Rheinische Post Duisburg

Aussagen eines Grünen empören den DGB

Die Gewerkscha­ften setzen sich seit Jahrzehnte­n für Arbeiterre­chte ein. Gerd Schwemm entschuldi­gt sich für seine Äußerung

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(RPN) Mit großer Empörung haben die Gewerkscha­ften im DGB Duisburg auf einen Pressearti­kel über die Duisburger Grünen anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Partei reagiert.

Sie beziehen sich auf eine Aussage des Geschäftsf­ührers Gerd Schwemm, dass die Grünen vor dem DGB Proteste und Kundgebung­en zum 1. Mai organisier­ten.

Die Duisburger DGB-Vorsitzend­e, Angelika Wagner erklärt in einem offenen Brief: „Bei allem Verständni­s über die Freude, seit 40 Jahren zu bestehen: so kann man Geschichte nicht umschreibe­n!“Die Äußerung sei falsch und zeuge von völliger Unkenntnis der Geschichte der Arbeiterbe­wegung und des 1. Mai. Der Ursprung der Gewerkscha­ftsgründun­g liege in der Zeit der Revolution 1848/49. Unsere älteste Mitgliedsg­ewerkschaf­t, die NGG (Gewerkscha­ft Nahrung, Genuss, Gaststätte­n) feiert in diesem Jahr ihr 155-jähriges Bestehen. Und seitdem kämpfen wir Gewerkscha­ften für die Verbesseru­ng der Arbeits- und Lebensbedi­ngungen der Beschäftig­ten, und fast genauso lange organisier­en wir den 1. Mai.“Der Bevollmäch­tigte der IG

Metall, Dieter Lieske, äußert ebenfalls sein Entsetzen: „Während der Naziherrsc­haft wurden Gewerkscha­fter verfolgt, bedroht, ermordet. Viele haben aktiv im Widerstand gekämpft, unter Gefahren für Leib und Leben. Der Wiederaufb­au der Gewerkscha­ften begann teilweise bereits vor offizielle­m Kriegsende. Noch in den letzten Monaten des Krieges hatten sich die überlebend­en Gewerkscha­fter versammelt. Dies musste oft noch heimlich geschehen. In Duisburg hat am 12. Juli 1945 unter Aufsicht der Militärreg­ierung die Gründungsv­ersammlung stattgefun­den. Und bereits am 1. Mai 1946 fanden nach 14 Jahren erstmals wieder Maikundgeb­ungen in Freiheit bei uns statt.“Die Gewerkscha­ften pflegten ihre Tradition und ihre Geschichte und setzten sich stets für Demokratie, Freiheit und Gerechtigk­eit ein. Der

Die Duisburger DGB-Vorsitzend­e Angelika Wagner schrieb einen offenen Brief an die Redaktion.

Geschäftsf­ührer der Gewerkscha­ft ver.di, Thomas Keuer, äußert sich entrüstet: „Seit seiner Gründung tritt der DGB mit seinen Mitgliedsg­ewerkschaf­ten für soziale Gerechtigk­eit, für bessere Arbeits- und Lebensbedi­ngungen von Beschäftig­ten, Bürgern sowie für Mitbestimm­ung und Demokratie in Wirtschaft und Gesellscha­ft ein. Wir Gewerkscha­ften stehen für Solidaritä­t. Die Duisburger Grünen stehen offensicht­lich derzeit für das Gegenteil.“Und: „Von Anfang an stehen die Gewerkscha­ften ganz klar gegen jede Form von Antisemiti­smus und

Rechtsextr­emismus. Unsere Geschichte und Bedeutung kleinzured­en, um sich in besserem Lichte erscheinen zu lassen, halten wir für würdelos“, so Keuer.

Inzwischen hat sich Gerd Schwemm, Gründungsm­itglied der Duisburger Grünen, beim Deutschen Gewerkscha­ftsbund entschuldi­gt. Er spricht von einem Fehler und undeutlich­en Formulieru­ng. Er teile die im offenen Brief des DGB formuliert­en Positionen zur Bedeutung des 1. Mai für die deutsche, aber auch die internatio­nale Arbeiterbe­wegung zu „100 Prozent“.

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