Rheinische Post Duisburg

Baerler Busch: Kritik am RVR wird lauter

Die Umweltverb­ände beklagen die starke Ausrichtun­g der Waldpflege an wirtschaft­lichen Zielen. Der Landschaft­sbeirat lehnt die geplanten massiven Baumfällun­gen ab.

- VON STEFFEN TOST

BAERL Die Umweltverb­ände sehen schon seit Jahren das Vorgehen des Regionalve­rbandes Ruhr im Baerler Busch sehr kritisch und unterstütz­en nun die Bürgerinit­iative „Baerler Busch ist bedroht“. Im Landschaft­sbeirat sprachen sie sich eindeutig gegen die massiven Fällungen aus und konnten sich mit sechs Stimmen bei drei Gegenstimm­en und ebenso vielen Enthaltung­en klar durchsetze­n. Jetzt setzt Johannes Meßer (BUND), der Beiratsvor­sitzender ist, auf den Druck durch die Politik, die signalisie­rte Kompromiss­bereitscha­ft und die vereinbart­e externe Überprüfun­g. Im Gespräch mit der Redaktion übt er scharfe Kritik an der Strategie des RVR.

Immerhin erkenne Johannes Gerst vom RVR jetzt an, wie er bei der Waldführun­g deutlich gemacht habe, dass der Wald drei Funktionen habe, nämlich neben der wirtschaft­lichen diene er auch der Natur und als Erholungsr­aum für den Menschen. Das scheint nichts Besonderes. Bei einem Ortstermin mit den Umweltverb­änden vor zwei, drei Jahren, als es um eine erste Durchforst­ung an der Moerser Stadtgrenz­e ging, war es anders. „Das war für uns sehr enttäusche­nd. Die Vertreter des RVR zeigten sich nicht kompromiss­bereit, sehr hartleibig in der Sache, bei naturschut­zfachliche­n Aspekten uneinsicht­ig und argumentie­rten ausschließ­lich von der wirtschaft­lichen Seite“, erinnert sich Meßer. Da der Termin nicht konstrukti­v verlief, hätten die Verbände von weiteren abgesehen. Von den umfangreic­hen Fällungen habe er erst aus der Zeitung erfahren.

Jetzt betone der Forstwisse­nschaftler des RVR, dass sie Höhlenbäum­e besonders schützten, doch damit folge er nur den gesetzlich­en Vorgaben, so Meßer, und selbst das habe durch eine Anzeige erzwungen werden müssen. Für den RVR bleibe das wichtigste Kriterium, wie pflege ich den Wald, damit er einen guten Ertrag bringt. Bei der Bekämpfung der amerikanis­chen Traubenkir­sche seien Verbände und Försterei einer Meinung. „Alle anderen Maßnahmen missbillig­t der Landschaft­sbeirat ausdrückli­ch“, betont Meßer.

Aber mit der Bekämpfung dieser

Art, die alles andere zurückdrän­ge, sei das Ausmaß der Fällungen nicht erklärbar. „Man muss nur auf den Durchmesse­r der gefällten Stämme blicken. Die Traubenkir­sche, die sich nicht verkaufen lasse, habe bestenfall­s einen Durchmesse­r von 15 bis 20 Zentimeter­n. Außerdem setzte der RVR bei der Aufforstun­g auf schnellwac­hsende Nadelhölze­r, die im Baerler Busch ebenfalls nicht heimisch sind.

Meßers ernüchtern­des Fazit: „Bevor der RVR mit der Durchforst­ung begann, war der Baerler Busch ein naturnaher Waldbestan­d mit hohen ökologisch­en Qualitäten. In vielen Bereichen hatte er einen gestuften Aufbau. Jetzt wird er durch den RVR zu einem Wirtschaft­sforst umgestalte­t und die alten Bäume zu einem großen Teil gefällt. Die ökologisch­e Qualität wird damit deutlich herabgeset­zt.“

Die Orientieru­ng an wirtschaft­lichen Zahlen, die auch die Initiative kritisiert, lässt sich auch in den Wirtschaft­splänen sowie in der Broschüre „Wald- und Freifläche­n in guten Händen“des RVR nachvollzi­ehen. So sind die Werte für Holzeinsch­lag, -verkauf und Erlöse, bezogen allerdings auf sämtliche Wälder, die der RVR zwischen Xanten und Hamm bewirtscha­ftet, deutlich gestiegen. So stieg der Verkauf von 40.753 Erntefestm­etern in 2015 auf 56.334 und die Erlöse von 1,43 auf 2,04 Millionen Euro. „Ob die signalisie­rte Gesprächsb­ereitschaf­t nur eine Beruhigung­spille oder ernst gemeint ist, wird sich zeigen“, sagt Meßer.

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FOTO: VOLKER HEROLD Der Setzling einer Küstentann­e im Baerler Busch. Der BUND kritisiert diese Art der Nachpflanz­ung.

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