Don Quijote: Utopie der idealistischen Fantasie
(hod) Sein Kampf gegen Windmühlen ist sprichwörtlich geworden. Alonso Quijana, ein kleiner Landadeliger, liest so viele Ritterromane, dass er den Verstand verliert und und beschließt, sich als Don Quijote, Ritter von der traurigen Gestalt, todesmutig in Abenteuer und Gefahr zu stürzen, um das Unrecht zu bekämpfen und ewigen Ruhm an seinen Namen zu heften. Windmühlen werden zu Riesen, ein alter Klepper zu einem Streitross und eine heruntergekommene Schenke zu einer Ritterburg. Der treue Schildknappe Sancho Pansa auf seinem Esel hat es da nicht leicht, den Überblick zu behalten.
„El ingenioso hidalgo don Quijote de la Mancha“, erschienen in zwei Teilen 1605 und 1615, das Hauptwerk von Miguel de Cervantes Saavedra, ist zugleich der bekannteste Text der spanischsprachigen Literatur und eines der wirkungs- mächtigsten Werke der Weltliteratur. Es wurde in über 70 Sprachen übersetzt, seit Ludwig Tieck (17991801) auch ins Deutsche. Es ist eine Parodie auf den Schelmen-, Schäferund vor allem Ritterroman seiner Zeit, zugleich aber auch eine zeitlose Utopie der idealistischen Fantasie, denn sein Held ist ja nicht nur eine Witzfigur, sondern glaubt wirklich an die absolute Gerechtigkeit und hat die Gabe, die banale Wirklichkeit in den schönsten Farben zu sehen.
Jetzt gaben LesDeux im Opernfoyer im Theater zu den Utopien-Akzenten ein einstündiges „musikalisch-literarisches Hirngespinst“über Don Quijote. Schauspieler Kai Bettermann las die wesentlichen Episoden aus Cervantes‘ Roman, die Gitarristin Sabine Thielmann – gelegentlich auch als Sancho – spielte Musik aus Spanien und Lateinamerika. Zum Beispiel gab es an der Stelle mit der hässlichen Magd aus Asturien natürlich das bekannte „Asturias“von Isaac Albéniz. Bettermann spielte den Witz („das Pferd zeigte mehr Aussatz als Einsatz“), aber auch die elegante Würde der Vorlage grandios aus. Herrlich, wie er den baskischen Begleiter der vermeintlichen biskayischen Prinzessin mit Ruhrpottakzent sprechen ließ. Er sang sogar vier Lieder zur Gitarre, von „Unter der Linden“nach Walter von der Vogelweide über den flotten Flamenco-Schlager „Viva Sevilla, viva Triana“und „Leise flehen meine Lieder“von Franz Schubert bis zu „Mein Weg“nach Frank Sinatra.