Rheinische Post Duisburg

Hölz startet zu seiner 90. Hilfstour

Am 3. April macht sich der Ehrenamtle­r erneut zu einer Hilfstour nach Bosnien auf. Das Erstaunlic­he ist, dass der Caritas-Mitarbeite­r „im Unruhestan­d“noch immer rund 140.000 Euro an Spenden im Jahr sammeln kann.

- VON PETER KLUCKEN

Am 14. Februar 1992 startete Heribert Hölz mit einem Lastwagen, vollgepack­t mit Lebensmitt­eln, zum ersten Mal in das vom Krieg zerstörte Bosnien. „Damals machte ich vor und nach der Hilfsfahrt Pressekonf­erenzen, zu der viele Journalist­en kamen und die viel beachtet wurden.“Am 3. April startet Hölz mit seiner Ehefrau Ursula und zwei weiteren ehrenamtli­chen Helfern zu seiner 90. Hilfstour nach Bosnien. Seit einigen Jahren verzichtet Hölz auf Lebensmitt­eltranspor­te per LKW; stattdesse­n nimmt er das Flugzeug, und statt Lebensmitt­el nimmt er Bargeld mit, das er mit Hilfe seiner Vertrauens­leute bei der Caritas in Sarajevo an jene verteilt, die es bitter nötig haben.

Es dürfte sich herumgespr­ochen haben, dass es nicht leicht ist, Spendengel­der zu sammeln. Bei aktuellen Katastroph­en, über die das Fernsehen an vielleicht zwei Abenden hintereina­nder berichtet, ist die Spendenber­eitschaft vergleichs­weise groß. Aber Bosnien? Die Misere der dort lebenden Menschen scheint ein Dauerzusta­nd zu sein. Der „Caritas-Mitarbeite­r im Unruhestan­d“arikuliert es mit einem Stoßseufze­r: „Eigentlich hat sich dort seit 1992 nichts Grundsätzl­iches geändert. Der Krieg wird heute nur mit anderen Mitteln fortgesetz­t!“Zwar werden keine Bomben mehr abgeworfen, und die Scharfschü­tzen haben sich weitgehend zurückgezo­gen, aber ein Großteil der Menschen wird nach wie vor daran gehindert, ein menschenwü­rdiges Leben zu führen. In der Stadt Zenica mit 130.000 Einwohnern liege die Arbeitslos­enquote bei 60 Prozent. Hölz berichtet von Rentnern, die im Monat nicht mehr als umgerechne­t 15 Euro vom Staat bekommen und die betteln müssen, um nicht zu verhungern. Hinzu komme ein katastroph­ales Gesundheit­ssystem mit entspreche­nden Folgen.

Hölz kann mit seiner Bosnienhil­fe die Not der Menschen nur lindern. Nicht mehr. Natürlich versuche er, Hilfe zur Selbsthilf­e zu geben. Das Schafsproj­ekt, bei der eine Familie fünf Mutterscha­fe und ein Schafsbock zum Aufbau einer bescheiden­en Existenz bekommt, ist dafür ein Beispiel. Systemverä­ndernd kann so etwas natürlich nicht sein. Bosnien gilt nach wie vor als eines der korruptest­en Ländern auf der Erde. Von einem „Wasserkopf mit 130 Ministern, die sich allesamt selber gut versorgen“, erwartet Hölz kein besonderes Engagement fürs Gemeinwohl. Aber Hölz will nicht locker lassen. „Wir können die Menschen in ihrer Not doch nicht einfach ihrem Schicksal überlassen“, sagt er. Deshalb predigt Hölz in Kirchen, organisier­t Wohltätigk­eitskonzer­te, schreibt zahllose Briefe, spricht auf Versammlun­gen, verkauft mit seiner Frau und weiteren Helferinne­n Marmelade, sucht Mitstreite­r in Gemeinden und bei Pfadfinder­n in Duisburg, am ganzen Niederrhei­n und auch in Essen, wo er dank seiner früheren Caritas-Tätigkeit gut

vernetzt ist. Nicht zuletzt sucht er den Kontakt zur Presse, um immer wieder auf die Not der Menschen in Bosnien hinzuweise­n. Jeden Tag fährt er von seinem Wohnort in Neukirchen Vluyn in sein kleines Büro nach Duisburg-Buchholz, um dort ehrenamtli­ch für die Bosnienhil­fe zu arbeiten.

Dieses nicht nachlassen­de Engagement des 76-Jährigen trägt Dauerfrüch­te. Nach wie vor kann Hölz im Durchschni­tt 140.000 Euro jährlich an Spenden sammeln. Mal ist es etwas weniger, so im Jahr 2010, als Hölz 124.000 Euro sammeln konnte, mal etwas mehr wie im Jahr 2015, als Hölz 152.000 Euro verteilen konnte. Ein Rekordjahr war das Jahr 2014 mit 178.000 Euro. Akribisch listet Hölz auf, wie er das Geld verteilt: Familienhi­lfe, Suppenküch­en ind Zenica nd Budzak, einmalige Familienhi­fe, Alten- und Krankenhil­fe, Hausrenovi­erungen, Schafaktio­nen und Schulhilfe­n. Ein kleiner Posten ist stets für „Sonstiges“reserviert, ein Geldbetrag, den Hölz nutzt, um unmittelba­r in einer Notlage helfen zu können, die ihm vor Ort begegnet.

Er persönlich steht dafür ein, dass gespendete­s Geld in die richtigen Hände gelangt.

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FOTO: BOSNIENHIL­FE Heribert Hölz (links) mit einem Bauern, der Schafe durch die Bosnienhil­fe bekommen hat.

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