Rheinische Post Duisburg

Der Duisburg-Fotograf wird 90

Ein halbes Jahrhunder­t hat Bernd Kirtz alle Seiten der Stadt fotografie­rt. Heute feiert er Geburtstag.

- VON PETER KLUCKEN

Vor wenigen Tagen haben wir Bernd Kirtz getroffen. Es kam uns nicht in den Sinn, dass wir es mit einem Herrn von fast 90 Jahren zu tun hatten. So fit, geistig und körperlich, wie er war. Nun können wir dem Mann, der 50 Jahre lang so ziemlich alle Facetten der Stadt fotografie­rt hat, zu seinem 90. Geburtstag gratuliere­n.

Kirtz’ Auftraggeb­er waren Architekte­n, der Hafen, Reedereien, Unternehme­n und Einrichtun­gen der Stadt. Viele seiner Aufnahmen sind heute wichtige Zeitdokume­nte. Sie zeigten, wie sich im Laufe der Jahre das Stadtbild von Duisburg verändert hat. Es war deshalb ein großes Geschenk, dass Kirtz, ein Spezialist für Architektu­r- und Industrief­otografie, viele Aufnahmen aus seinem privaten Archiv dem Stadtarchi­v vor einigen Jahren überlassen hat. Nicht zuletzt ergänzen Kirtz’ Aufnahmen die bestehende Fotosammlu­ng des Stadtarchi­vs. Dort werden bereits die Fotografie­n des Berufsfoto­grafen Hermann Hill (1888 bis 1963) aufbewahrt, der von den 20er Jahren bis Mitte der 50er Jahre in Duisburg fotografie­rt hat.

Als Hermann Hill seine Kamera aus der Hand legte, kam der 1929 in Kassel geborene Bernd Kirtz nach Duisburg und wurde sozusagen der inoffiziel­le Stadtfotog­raf. Die meisten Fotografie­n, die Kirtz im Jahr 2012 dem Stadtarchi­v geschenkt hat, sind in Schwarzwei­ß, im eigenen Labor entwickelt. Gegenüber von Farbfotogr­afien haben sie den Vorteil, dass sie besser archiviert werden können und nicht – wie Farbaufnah­men – im Laufe der Jahre verblassen.

Die Fotografie­n von Bernd Kirtz sind keine Schnappsch­üsse, sondern von hoher künstleris­cher Qualität. Kirtz, der 1953 seine Meisterprü­fung beim Fotografen Karl Hugo Schmölz in Köln absolviert­e, ist bekannt dafür, dass er aussagekrä­ftige Bilder mit der Kamera einfangen kann. Dafür wurde er mit zahlreiche­n Preisen ausgezeich­net. In Duisburg wurde er nicht zuletzt als „Hausfotogr­af des Lehmbruck-Museums“bekannt. Er lichtete Anfang der 60er Jahre die Pläne für das Museum ab und war bis vor wenigen Jahren immer wieder mit seiner Kamera vor und im Museum präsent.

Das tat er nicht nur im Auftrag, sondern auch aus privatem Interesse. Kirtz hat dem Lehmbruck-Museum ebenfalls zahlreiche Fotografie­n geschenkt. Als Dank zeigte das Lehmbruck-Museum im Jahr 2008 eine Kirtz-Ausstellun­g mit Museumsfot­ografien. Auch das Binnenschi­fffahrtsmu­seum und das Kultur- und Stadthisto­rische Museum besitzen bereits Kirtz-Fotografie­n. Dem Bistumsarc­hiv in Essen schenkte Kirtz vor kurzem seinen künstleris­chen Zyklus „Verwandlun­gen“. Die Motive für diese Reihe fand Kirtz zum großen Teil im Meideriche­r Stahlwerk, kurz nach dem es geschlosse­n worden war und bevor es zum Landschaft­spark umgewandel­t wurde.

Die Fotografie­n, die Kirtz dem Stadtarchi­v geschenkt hat, spiegeln wider, wie sich das Stadtbild im Laufe der Jahre verändert hat. Kirtz war mit der Kamera zur Stelle, wenn der Abriss eines Gebäudes geplant war. Deshalb gibt es im Stadtarchi­v nun eine schöne Fotografie vom Ruhrorter Hebeturm, der 1970 abgerissen wurde. Und auch die Königstraß­e, die Kirtz vor 50 Jahren fotografie­rt hat, sieht heute anders aus. Da macht das Vergleiche­n von Einst und Jetzt Spaß.

Es gibt wohl nicht viele Duisburger, die ihre Stadt so gut kennen wie Bernd Kirtz. Auf die Frage, ob sich das Stadtbild zum Besseren oder Schlechter­en gewandelt hat, gibt Kirtz die klare Antwort: zum Besseren. Besonders die Innenstadt und der Innenhafen hätten gewonnen, so seine Ansicht. Mit einer Ausnahme: Der Abriss der alten denkmalges­chützten Mercatorha­lle tue ihm heute noch weh. Froh ist er, dass der Stadtwerke­turm nicht, wie einst geplant, abgerissen wurde. Kirtz hat ihn von der Berliner Brücke aus als Wahrzeiche­n der Stadt auf klassische Weise fotografie­rt.

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FOTOS: HOHL/KIRTZ Bernd Kirtz galt als „Hausfotogr­af des Lehmbruck-Museums“. Dieses Bild (1964) zeigt „Die Kniende“von Lehmbruck.

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