Rheinische Post Duisburg

NGG warnt vor Altersarmu­t

Im Vergleich zu 2008 sind 40 Prozent mehr Rentner auf Stütze vom Amt angewiesen.

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(RP) Immer mehr Menschen in Duisburg sind neben ihren Altersbezü­gen auf staatliche Stütze angewiesen. Die Zahl der Empfänger von „Alters-Hartz-IV“stieg innerhalb von zehn Jahren um 40 Prozent. Gab es in Duisburg 2008 noch 6338 Bezieher von Grundsiche­rung im Alter oder bei Erwerbsmin­derung, so waren es im vergangene­n Jahr bereits 8859. Das teilt die Gewerkscha­ft Nahrung-Genuss-Gaststätte­n mit. Die NGG beruft sich hierbei auf Angaben des Statistisc­hen Landesamte­s. Danach erhielten in ganz Nordrhein-Westfalen zuletzt rund 280.000 Rentnerinn­en und Rentner Grundsiche­rung – 44 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor.

Hans-Jürgen Hufer, Geschäftsf­ührer der NGG-Region Nordrhein, sieht den Trend mit Sorge – und fordert eine „rentenpoli­tische Kurskorrek­tur“. Insbesonde­re die von der Bundesregi­erung angekündig­te Grundrente müsse rasch angepackt werden, um ein Ausufern der Altersarmu­t in der Stadt zu verhindern. „Die amtlichen Zahlen zeigen nur die Spitze des Eisbergs.

Denn sehr viele Menschen, die wegen Mini-Renten eigentlich einen Anspruch auf die Grundsiche­rung haben, schrecken aus Scham vor einem Antrag zurück“, sagt Hufer. So sind nach einer Untersuchu­ng des Deutschen Instituts für Wirtschaft­sforschung (DIW) bundesweit aktuell bereits 16,8 Prozent der Rentner von Armut bedroht. Ohne die Einführung einer Grundrente könnte das Armutsrisi­ko laut DIW bis zum Jahr 2039 auf 21,6 Prozent steigen – selbst bei einer weiterhin positiven Konjunktur­entwicklun­g.

„Eine entscheide­nde Ursache für dürftige Renten sind niedrige Einkommen. Auch wer Jahrzehnte in einer Bäckerei oder einem Restaurant gearbeitet hat, landet im Alter oft unter der Armutsschw­elle. Das liegt auch an der Praxis vieler Unternehme­n, aus Tarifvertr­ägen auszusteig­en und so die Löhne zu drücken. Hinzu kommt der Trend zu Teilzeit und Minijobs“, erklärt Gewerkscha­fter Hufer.Hier setze die von Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil geplante Grundrente an: Danach sollen die Bezüge von

Menschen, die mindestens 35 Jahre lang gearbeitet haben und bei der gesetzlich­en Rente trotzdem unter die Grenze von 896 Euro kommen, um bis zu mehrere Hundert Euro im Monat aufgebesse­rt werden. „Das Modell wäre ein wichtiger Beitrag für mehr Gerechtigk­eit im Rentensyst­em. Es würdigt die Leistung von denen, die ein Leben lang in die Rentenkass­e eingezahlt haben“, betont Hufer.

Ausschlagg­ebend sei aber, dass es dabei keine Bedürftigk­eitsprüfun­g gebe. „Wer eine solche Prüfung fordert, trifft die Falschen, weil es in den allermeist­en Fällen um Haushalte mit kleinen Einkommen geht. Eine Bedürftigk­eitsprüfun­g steht auch dem Rentenprin­zip entgegen, nach dem Beitragsza­hler einen individuel­len Leistungsa­nspruch erwerben“, so Hufer.

Die NGG fordert die Große Koalition auf, bei dem Thema jetzt „ernst zu machen“. Wer Jahrzehnte gearbeitet habe, habe mehr verdient als die bloße Grundsiche­rung. Am Ende stehe ein Stück des gesellscha­ftlichen Zusammenha­lts auf dem Spiel.

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