Gewerkschaft kämpft gegen Bankenfusion
Die Aufsichtsräte berieten die Pläne für einen Zusammenschluss. Nach Commerzbank-Chef Martin Zielke soll sich nun auch Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing dafür stark machen. Doch viele Kontrolleure sind nicht überzeugt.
FRANKFURT Die Vorstandschefs der Deutschen Bank und der Commerzbank haben am Donnerstag ihre Aufsichtsräte über die Gespräche zu einer möglichen Fusion beider Geldhäuser informiert. Die sind bisher nicht alle von den Vorteilen eines Zusammengehens überzeugt, das beide Institute ausloten wollen. Offiziell gab es von beiden Banken keine Information zu den Sitzungen. Doch es ist zu hören, dass Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing dem Kontrollgremium drei Stunden lang Rede und Antwort gestanden habe. Er sieht nach Informationen der Agentur Reuters gute Gründe für ein Zusammengehen mit der Commerzbank, habe aber auch darauf verwiesen, dass zu einer Entscheidung noch mehr Fakten benötigt werden.
Beide Institute haben offenbar schon begonnen, gegenseitig ihre Bücher zu prüfen. Zwar hatte die Politik, vor allem Bundesfinanzminister Olaf Scholz und sein Staatssekretär Jörg Kukies, Druck auf die Deutsche Bank ausgeübt, in solche Gespräche einzusteigen. Doch inzwischen scheint auch Sewing selbst einer Fusion offener gegenüberzustehen. Dass er sich zunächst gesträubt hatte, dürfte an den noch nicht abgeschlossenen Hausaufgaben liegen, etwa der Integration der Postbank in die Deutsche Bank.
Bei beiden Banken wehren sich die Arbeitnehmer gegen eine Fusion. Sie fürchten den Verlust von bis zu 30.000 Arbeitsplätzen. Der Vorstand habe Vorteile einer Fusion nicht darlegen können, hieß es aus Kreisen der Arbeitnehmervertreter. Die Commerzbank ist zwar der kleinere Partner, mit einer Bilanzsumme von gut 460 Milliarden Euro ist sie gerade einmal ein Drittel so groß wie die Deutsche Bank. Sie könnte aber wegen ihres höheren Börsenwerts Vorteile aus einer Fusion ziehen.
Eine weitere Sitzung des Aufsichtsrats ist bei der „gelben Bank“noch nicht anberaumt. Die Gespräche stehen aber unter Zeitdruck. Bei beiden Banken stehen am 22. bzw. 23. Mai die regulären Hauptversammlungen an, auf denen die Aktionäre über eine mögliche Fusion abstimmen müssten. Sollte dieser Punkt auf die Tagesordnung gesetzt werden, müsste dies 30 Tage zuvor geschehen. Sollte das zu knapp sein, könnten die Hauptversammlungen aber auch verschoben werden.
Aber auch verschiedene Großaktionäre wie das Emirat Katar, das sechs Prozent der Anteile an der Deutschen Bank hält, und der Vermögensverwalter Blackrock, der fünf Prozent an der Deutschen und der Commerzbank hält, noch nicht überzeugt. Der amerikanische Finanzinvestor Cerberus jedoch befürwortet angeblich eine Fusion, er hält drei Prozent an der Deutschen und fünf Prozent an der Commerzbank, genauso wie der deutsche Staat, der mit gut 15 Prozent an der Commerzbank beteiligt ist.
Bei der Deutschen Bank dürfte Sewing versucht haben, seinen Aufsichtsrat mit den Größenvorteilen, der Dominanz auf dem deutschen Markt und den sinkenden Kosten etwa für die IT zu überzeugen. Doch diese Synergien zu heben, dauere Jahre und koste sehr viel, kritisiert Hans-Peter Burghof, Banken-Professor an der Universität Hohenheim. „Falls sie überhaupt in dem Ausmaß gehoben werden können, wie das Unternehmensberater bei solchen Fällen gerne ausrechnen“. Bei einer Umfrage des Zentrums für Wirtschaftsforschung, sprachen sich zwei Drittel von 174 befragten Finanzmarktexperten gegen eine Fusion aus. Die Nachteile würden deutlich überwiegen. Andrea Enria, Bankenaufseher der Europäischen Zentralbank, warnte: Banken dürfen nicht „too big to fail“sein – zu groß also, als dass sie nicht scheitern dürfen.