Sieben Ausstellungen auf einen Streich
Die Cubus-Kunsthalle ist bis Ende des Monats das Festivalzentrum der Duisburger Akzente. Das Spektrum der Ausstellungen reicht vom „Poesiealbum“bis zu „Anzündbonbons“.
Mit gleich sieben Ausstellungen präsentiert sich die Cubus-Kunsthalle als ein Zentrum der diesjährigen Akzente. 13 Veranstaltungen kann das Publikum bis zum 31. März dort insgesamt sehen. Das Erdgeschoss beherbergt nun Malerei und Objekte, Installationen und Medienkunst sowie Bilder und Texte. Verbindende Leitlinien der sieben Einzelausstellungen sind Themen wie Sehnsucht und Wahrnehmung, Glauben und Spiritualität, Fantasien und Galaxien. Miteinander abgestimmt und in Position gebracht wurde das Ganze vom Künstler des ersten Duisburger Aufenthaltsstipendiums, Alexander Kuczewski.
Das Entree der Kunsthalle ist dominiert von Werken des zeitgenössischen Mixed-Media Künstlers Martin Sieverding, die scheinbar unaufhaltsam in den Raum sich ausdehnen und ein überdimensionales „Wolkenkuckucksheim“errichten. Fast schon an den Rand gedrängt steht unbemerkt die Installation „Anzündbonbons“von Yvonne Höfs dabei. Ebenso versteckt kommt Madalina Rotters AV-Installation „Ferne Welten“in einem kleinen Abstellraum zur Geltung: Schwarzer Molton, UV-Licht und zentralperspektivisch angeordnete fluoreszierende Körper mit Galaxie ähnlichen Strukturen reichen aber aus, um ein ungemein wirkungsvolles Sehnsuchtsmoment bei den Besuchern hervorzurufen.
Im Raum daneben hat Elke Frieding ihre Installation „One“aufgebaut. „One is all and all is one“hat die Künstlerin auf ein Transparent geschrieben, um damit zum Ausdruck zu bringen, dass „One als Symbol der Einheit“(im Buddhismus), wie sie sagt, „nicht Einfalt, sondern Vielfalt bedeutet“. Auf einem zweiten Transparent hat sie eindrucksvoll die Zahl eins in über hundert Sprachen aufgelistet übersetzt. Ihr gegenüber hat die Künstlerin und Kunstaktivistin Fatima Caliskan ein „Utopiealbum“eingerichtet, wie sie ihre Arbeit in Anlehnung an das durch digitale Medien fast in Vergessenheit geratene „Poesiealbum“nennt. Zwölf Kapitel – geprägt von dystopisch bis utopisch determinierten Gedanken – umfasst das kognitiv wie sinnlich stark erlebbare Werk, das der Frage nachgeht: „Wie würde das Leben in einer Utopie aussehen?“
Humorvoll und hintergründig, provokant und diskursfreudig präsentiert sich unweit davon die Bilderserie „Neues aus Schilda“der Theater- und Kunstfrau Verena Meyer. Ihre Arbeit besteht aus zweimal zwanzig kleinformatigen Fotografien, die sich als Pärchen in irgendeiner Art und Weise aufeinander beziehen und insofern interpretatorisch verschiedentliche Reaktionen in der Rezeption auslösen können: Kunst gewissermaßen als Motor von Kommunikation. Um eine Form transformierter Kommunikation geht es in der Arbeit „Gretchenfrage“der Medienkünst- lerin Ruth Bamberg. Diese Video-Installation besteht aus zwei Monitoren: Die eine Videosequenz zeigt wie durch eine Überwachungskamera aufgenommen die Schauspielerin Maria Neumann in der Rolle des „Gretchens“in der bekannten Kerkerszene aus Goethes „Faust 1“.
Die andere Videosequenz bringt dagegen einen Filmausschnitt aus der US-amerikanischen Fernsehserie „House of Cards“mit der Schauspielerin Robin Wright, die mit dem Kerker-Monolog von „Gretchen“aber untertitelt ist. Auf diese Weise wird ein über 200 Jahre alter Text einer Kunstfigur transformiert zur aktuellen Sprache einer zeitgenössischen Frau aus dem hier und jetzt.