Rheinische Post Duisburg

Hochhaus-Räumung zermürbt Ehepaar

Die Rentner Ingrid und Flavio Frainer mussten ihre Wohnung an der Husemannst­raße in Hochheide verlassen. Nun leben sie in einem Altenheim in Neumühl. Dort fühlen sie sich nicht wohl. Die Wohnungssu­che ist schwierig.

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HOMBERG (mh) Flavio und Ingrid Frainer konnten es nicht fassen, als sie ihr Zuhause nach über 25 Jahren aufgrund von Brandschut­zmängeln verlassen mussten. „Zuerst habe ich es nicht geglaubt“, sagt Flavio Frainer. Sie schliefen nach der Räumung der Hochhäuser an der Husemannst­raße eine Nacht in einer Flüchtling­sunterkunf­t und wohnen jetzt in einem Altenheim in Neumühl. „Das war schon eine lange Zeit in der Wohnung, da kann man nicht so einfach loslassen“, beklagt seine 83-jährige Frau.

Für den Auszug aus ihrer Wohnung hatten sie nur wenige Stunden Zeit. „Wir haben eine Liste mit Dingen bekommen, die wir für fünf Tage einpacken sollen“, erinnert sich Flavio Frainer an den Tag der Räumung zurück. Die Evakuierun­g war vor einem Monat.

Ihre Tochter Iris habe erst durch die Nachrichte­n im Radio von der Lage ihrer Eltern erfahren. Sie lebt in Rheinhause­n und ist seitdem fast täglich für ihre Eltern unterwegs. Das koste eine Menge Zeit und Geld für den Sprit. „Ich bin die Einzige, die sich um meine Eltern kümmert, und ich habe selbst Familie und Beruf“, erzählt Iris Rolauffs. Ganz alltäglich­e Dinge müssen geregelt und neu eingeübt werden. „Ich musste mit meinem Vater mehrmals die Strecke mit dem Auto nach Homberg üben“, sagt Iris Rolauffs besorgt.

Die Wohnungssu­che ist für die Rentner nicht einfach, denn Ingrid Frainer ist gehbehinde­rt und braucht eine Wohnung im Erdgeschos­s oder mit einem Aufzug im Haus. „Ich mache nichts anderes, als Wohnungen suchen“, sagt die Tochter des Ehepaars. Die Stadt Duisburg habe bisher Wohnungen angeboten, die nicht behinderte­ngerecht seien.

Zusätzlich gilt beim Auszug einiges zu beachten. „Wir brauchen ein Umzugsunte­rnehmen, man darf nur an drei Tagen rein und braucht einen Schlüssel für den Aufzug“, er- klärt sie. Das verursache zusätzlich­e Kosten. Es sei nicht klar, ob sie bei einem Auszug einen Zuschuss für die Umzugskost­en erhalten. Hinzu komme die rechtliche Lage. „Wenn meine Eltern in eine neue Wohnung ziehen, haben wir zwei Mietverträ­ge“, sagt Iris Rolauffs. „Der Anwalt sagt, dass wir nicht kündigen sollen. Wenn man vorher kündigt, hat man keine Rechte mehr.“Für sie sei die ungewisse Situation belastend. „Alle Nerven liegen blank und ich renne in einem Hamsterrad.“Ingrid und Flavio Frainer möchten am liebsten in ihre alte Wohnung in Hochheide zurück. „Für die beiden wäre es schwierig, in einem weiter entfern-

ten Stadtteil zu leben“, begründet Iris Rolauffs dies. Flavio und Irmgard nicken. Im Altenheim in Neumühl fühlen sich die Rentner nicht wohl. „Man kann hier nichts machen“, sagt der 80-Jährige.

Gemeinsam mit acht Mietern, die auch in dem Haus gelebt haben und nicht bei Freunden oder Verwandten unterkomme­n konnten, teilen sie sich auf der obersten Etage den Fernsehrau­m und die Toiletten- und Duschräume. „Wenn man wüsste, wann man hier rauskommt, wäre es noch erträglich“, erklärt Flavio Frainer. Sie wollen so schnell es geht wissen, wie es mit ihrem Zuhause weitergeht.

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FOTO: FABIAN STRAUCH Ingrid und Flavio Frainer lebten in einem der geräumten Hochhäuser in Hochheide. Jetzt wohnen sie im St.-Barbara-Altenheim in Neumühl.

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