„Falsche“Patienten überfordern Kliniken
Die Notfallaufnahmen der Duisburger Krankenhäuser sind häufig überfüllt. Das liegt auch daran, dass dort viele Patienten hinkommen, die eigentlich einen niedergelassenen Arzt konsultieren müssten.
Die Sana Kliniken am Kalkweg kennen das Problem. An Wochenenden oder an Feiertagen würden besonders viele Patienten in die Notaufnahme kommen. Darunter auch etliche Patienten mit leichteren Verletzungen oder Beschwerden, die auch in einer Hausarztpraxis behandelt werden könnten. „Das Team der Zentralen Notaufnahme (ZNA) versorgt alle Patienten, die in die ZNA kommen, auch die, deren Versorgung ebenso in einer Praxis erfolgen könnte“, heißt es auf Anfrage unserer Zeitung.
Deshalb sei das Triage-System notwendig, um eine bestmögliche Versorgung aller Patienten zu gewährleisten. „Hierbei werden die Patienten bei ihrem Eintreffen durch medizinisches Fachpersonal befragt und in Dringlichkeitsstufen eingeordnet“, erklärt Pressesprecherin Ute Kozber. „Schwer verletzte oder erkrankte Menschen werden sofort behandelt, mit leichteren Verletzungen oder Beschwerden kann es zu Wartezeiten kommen.“
Andrea Kutzer, Leitende Ärztin in der zentralen Notaufnahme des evangelischen Krankenhauses Duisburg Nord, bestätigt, dass manche Patienten unnötigerweise in die Notaufnahme kommen. „Dieses Problem hat jede Notaufnahme.“Die leitende Ärztin schätzt, dass 30 bis 40 Prozent der Patienten eigentlich auch bei einem Hausarzt vorsprechen könnten. „Am Wochenende und nach der Arbeitszeit liegt dieser Wert noch höher, weil die Hausärzte geschlossen haben, Patienten aber trotzdem eine Diagnose erzwingen wollen“, sagt Kutzer.
Für die Krankenhäuser sei dieses Verhalten ein ernstes Problem. „Jeder Patient – ob mit einem grippalen Infekt oder einem Herzinfarkt – bindet Arbeitskräfte und Ressourcen, die anderen Patienten in diesem Zeitpunkt nicht zur Verfügung stehen könnten“, sagt Kutzer. Ein weiteres Problem liege in der Ansteckungsgefahr. Denn Patienten mit leicht übertragbaren Krankheiten säßen oft stundenlang mit anderen Menschen in der Notaufnahme zusammen. Laut der Ärztin kommen Patienten mit der Hoffnung in die Notaufnahme, schneller dran zu kommen. Zudem bekämen sie im Krankenhaus an einem Tag Zugang zu Laboruntersuchungen und Röntgenbehandlungen. Außerhalb der Notaufnahme bräuchte ein Patient dafür mehrere Termine bei verschiedenen Ärzten.
„Auch unsere Zentrale Notaufnahme ist hoch frequentiert“, erläutert Valentin Riemer, Sprecher des Helios Klinikums in Hamborn. Als Maximalversorger sei man zwar auf Spitzen im Patientenaufkommen eingestellt, allerdings könne es mitunter zu langen Wartezeiten kommen. Diese richten sich danach, wie schwer eine Erkrankung oder Verletzung ist. So sei sichergestellt, dass kritisch kranke Patienten immer schnellstmöglich versorgt werden, sagt Riemer.
Auch im Helios Klinikum besuchen immer mehr Patienten die Notaufnahme: „Wir spüren einen allgemeinen Trend zur Inanspruchnahme der Notaufnahme, können den Anteil der Patienten mit minderschweren Erkrankungen allerdings nur schwer abschätzen“, sagt Riemer. Denn der Schweregrad einer Erkrankung lasse sich nicht immer an den ersten Symptomen festmachen, sondern werde gegebenenfalls erst im Verlauf oder nach umfangreicherer Diagnostik erkennbar. „Manchmal kann sich beispielsweise auch hinter Kopfschmerzen eine ernstzunehmende Erkrankung verbergen“, so der Sprecher. „Deshalb kann man keine pauschale Empfehlung dazu geben, wann der Weg zum Hausarzt und wann der Weg in die Notaufnahme angebracht ist.“
Im Bethesda Krankenhaus in Hochfeld wurden 2018 insgesamt 16.898 Patienten in der Notaufnahme registriert. Eine konkrete Zahl der „unnötigen Besuche“ließe sich nicht ermitteln, da die Einschät- zung dazu schwer herausstellbar sei, heißt es vom Bethesda. Nach einer hausinternen Umfrage bestätigt sich aber die Prozentzahl, die die Krankenkassen KKH kürzlich ermittelt hat. Aus der KKH-Umfrage geht hervor, dass mehr als jeder Dritte das Krankenhaus trotz geöffneter Arztpraxen ansteuert – auch wenn er Beschwerden hat, die nicht lebensbedrohlich sind. Als Grund gaben rund 40 Prozent an, dass sie sich in der Notaufnahme medizinisch besser versorgt fühlen als in einer Arztpraxis. Einige suchen den Weg ins Krankenhaus, weil sie bei ihrem Hausarzt keinen Termin bekommen haben. „Nur bei gravierenden und lebensbedrohlichen Beschwerden ist die Notaufnahme eines Krankenhauses die richtige Adresse“, kommentiert Stefan Gärmer von der KHH in Duisburg. „Nur bei gravierenden und lebensbedrohlichen Beschwerden ist die Notaufnahme eines
Krankenhauses die richtige Adresse“
Stefan Gärtner
KKH Duisburg