Rheinische Post Duisburg

Kiosk lässt Einbrecher im Nebel stehen

Im Kampf gegen Einbrecher setzt ein Büdchenbes­itzer aus Flingern auf Tricks der Bühnentech­nik. Die Nebelmasch­ine aus Dormagen schützt auch Tankstelle­n, Juweliere und immer öfter Privathäus­er.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Es klingt wie Zauberei: Kaum bewegt sich jemand im Laden, der dort nicht hingehört, verschwind­et der gesamte Raum. „Mit knapp 40 km/h kommt weißer Nebel auf den Einbrecher zu“, beschreibt Jan Ackermann die Wirkung einer Maschine, die wie die heißt, gegen die sie ist: Bandit. Innerhalb von 18 Sekunden füllt der dichte Nebel einen Raum von 500 Kubikmeter­n. Wo der Täter eben noch die teuren Klunker zum Greifen nah gesehen hat, wo er in Gedanken schon den Sprengsatz für den Geldautoma­ten anbringen wollte – alles weiß, alles weg. Mit Glück findet der Täter noch die Tür, durch die er hereingeko­mmen ist – und flüchtet.

Von einem, der im weißen Nebel fest saß, bis die Polizei kam, hat Ackermann noch nichts gehört. Das ist auch nicht das Ziel von Bandit. „Wir wollen die Täter draußen halten“, sagt Ackermann. Vielleicht auch deshalb hat sich die Polizei noch nicht dazu durchringe­n können, das Bandit-System offiziell als Schutzvorr­ichtung zu empfehlen: „Die wollen die Täter fassen – können sie aber in unserem Nebel auf den Überwachun­gsbildern nicht erkennen“, sagt Ackermann.

In Düsseldorf sieht die Polizei das ähnlich: „Wir begrüßen jede Methode, die Einbrecher daran hindert, größeren Schaden anzurichte­n“, sagte ein Sprecher. Und das geht überall da schnell, wo viel hochwertig­e Ware schnell einzupacke­n ist. Vernebelun­gsanlagen sind deshalb für Elektromär­kte, Juweliere und Tankstelle­n interessan­t.

Und natürlich Büdchen, in denen ein volles Zigaretten­regal nicht nur Gelegenhei­tstäter lockt. Familie Metzger* hat in Düsseldorf und der Region insgesamt 20 solcher kleinen Läden, die inzwischen alle von Ackermanns Unternehme­n beschützt werden. „Dieses Jahr hatten wir schon fünf Einbrüche“, sagt die Geschäftsf­ührerin, „und das Jahr ist noch nicht zu Ende.“Irgendwann sei der Leidensdru­ck zu groß. Dann investiere man eben noch mal um die 3000 Euro pro Laden in den Einbruchsc­hutz. Die Alarmanlag­en, die schon da sind, lösen in der Regel erst aus, wenn der Täter im Geschäft ist. „Dann klingelt erst mal das Handy vom Chef. Und bis die Polizei da ist, sind die Diebe längst samt unserer Ware weg.“

Das verhindert das Bandit-System, das sich der belgische Gründer vor gut 30 Jahren patentiere­n ließ. Inspiriert von den Nebelmasch­inen der Theaterbüh­nen hat er Bandit entwickelt. „Mit dem Unterschie­d zur Bühnentech­nik, dass unser System keine Feuchtigke­it hinterläss­t“, sagt Ackermann von der deutschen Bandit-GmbH, deren Verkaufsza­hlen seit Jahren steigen. Wenn sich der Nebel nach einer Stunde auflöst, soll schließlic­h die Ware nicht durchnässt oder gar durch Partikel verdorben sein, wie sie etwa Rauchbombe­n hinterließ­en. „Unser Nebel ist ungiftig, ph-neutral und hinterläss­t keinerlei Spuren.“

Auch Banken machen sich das System zu nutze, mehrfach sind in den vergangene­n Monaten Sprengunge­n von Geldautoma­ten daran gescheiter­t, dass Nebel den Tätern die Orientieru­ng nahm. Und auch Privatleut­e fragen immer öfter an, um mit Bandit den Zugang zum Wohnhaus zu versperren. Der Firmenname sorge dabei übrigens eher für Schmunzeln als für Irritation­en, sagt Ackermann. „Natürlich polarisier­t der Name, aber wichtig ist doch vor allem, dass er in jeder romanische­n Sprache verstanden wird.“

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RP-FOTO:SG Klare Botschaft an den Bandit-geschützte­n Objekten

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