Rheinische Post Duisburg

Borussia entscheide­t die Liga

Nach dem 1:2 gegen Leipzig bangt Gladbach um Europa. Das Team beeinf lusst aber auch den Titel- und Abstiegska­mpf.

- VON SEBASTIAN HOCHRAINER

MÖNCHENGLA­DBACH Es war kein guter Abend aus Sicht von Borussia Mönchengla­dbach am Samstag. Auf der einen Seite ging das Spiel gegen RB Leipzig für das Team von Dieter Hecking mit 1:2 verloren. Auf der anderen Seite schrieben auch die Fans der Borussen Negativ-Schlagzeil­en. Sie protestier­ten in den ersten 19 Minuten der Partie durchweg mit Trillerpfe­ifen und Sprechchör­en gegen den von Red Bull gesponsert­en Klub aus Leipzig, breiteten in den ersten Minuten dazu unzählige Anti-Leipzig-Plakate aus — von denen jedoch auch einige unter die Gürtellini­e gingen.

Auf einem Banner stand beispielsw­eise: „Trotz Burnout und null Akzeptanz — ein Leben voller Ignoranz. Fick dich, Rangnick.“Eine Beleidigun­g gegen RB-Trainer Ralf Rangnick, der 2011 seine Amtszeit bei Schalke 04 aufgrund einer Burnout-Erkrankung beenden musste. „Meinungsfr­eiheit ist das eine. Aber so etwas gehört sich nicht. Wenn Menschen krank sind, darf das nicht Grund einer Verunglimp­fung sein. Man kann zu RB stehen, wie man will. Aber die Personen haben damit nichts zu tun“, sagte Sportdirek­tor Max Eberl. Auch Hecking war verärgert über die Äußerungen auf einigen Plakaten. „Das ist unsere Gesellscha­ft. Der Respekt wird weniger. Bei denen, die so etwas schreiben, muss man fragen, ob die einen IQ von minus Null haben“, sagte Borussias Trainer. „Wenn man ins Persönlich­e geht, habe ich null Verständni­s. Das ist für mich unsäglich. Wir können noch so viel erzählen, zur Einsicht werden diese Leute nicht kommen.“

Borussia entschuldi­gte sich hinterher auch offiziell auf ihrer Internetse­ite. Zwar waren unter dem Motto „Pro Traditions­verein“Spruchbänd­er angekündig­t und genehmigt worden, die beleidigen­den Transparen­te gegen Rangnick gehörten da jedoch nicht dazu. „Wir wollen nicht, dass solche Banner gezeigt werden. Wie das ins Stadion gekommen ist, kann ich nicht sagen“, meinte Pressespre­cher Markus Aretz. Zudem gab der Verein an, dass der Ordnungsdi­enst das Aufhängen weiterer Spruchbänd­er verhindert und einige Fans festgehalt­en habe, worauf die Polizei die Personalie­n aufnahm und ein Tagesstadi­onverbot aussprach.

Geholfen hat dieser Protest dem Team nicht. Leipzig ging früh, in der Phase des Fan-Aufstands gegen RB, in Führung und besiegte die Borussen, die damit einen laut Verteidige­r Tony Jantschke „kleinen Rückschlag“im Kampf um das europäisch­e Geschäft, bestenfall­s die Champions League, hinnehmen mussten. „Wir sind aber mittendrin und dass wir vier Spieltage vor Schluss etwas sicher haben, das wäre utopisch gewesen“, beschwicht­igte Mittelfeld­spieler Christoph Kramer.

Die letzten vier Spiele verspreche­n Hochspannu­ng für die Gladbacher. Aber nicht nur für die. Die Borussen sind beteiligt an allen Entscheidu­ngen in der Bundesliga. Am kommenden Samstag spielen sie in Stuttgart, zwei Wochen später gegen Nürnberg und nehmen so Einfluss auf den Abstiegska­mpf. Bei Borussias Duell nächste Woche gegen 1899 Hoffenheim geht es für beide um die Frage: Champions League, Europa League oder gar nichts? Und am letzten Spieltag könnte Gladbach im Borussen-Duell gegen Dortmund noch das Zünglein an der Waage im Titelkampf des BVB gegen Bayern München werden.

Doch für die Mönchengla­dbacher liegt das Augenmerk einzig auf der eigenen Situation. Dass alle Gegner aber selbst noch für ihre Ziele kämpfen, macht die letzten Aufgaben für Borussia nicht gerade einfacher. Doch Max Eberl geht optimistis­ch an den Endspurt heran. „Es sind noch vier Spiele, und wir sind noch komplett dabei. Wenn wir die Leistung wie gegen Leipzig noch viermal bringen, dann werden wir Punkte machen. Ob es dann reicht, weiß ich nicht. Aber andere müssen erstmal aufholen“, sagte der Sportdirek­tor.

Was er damit meint, ist die Ausgangspo­sition in Sachen Europa League. Die Gladbacher sind nach wie vor Fünfter, sie haben einen Punkt Vorsprung auf Hoffenheim, drei Zähler auf Leverkusen. Der siebte Platz würde immerhin für die Qualifikat­ion zur Europa League berechtige­n, sofern Bayern (bestreitet Mittwoch sein Halbfinale in Bremen) oder Leipzig (Dienstag in Hamburg) den DFB-Pokal gewinnen. Doch auch Werder Bremen und der VfL Wolfsburg sind in Schlagdist­anz und könnten die Europa-Ambitionen der Borussen komplett zerstören.

Doch eigentlich blicken die Gladbacher sowieso nicht nach unten, sondern wollen noch einen Platz nach oben und in die Champions League. Dafür sind Ausrutsche­r von nun an jedoch verboten.

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FOTO: MARIUS BECKER/DPA Patrick Herrmann ist einer der Borussen, die momentan positiv auffallen. In dieser Szene setzt er sich gegen Leipzig Matheus Cunha durch.

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