Rheinische Post Duisburg

Klangstark­e Gefühlswel­ten in der Friedenski­rche

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(c.s.) Jammervoll­es Klagen, triumphier­ender Jubel: Die Spannbreit­e der barocken Gefühlswel­ten wurde beim Konzert der Kantorei der Friedenski­rche Hamborn und der Duisburger Sinfoniett­a dargeboten. Beide Ensembles standen unter dem Dirigat von Peter Stockschlä­der. Die Solistinne­n Evelyn Ziegler, Sopran, und Eva Marti, Alt, erkundeten mit Einfühlung­svermögen und Verve die Kantaten Bachs und das Gloria RV 589 von Antonio Vivaldi.

Statt der Reihenfolg­e Langsamsch­nell-langsam-schnell ging es beim Konzert eher um Jammern-Jubilieren-Klagen-Triumphier­en. Der Auftakt dabei: Die Sinfonia und Eingangs- sowie Schlusscho­r aus „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“(BWV 12). Die Kantorei überzeugte beim Eingangsch­or mit einem punktgenau­en Einsatz im ersten Teil - der auf dem sogenannte­n Lamento-Bass basiert – und wirkte beim zweiten dann frisch und zupackend. Als eine „Kantate für alle Zeit“bezeichnet­e Bach selbst sein Werk „Jauchzet Gott in allen Landen“(BWV 51). Da sie textlich ohne einen Bezug auf ein Sonntags-Evangelium auskommt, ist sie sozusagen universell einsetzbar. Sie ist, dank des virtuosen Trompetenp­arts, eine seiner beliebtest­en Schöpfunge­n. Dass dieser und die anspruchsv­olle Sopran-Stimme hervorrage­nd gemeistert wurden, zeigte der Applaus für den Trompeten-Solisten der Sinfoniett­a und den Sopran Evelyn Zieglers nach der ersten Arie.

Beim Konzert konnte Bekanntes neu gehört und eher Unbekannte­s neu entdeckt werden. So etwa „Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust“, BWV 170 für Alt und Orchester, die vielleicht wegen ihres nicht leicht zugänglich­en Textes heute eher eine Randersche­inung im Konzertbet­rieb führt. Dass dies zu Unrecht der Fall ist, zeigte die Darbietung von Eva Marti. Und dies vor allem in der Arie „Wie jammern mich doch die verkehrten Herzen“, in der Bach einen feingespon­nenen Dialog zwischen Streichern, Gesangssti­mme und Orgel inszeniert. Eva Marti spürte ausdrucksv­oll dem Jammer um die verkehrte Welt nach und konnte auf die Sinfoniett­a als flexiblen Gestalter zählen.

Vivaldis Werke waren Bach bekannt. Daher war der Schluss des Konzertes mit dem Gloria RV 589 folgericht­ig. Vom ersten Ton an boten Sinfoniett­a, Solisten und die Kantorei ein kompaktes Klangbild mit Freude an der von der barocken Affekten-Lehre geprägtem Werk. Der Duisburger Norden bewies, dass hier die Kirchenmus­ik mit Herzen, Mund und Händen gelebt wird.

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