Szenarien eines Iran-Kriegs
US-Präsident Donald Trump wirft der iranischen Führung Aggressivität vor und droht mit der Verlegung von 120.000 Soldaten. Ein militärischer Konf likt würde jedoch längst nicht nur auf iranischem Gebiet ausgetragen.
Irgendwo südlich der irakischen Hauptstadt Bagdad zündelten Unbekannte am Sonntag an einem weltpolitischen Konflikt. Sie schossen eine Katjuscha-Rakete auf die schwer gesicherte „Grüne Zone“in Bagdad ab, wo sie nahe der amerikanischen Botschaft einschlug. Verletzt wurde niemand, doch im fernen Washington griff Donald Trump zu seinem Handy, um per Twitter eine Drohung an den Iran als mutmaßlichen Drahtzieher zu senden. Sollte Teheran den Kampf suchen, wäre dies „das offizielle Ende des Iran“. An der militärischen Überlegenheit der USA besteht kein Zweifel – doch ein Spaziergang wäre ein Krieg für die Amerikaner nicht.
Schon in normalen Zeiten sind mehrere Zehntausend amerikanische Soldaten sowie starke Marine- und Luftwaffeneinheiten westlich des Iran in amerikanischen Partnerländern vom Irak bis nach Saudi-Arabien stationiert. Auch in Afghanistan, beim östlichen Nachbarn der Iraner. Trump hat die US-Militärpräsenz am Persischen Golf in jüngster Zeit zusätzlich durch einen Flugzeugträger-Verband und eine Bomberstaffel verstärkt. Pläne des Pentagon sehen laut Medienberichten die Entsendung weiterer 120.000 amerikanischer Soldaten an den Golf vor, wenn der Iran amerikanische Einrichtungen angreifen sollte.
US-Regierungsvertreter sprachen in den vergangenen Wochen von Anzeichen einer solchen iranischen Aggression und sehen sich durch die Anschläge auf vier Öltanker im Golf – die laut US-Einschätzung von iranischen Marinetauchern verübt worden sein könnten – und Drohnenangriffe in Saudi-Arabien bestätigt. Die Drohnen wurden von den Huthi-Rebellen im Jemen abgefeuert, die enge Partner der Regierung in Teheran sind.
Iran-Experten wie Alex Vatanka vom Nahost-Institut in Washington werten diese Aktionen als Warnzeichen des
Iran. Teheran wolle den USA sowie Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten signalisieren, dass ein militärischer Konflikt nicht auf den Iran beschränkt bleiben würde, sagte Vatanka unserer Redaktion. Die Botschaft aus Teheran lautet also: Der Preis für einen amerikanischen Angriff auf den Iran wäre hoch.
Die Führung des Emirats Kuwait hält einen neuen Krieg am Golf für sehr wahrscheinlich. In Saudi-Arabien fordert eine regierungstreue Zeitung angesichts des iranischen Verhaltens gezielte Luftschläge der USA gegen iranische Einrichtungen. Die saudische Führung gehört zu den schärfsten Gegnern der Iraner und will bei einer Konferenz in Mekka am 30. Mai eine Allianz möglichst vieler islamischer Staaten gegen den Iran schmieden. Auch Israels Regierung will den Iran militärisch schwächen. Die israelische Luftwaffe hat mehrmals iranische Militäreinrichtungen in Syrien angegriffen.
Selbst ohne Unterstützung durch regionale Partner könnte die Supermacht USA iranische Regierungsstellen, militärische Befehlszentralen und auch Atomanlagen mit Luftangriffen in Schutt und Asche legen. Hardliner in den USA sind zuversichtlich, dass die amerikanischen Militärs kurzen Prozess mit den iranischen Truppen machen könnten.
Doch nicht alle sind sich da so sicher. Wie das US-Magazin „Newsweek“meldete, simulierten amerikanische Generäle im Jahr 2015 einen Konflikt am Golf – die Iraner siegten in dem Kriegsspiel über die USA. In der Simulation griffen die Iraner mit Marschflugkörpern an, schalteten ein Raketenabwehrsystem der USA aus und versenkten viele amerikanische Kriegsschiffe.Teheran hat rund eine halbe Million Soldaten und ein beachtliches Raketen-Arsenal. Kurzstreckenraketen könnten leicht amerikanische Schiffe am Golf erreichen, sagte Mohammed Saleh Jokar, ein Vizechef der iranischen Revolutionsgarden, vor An der Überlegenheit der USA besteht kein
Zweifel – doch ein Spaziergang wäre ein
Krieg nicht