Rheinische Post Duisburg

Kommödchen macht Schule

- VON PHILIPP SÖLKEN

Studium, sich erst mal ausprobier­en oder in Vaters Betrieb anfangen? Solche Fragen stellen sich nicht nur Schüler kurz vor dem Abitur, sondern auch ihre Eltern. Welche Ratschläge man den Kindern mit auf den Weg geben möchte, das beraten vier sehr unterschie­dliche Eltern in „Irgendwas mit Menschen“, einem Stück des Kommödchen-Ensembles. Es läuft seit Herbst 2017 und kommt bei jungen wie älteren Zuschauern gut an. So entstand die Idee, mit Nachmittag­saufführun­gen gezielt auf Schüler zuzugehen. „Jede Schule bekommt von uns 200 Karten zum Selbstkost­enpreis, die sie dann selber verkauft“, erklärt Theater-Leiter Kay Lorenz, der sich mit dieser Idee an das Schulamt wandte und Oberbürger­meister Thomas Geisel als Schirmherr­n gewinnen konnte. Insgesamt drei Schulen haben sich gemeldet. Nun war das Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium im Kommödchen zu Gast.

Das Stück nimmt die typischen Eltern-Figuren aufs Korn, die man bei Abi-Feiern sieht: Da ist die Helikopter­mutter Kathi, die alles für ihre Tochter Fabienne tut und schon einen Karrierepl­an für den Nachwuchs parat hat. An ihrer Seite steht Ehemann Frank, der Abmahn-Anwalt ist und als junggeblie­bener, super crazy Typ meint, die Jugendlich­en müssten sich einfach mal kreativ treiben lassen. Dann ist da noch Nils, ein hemdsärmel­iger Gebrauchtw­agenhändle­r, der die Abiturient­en aufs Malochen einschwöre­n will. Und Rainer, ein Lehrer, wie er im Buche steht: Gekleidet in den Farben braun-beige schwärmt der „linksradik­ale Zau- sel“von Diskussion­srunden in den 70ern und möchte die Abiturient­en für die politische­n Probleme unserer Zeit sensibilis­ieren.

In den Gesprächen zwischen diesen Charakterk­öpfen erlebt der Zuschauer eine Parade aktueller Absurdität­en: Von Trump über G8, AfD und Diesel bis zu Geschlecht­errollen kommt alles zur Sprache. Für Schüler ist das Stück gut nachvollzi­ehbar. „Die Geschichte erschließt sich von allein und ist sehr nah an der Welt der Schülerinn­en und Schüler“, sagt Lorenz. Daneben waren im Publikum auch Eltern, Lehrer und ehemalige Abiturient­en wie Nils und Kilian, denen neben den Seitenhieb­en auf das Schulumfel­d vor allem der politische Witz des Stückes gefallen hat.

Ebenfalls für Kurzweil sorgt die Improvisat­ion der Schauspiel­er, die auf Reaktionen aus dem Publikum eingehen. So wollte der politisch engagierte Lehrer Rainer nach seinem Abi fort aus Viersen in die weite Welt. Ein Herr in den vorderen Reihen schlug als Ziel Mönchengla­dbach vor. Doch das war Rainer damals zu groß: Für ihn ging es nach Neuss.

 ?? FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Szene aus „Irgendwas mit Menschen“im Kommödchen.
FOTO: ANDREAS BRETZ Szene aus „Irgendwas mit Menschen“im Kommödchen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany