Kiosk lässt Einbrecher im Nebel stehen
Im Kampf gegen Einbrecher setzt ein Büdchenbesitzer aus Flingern auf Tricks der Bühnentechnik. Die Nebelmaschine aus Dormagen schützt auch Tankstellen, Juweliere und immer öfter Privathäuser.
Es klingt wie Zauberei: Kaum bewegt sich jemand im Laden, der dort nicht hingehört, verschwindet der gesamte Raum. „Mit knapp 40 km/h kommt weißer Nebel auf den Einbrecher zu“, beschreibt Jan Ackermann die Wirkung einer Maschine, die wie die heißt, gegen die sie ist: Bandit. Innerhalb von 18 Sekunden füllt der dichte Nebel einen Raum von 500 Kubikmetern. Wo der Täter eben noch die teuren Klunker zum Greifen nah gesehen hat, wo er in Gedanken schon den Sprengsatz für den Geldautomaten anbringen wollte – alles weiß, alles weg. Mit Glück findet der Täter noch die Tür, durch die er hereingekommen ist – und flüchtet.
Von einem, der im weißen Nebel fest saß, bis die Polizei kam, hat Ackermann noch nichts gehört. Das ist auch nicht das Ziel von Bandit. „Wir wollen die Täter draußen halten“, sagt Ackermann. Vielleicht auch deshalb hat sich die Polizei noch nicht dazu durchringen können, das Bandit-System offiziell als Schutzvorrichtung zu empfehlen: „Die wollen die Täter fassen – können sie aber in unserem Nebel auf den Überwachungsbildern nicht erkennen“, sagt Ackermann.
In Düsseldorf sieht die Polizei das ähnlich: „Wir begrüßen jede Methode, die Einbrecher daran hindert, größeren Schaden anzurichten“, sagte ein Sprecher. Und das geht überall da schnell, wo viel hochwertige Ware schnell einzupacken ist. Vernebelungsanlagen sind deshalb für Elektromärkte, Juweliere und Tankstellen interessant.
Und natürlich Büdchen, in denen ein volles Zigarettenregal nicht nur Gelegenheitstäter lockt. Familie Metzger* hat in Düsseldorf und der Region insgesamt 20 solcher kleinen Läden, die inzwischen alle von Ackermanns Unternehmen beschützt werden. „Dieses Jahr hatten wir schon fünf Einbrüche“, sagt die Geschäftsführerin, „und das Jahr ist noch nicht zu Ende.“Irgendwann sei der Leidensdruck zu groß. Dann investiere man eben noch mal um die 3000 Euro pro Laden in den Einbruchschutz. Die Alarmanlagen, die schon da sind, lösen in der Regel erst aus, wenn der Täter im Geschäft ist. „Dann klingelt erst mal das Handy vom Chef. Und bis die Polizei da ist, sind die Diebe längst samt unserer Ware weg.“
Das verhindert das Bandit-System, das sich der belgische Gründer vor gut 30 Jahren patentieren ließ. Inspiriert von den Nebelmaschinen der Theaterbühnen hat er Bandit entwickelt. „Mit dem Unterschied zur Bühnentechnik, dass unser System keine Feuchtigkeit hinterlässt“, sagt Ackermann von der deutschen Bandit-GmbH, deren Verkaufszahlen seit Jahren steigen. Wenn sich der Nebel nach einer Stunde auflöst, soll schließlich die Ware nicht durchnässt oder gar durch Partikel verdorben sein, wie sie etwa Rauchbomben hinterließen. „Unser Nebel ist ungiftig, ph-neutral und hinterlässt keinerlei Spuren.“
Auch Banken machen sich das System zu nutze, mehrfach sind in den vergangenen Monaten Sprengungen von Geldautomaten daran gescheitert, dass Nebel den Tätern die Orientierung nahm. Und auch Privatleute fragen immer öfter an, um mit Bandit den Zugang zum Wohnhaus zu versperren. Der Firmenname sorge dabei übrigens eher für Schmunzeln als für Irritationen, sagt Ackermann. „Natürlich polarisiert der Name, aber wichtig ist doch vor allem, dass er in jeder romanischen Sprache verstanden wird.“