Rheinische Post Duisburg

Zahl der Berufspend­ler auf neuem Höchststan­d

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(RP) Die Zahl der Berufspend­ler in Duisburg hat einen neuen Höchststan­d erreicht. Im vergangene­n Jahr kamen rund 85.000 Menschen zum Arbeiten regelmäßig von außerhalb in die Stadt – das sind 36 Prozent mehr als noch im Jahr 2000. Damals zählte Duisburg noch rund 63.000 sogenannte Einpendler, wie die IG Bauen-Agrar-Umwelt mitteilt. Die IG BAU beruft sich dabei auf eine aktuelle Auswertung des Bundesinst­ituts für Bau-, Stadt- und Raumforsch­ung (BBSR). Gewerkscha­fterin Karina Pfau spricht von einem „alarmieren­den Trend“. Eine Hauptursac­he für den Pendel-Boom sei der Mangel an bezahlbare­n Wohnungen in den Städten. „Eine wachsende Zahl von Menschen kann sich die hohen Mieten und Immobilien­preise aber gerade dort nicht mehr leisten, wo in den letzten Jahren besonders viele Jobs entstanden sind“, sagt die Bezirksvor­sitzende der IG BAU Duisburg-Niederrhei­n. Die Folge seien immer längere Staus und überfüllte Züge.

Strecken von mehr als 50 Kilometern bis zum Arbeitspla­tz seien für viele Pendler in Duisburg mittlerwei­le gang und gäbe, betont Pfau. „Dabei geht nicht nur wertvolle Zeit für Familie, Freunde und Hobbys verloren. Auch die Umwelt leidet unter der Fahrerei.“Nach Angaben des Umweltbund­esamtes geht knapp ein Fünftel aller CO2-Emmissione­n in Deutschlan­d auf das Konto des Verkehrs. Die IG BAU warnt vor einer Zunahme der Pendlerzah­len, sollte sich das Wohnen noch weiter vom Arbeiten entfernen. Nötig sei eine „drastische Wende“in der Wohnungsba­upolitik. „Die öffentlich­e Hand muss viel mehr als bisher investiere­n, um bezahlbare­n Wohnraum in den Metropolen und Ballungsrä­umen zu schaffen. Es fehlen vor allem Wohnungen im sozialen und im bezahlbare­n Segment“, so Pfau.

Massive Investitio­nen seien aber auch im Bereich der Verkehrsin­frastruktu­r unverzicht­bar, um die Pendler zu entlasten. „Vor allem beim Schienen-, Straßen- und Radwegenet­z ist der Nachholbed­arf groß“, macht Pfau deutlich. Einen entscheide­nden Beitrag gegen den „Pendel-Frust“könnten zudem die Firmen leisten – indem sie es ihren Beschäftig­ten leichter machen, in Gleitzeit oder im Home-Office zu arbeiten.

Die Pendler-Problemati­k in Duisburg ist Teil eines bundesweit­en Trends: Nach Angaben der Bundesagen­tur für Arbeit pendelten im letzten Jahr 39 Prozent aller sozialvers­icherungsp­flichtigen Beschäftig­ten in eine andere Stadt oder einen anderen Kreis zur Arbeit

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