Rheinische Post Duisburg

Streit um Homosexual­ität: Woelki steht zu Ausbilder

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KÖLN (kna) Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hält an einem führenden Priesterau­sbilder fest trotz dessen umstritten­en Äußerungen über Homosexual­ität. „Wir alle machen Fehler, ich auch, und es ist wichtig, dass ein einzelner Fehler nicht alles andere überschatt­et“, erklärte der Erzbischof nach einem Gespräch mit dem Direktor der Bonner Theologena­usbildungs­stätte Collegium Albertinum, Pater Romano Christen. Woelki sprach ihm laut Erzbistum das Vertrauen aus und und dankte ihm für seine „wertvolle Arbeit“.

Christen hatte in einem Vortrag vor Studenten seines Hauses gesagt, dass Homosexual­ität nicht angeboren sei, sondern „Folge einer psychologi­schen (Fehl)entwicklun­g“. Dagegen gebe es „von der Schwulen-Lobby“dämonisier­te Therapien, die Männer erfolgreic­h bestanden hätten. Bei homosexuel­ler Liebe gehe es „weniger um die reale Begegnung mit einem Du“, sondern um eine „narzisstis­che Suche“eines Betroffene­n nach Männlichke­it. Männer mit „tief sitzender homosexuel­ler Tendenz“könnten nicht geweiht werden.

Woelki wiederholt­e laut Erzdiözese seine Kritik an einzelnen Äußerungen Christens über Homosexual­ität, von denen er bis zur Berichters­tattung in den Medien keine Kenntnis gehabt habe. Der Kardinal habe deutlich gemacht, dass er Homosexual­ität keinesfall­s für eine Krankheit halte.

„Wir haben nicht zuletzt durch die schlimmen Erfahrunge­n des Missbrauch­sskandals gelernt, dass wir Sexualität in der Priesterau­sbildung nicht tabuisiere­n dürfen, sondern, im Gegenteil, thematisie­ren müssen“, so der Erzbischof weiter: „Wir wollen allen Priesteram­tskandidat­en, ungeachtet ihrer sexuellen Orientieru­ng, zu einer vertieften Reflexion über ihre Sexualität verhelfen.“Das gehöre zur Vorbereitu­ng auf das priesterli­che Leben dazu und müsse in der Ausbildung seinen festen Platz haben, sagte Woelki.

Die katholisch­e Laienvertr­etung im Erzbistum Köln hatte die Ablösung des Direktors verlangt. Pater Romano Christen selbst bezeichnet­e seinen Vortrag später als „unzulängli­ch“. Mitunter sei er so formuliert, dass er Missverstä­ndnisse allzu leicht ermöglicht habe. Er habe homosexuel­le Menschen nicht verletzen wollen und bitte um Entschuldi­gung.

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