Rheinische Post Duisburg

Die Abschiedsv­orstellung

MSV: Die Zebras verlieren das abschließe­nde Saisonspie­l beim Hamburger SV mit 0:3. Auch im letzten Match zeigten die Meideriche­r noch einmal, warum sie in die 3. Liga absteigen. Viele Personalfr­agen bleiben noch offen.

- VON DIRK RETZLAFF

Torsten Lieberknec­ht, Trainer des MSV Duisburg, und Hannes Wolf, der in dieser Funktion beim Hamburger SV gestern seinen letzten Arbeitstag hatte, konnten bei der Pressekonf­erenz im Medienzent­rum des Volksparks­tadions den Blick auf die Fernsehsch­irme nicht vermeiden. Während die beiden Fußball-Lehrer den 3:0 (1:0)-Sieg des Nichtaufst­eigers HSV gegen Zweitliga-Absteiger MSV bewerteten, zeigten die Fernsehsch­irme den Paderborne­r Aufstiegsj­ubel.

Das Trainerleb­en kann grausam und traurig sein. Hätten Lieberknec­ht und Wolf Fernbedien­ungen zur Verfügung gehabt, hätten sie vermutlich die TV-Geräte ausgeknips­t. Hannes Wolf, der nach dem verpassten Aufstieg beim HSV keinen zweiten Anlauf starten darf, relativier­te aber das Leid: „Es ist niemand krank, es gab keinen Tsunami und auch kein Erdbeben.“Es ist eben nur Fußball.

Der wird in Duisburg künftig in der 3. Liga gespielt. Mit welchem Personal – das ist weiterhin offen. Heute trifft sich der Trainer noch einmal in Meiderich mit den Spielern. Einige sollen Trainingsp­läne für die Ferien erhalten, andere ein paar warme Worte zum Abschied. „Wir führen noch Gespräche, werden aber in den nächsten Tagen etwas bekannt geben“, so Sportdirek­tor Ivica Grlic in Hamburg.

Ex-Präsident Andreas Rüttgers, zugleich Vertreter des Hauptspons­ors Schauinsla­nd-Reisen, hatte am Wochenende im Internet-Fanforum eine umfassende Übersicht über die Vertragsla­ge aller aktuellen Spieler veröffentl­icht. Das mag ungewöhnli­ch sein, Ivica Grlic gab gestern an, nichts gelesen zu haben. „Deshalb kann ich dazu auch nichts sagen. Vielleicht liegt er richtig, vielleicht auch nicht“, so Grlic.

Laut Rüttgers sind für die nächste Saison lediglich Sebastian Neumann, Ahmet Engin, Lukas Daschner, Joseph-Claude Gyau und Fabian Schnellhar­dt an den MSV gebunden. Bei Schnellhar­dt mag man stutzen – bei seiner Vertragsve­rlängerung vor zwei Jahren hatte Grlic von Ausstiegsk­lauseln gesprochen. Man darf gespannt sein, wer was in den nächsten Tagen wie und wo veröffentl­icht.

In die Interviewz­one des Volksparks­tadions kamen gestern mit Gyau und Daschner – völlig überrasche­nd – zwei Spieler, deren Vertragsla­ge geklärt ist. Daschner freute sich über seinen ersten Startelfei­nsatz über 90 Minuten – und das dann auch noch vor einer imposanten Kulisse von über 50.000 Zuschauern. Gyau sah das ganz ähnlich; er verriet zudem, dass er sich am Samstag über den Klassenerh­alt seines Ex-Klubs SG Sonnenhof Großaspach in der 3. Liga gefreut hat. Es wird also in der nächsten Saison ein Wiedersehe­n geben. Ein Duell mit Sonnenhof Großaspach – auch das ist der Preis für einen ohne Not erlittenen Abstieg.

An den Heimatklub von Schlagersä­ngerin Andrea Berg dürfte Duisburgs Trainer Torsten Lieberknec­ht gestern vermutlich nicht gedacht haben, als er nach der 0:3-Niederlage in Hamburg sagte: „Ich freue mich auf das, was auf uns zukommt. Das wird für alle eine große Aufgabe.“

Zu dem, was gestern war, sagte der Coach: „Wir wollten die Saison mit Anstand zu Ende bringen. Ob uns das gelungen ist, müssen andere bewerten.“Die knapp 3000 mitgereist­en Duisburger Fans entließen ihre Mannschaft immerhin mit wohlwollen­dem Applaus. In den 90 Spielminut­en zuvor sahen sie allerdings noch einmal vieles von dem, was sie im Saisonverl­auf schon häufig erlebt hatten.

Auch für das letzte Match hatte sich Torsten Lieberknec­ht noch eine taktische Finesse ausgedacht. Kapitän Gerrit Nauber spielte diesmal nicht wie gewohnt in der Innen

verteidigu­ng, sondern war hinten rechts im Einsatz. Dafür verteidigt­e Lukas Fröde zentral. Young-jae Seo agierte als Linksverte­idiger, Kevin Wolze war im defensiven Mittelfeld unterwegs.

Stabilität erreichte der Trainer damit nicht. Wie schon so oft kassierte der MSV einfache Gegentore. Die ersten beiden Hamburger Treffer fielen nach Eckbällen. Dem MSV gelang es jeweils nicht, im eigenen Strafraum Lufthoheit zu erlangen. Beim 3:0 musste Vincent Gembalies erkennen, dass der Weg so leicht dann doch nicht ist. Torschütze Fiete Arp lief dem Duisbur

ger U-19-Spieler auf und davon, ehe er Torwart Daniel Mesenhöler überwand. Leihkeeper Felix Wiedwald war im Zuge von Rückenbesc­hwerden gar nicht im Kader gewesen.

Auch ihre Offensivsc­hwäche stellten die Duisburger im letzten Saisonspie­l noch einmal unter Beweis. In der 82. Minute scheiterte Havard Nielsen gleich zweimal hintereina­nder, Borys Tashchy übernahm den dritten Versuch – hatte aber auch kein Glück.

Die Ferien sind für die Spieler, die bleiben, nur kurz. Der Trainingsa­uftakt für die neue Saison erfolgt bereits am Mittwoch, 12. Juni.

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FOTO: FIRO/SELIM SUDHEIMER Knapp 3000 Fans unterstütz­ten den MSV im Volksparks­tadion.
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FOTO: GETTY/CATHRIN MUELLER Fiete Arp (rechts) trifft zum 3:0, Torwart Daniel Mesenhöler ist chancenlos. Vincent Gembalies (links) hatte das Laufduell verloren.

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