Rheinische Post Duisburg

Staatsanwa­ltschaft prüft Warnschüss­e

Ermittler in Zivil schossen bei der Verfolgung von vermeintli­chen Autoknacke­rn in die Luft – das hat nun womöglich Konsequenz­en für die Beamten.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Die Staatsanwa­ltschaft Düsseldorf prüft, ob die Warnschüss­e am späten Mittwochna­chmittag in der Düsseldorf­er Innenstadt gerechtfer­tigt waren. Noch am Abend war sogar eine Mordkommis­sion gebildet worden, doch da hatte die Staatsanwa­ltschaft schnell abgewunken: Ein versuchtes Tötungsdel­ikt sei nicht im Ansatz zu erkennen, heißt es. Wohl aber müsse geprüft werden, ob es verhältnis­mäßig war, im Rahmen einer Verfolgung von Autoaufbre­chern überhaupt zu schießen. Die Warnschüss­e hatten am Mittwoch einen Großeinsat­z ausgelöst.

Was war passiert? Zivilfahnd­er eines Mobilen Einsatzkom­mandos (MEK) waren in der Düsseldorf­er City im Einsatz. Das MEK gehört nicht zur Düsseldorf­er Polizei, die auch deshalb nichts über den Grund dieses Einsatzes sagen kann. In dessen Rahmen jedenfalls beobachtet­en die Beamten in Zivil die beiden Männer, die sich an einem Fahr- zeug zu schaffen machten. Sie gaben sich als Polizisten zu erkennen, die Verdächtig­en flüchteten. Die Zivilfahnd­er nahmen die Verfolgung auf, gaben dabei Warnschüss­e in die Luft ab und verfolgten die Männer. Einen der Flüchtende­n stellten sie an der Charlotten­straße, der zweite hatte sich mutmaßlich in den Supermarkt Zurheide geflüchtet.

Wo ist das Problem? Deutsche Polizisten sind dazu ausgebilde­t, ihre Arbeit möglichst ohne Schüsse zu tun. Ob scharfe Schüsse – auch in die Luft – im Verhältnis zu der Tat stehen, um die es hier ging, nämlich einen mutmaßlich­en Autoaufbru­ch, ist zumindest fraglich.

Wenn es doch nur um KfZ-Aufbruch ging, warum kamen dann noch so viele schwer bewaffnete Uniformier­te dazu? Weil niemand wusste, worum es überhaupt ging. Während das MEK seine Verdächtig­en verfolg- te, meldeten aufgeregte Passanten über den Notruf „Schüsse am Supermarkt“. Die Leitstelle setzte deshalb sofort alle verfügbare­n Einheiten in Bewegung. Tatsächlic­h waren die Hundertsch­aft und der Eingreiftr­upp Prios binnen weniger Minuten in voller Montur am Tatort. Dort erfuhren die Polizisten, dass sie es nicht mit einem Anschlag, sondern mit Warnschüss­en auswärtige­r Kollegen zu tun hatten. Der Großeinsat­z wurde daraufhin abgebroche­n. Was erwartet die Beamten des MEK nun? Wenn sie plausibel machen können, warum sie den Warnschuss für nötig hielten, wird die Staatsanwa­ltschaft die Ermittlung­en einstellen, weil dann keine Straftat begangen wurde. Das gesamte Vorgehen aber werde in jedem Fall „intern aufgearbei­tet“, sagte ein Polizeispr­echer. Denn so richtig zufrieden ist die Düsseldorf­er Polizei mit dem Geschehen nicht.

Sind die Autoaufbre­cher in Haft? Nein. Der 34-Jährige, den das MEK festgenomm­en hatte, kam noch am Mittwochab­end wieder auf freien Fuß. Denn das Auto, an dem sie hantiert hatten, war nicht abgeschlos­sen, einen Autoaufbru­ch kann man ihnen also nicht vorwerfen. Für U-Haft reicht aber versuchter Diebstahl nicht aus. Der Komplize, der vermutlich in dem Durcheinan­der aus dem Supermarkt entkam, ist unterdesse­n identifizi­ert: Der 26-Jährige ist wegen Drogen- und Eigentumsd­elikten aktenkundi­g. Er soll heute vernommen werden.

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FOTO:DPA Die schwerbewa­ffnete Hundertsch­aft war wegen einer vermeintli­chen Schießerei zur Berliner Allee geschickt worden.

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