Zukunftsmusik: Mit vier Cembali durch Europa
Mit einem Konzert beteiligte sich die Folkwang-Universität der Künste an den Utopie-Akzenten.
Das Konzert „Zukunftsmusik I: Konzert der Nationen - Europa als Utopie“war ein Beitrag der Folkwang-Uni zu den Duisburger Akzenten „Utopien“. Weil „Alte Musik“einer der drei Schwerpunkte der hiesigen Hochschule ist (neben „Klavier“und „Kammermusik“), war das Programm aus diesem Bereich gewählt. Angekündigt war „englische, spanische, französische, italienische, niederländische, österreichische und deutsche Musik für ein bis drei Cembali“, gespielt von Studierenden der Klassen Wolfgang Kostujak und Prof. Christian Rieger
Tatsächlich standen auf der Bühne im Kleinen Konzertsaal nicht weniger als vier verschiedene Cembali: in der Mitte ganz vorne ein großes französisches Cembalo (das ist das selbe Instrument, das auch bei entsprechenden Konzerten der Duisburger Philharmoniker verwendet wird), dahinter sein deutsches Pendant für die Duostücke, rechts ein kleines italienisches Cembalo, links das gleichfalls kleine, an Folkwang neue flämische Cembalo. Die beiden Dozenten hatten fünf be- sonders begabte Studentinnen aus ebenso vielen Ländern mitgebracht, alle zusammen spielten je ein Werk von neun Komponisten aus ebenso vielen europäischen Ländern.
Der Abend zeigte zum einen, dass Europa in der Barockzeit noch viel mehr eine Utopie war als heute, mit strikten nationalen Abgrenzungen und vielen Kriegen. Andererseits waren Musiker auch damals oft auf Reisen und hatten dadurch einen weiteren Horizont. So war Johann Jakob Froberger (1616-1667) selten auf seinem Posten als kaiserlicher Hofkapellmeister in Wien anzutreffen, öfters dagegen in Paris. Die Italienerin Elena Migliore stellte uns hier Frobergers Stücke „Lamento sopra la dolorosa perdita della Real Maestà di Ferdinando IV Rè de Romani“, „Courante“, „Gigue“und „Sarabande“vor.
Dass man auf dem Cembalo auch leidenschaftlich spielen kann, zeigte Itxaso Etxeberria aus dem spanischen Baskenland bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt am Cembalo mit einer Suite g-Moll von Louis Couperin (1626-1661). Da setzte die Türkin Basak Merev mit zwei jeweils in f-Moll stehenden Sona- ten von Domenico Scarlatti (16851757) noch einen drauf. Unbedingt erwähnt werden muss die sangliche Klarheit, mit der Kadra Dreizehnter die Fantasia über Ut, re, mi, fa, sol la von dem Engländer William Byrd (1543-1623) hinlegte. Der schlüssige Schluss war die prächtige Chaconne G-Dur von Georg Friedrich Händel (1685-1759). Der gebürtige Hallenser brachte in jungen Jahren den Kollegen in Italien die französische Musik nahe und wurde später britischer Staatsbürger. Mariya Manasieva aus Bulgarien sorgte hier für einen letzten Höhepunkt.