf des Lehmbruck-Museums“bekannt. Er lichtete Anfang der 60er Jahre die Pläne für das Museum ab und war bis vor wenigen Jahren immer wieder mit seiner Kamera vor und im Museum präsent.
Das tat er nicht nur im Auftrag, sondern auch aus privatem Interesse. Kirtz hat dem Lehmbruck-Museum ebenfalls zahlreiche Fotografien geschenkt. Als Dank zeigte das Lehmbruck-Museum im Jahr 2008 eine Kirtz-Ausstellung mit Museumsfotografien. Auch das Binnenschifffahrtsmuseum und das Kultur- und Stadthistorische Museum besitzen bereits Kirtz-Fotografien. Dem Bistumsarchiv in Essen schenkte Kirtz vor kurzem seinen künstlerischen Zyklus „Verwandlungen“. Die Motive für diese Reihe fand Kirtz zum großen Teil im Meidericher Stahlwerk, kurz nach dem es geschlossen worden war und bevor es zum Landschaftspark umgewandelt wurde.
Die Fotografien, die Kirtz dem Stadtarchiv geschenkt hat, spiegeln wider, wie sich das Stadtbild im Laufe der Jahre verändert hat. Kirtz war mit der Kamera zur Stelle, wenn der Abriss eines Gebäudes geplant war. Deshalb gibt es im Stadtarchiv nun eine schöne Fotografie vom Ruhrorter Hebeturm, der 1970 abgerissen wurde. Und auch die Königstraße, die Kirtz vor 50 Jahren fotografiert hat, sieht heute anders aus. Da macht das Vergleichen von Einst und Jetzt Spaß.
Es gibt wohl nicht viele Duisburger, die ihre Stadt so gut kennen wie Bernd Kirtz. Auf die Frage, ob sich das Stadtbild zum Besseren oder Schlechteren gewandelt hat, gibt Kirtz die klare Antwort: zum Besseren. Besonders die Innenstadt und der Innenhafen hätten gewonnen, so seine Ansicht. Mit einer Ausnahme: Der Abriss der alten denkmalgeschützten Mercatorhalle tue ihm heute noch weh. Froh ist er, dass der Stadtwerketurm nicht, wie einst geplant, abgerissen wurde. Kirtz hat ihn von der Berliner Brücke aus als Wahrzeichen der Stadt auf klassische Weise fotografiert.