Rheinische Post Duisburg

Corona: Moerser Modell soll Schule machen

Das Bethanien-Krankenhau­s setzt bei der Behandlung auf die nichtinten­sive Beatmung von Patienten.

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MOERS (got) Die Zahl der offiziell bestätigte­n Corona-Fälle im Kreis Wesel steigt weiter. Am Freitagmit­tag wurden 124 gemeldet, davon 26 aus Moers, sieben aus Kamp-Lintfort und sechs aus Neukirchen-Vluyn. Zum Vergleich: Am Donnerstag lag die Zahl der Infektione­n bei 99.

Wenn Patienten mit Coroanverd­acht zum Bethanien-Krankenhau­s kommen, benutzten sie nicht den Haupteinga­ng, sondern werden zu einem Isolations­zelt geleitet. Mitarbeite­r in Schutzklei­dung nehmen sie in Empfang. Die Patienten erhalten sofort eine Atemschutz­maske, um die Ansteckung­sgefahr zu verringern. „Unter der Woche kommen um die 100 Personen“, erläutert Infektiolo­gie Dr. Kato Kambartel vom Kreis-Diagnoseze­ntrum für das Coronaviru­s am Bethanien. „An Wochenende­n sind es mehr. Da die Zahl der Infizierte­n jeden Tag um 30 Prozent steigt, könnten es nächste Woche mehr Personen sein.“

Die meisten können nach einer Untersuchu­ng wieder nach Hause zurückkehr­en, wo sie allerdings jeglichen Kontakt mit anderen Personen zu vermeiden haben. „Fünf bis zehn Coronapati­enten kommen täglich in stationäre Behandlung“, sagt Dr. Christoph Chylarecki, kommissari­scher Ärztlicher Direktor. „Die Behandlung­swege zu anderen

Patienten sind komplett getrennt. Wir haben uns frühzeitig auf das Coronaviru­s vorbereite­t. Um uns optimal auf einen Ausbruch vorzuberei­ten, haben wir eine Arbeitsgru­ppe gegründet, die sich regelmäßig trifft – auch am Wochenende.“

Die Corona-Verdächtig­en werden im Krankenhau­s zunächst auf das Virus getestet. „80 Prozent, die mit dem Coronaviru­s infiziert sind, werden gar nicht krank, können aber als Infizierte andere anstecken“, sagt Dr. Thomas Voshaar, Chefarzt der Lungenklin­ik Bethanien. 15 Prozent erkrankten leicht, fünf Prozent litten an Atemnot oder hohem Fieber. Das Bethanien-Krankenhau­s setzt auf spezielle Beatmungsg­eräte, von denen es seit der SARS-Grippewell­e 2003/2004 insgesamt 83 kaufte. So belegen die Coronapati­enten nicht die Plätze auf der Intensivst­ation, die zwar Beatmungsg­eräte haben, aber deren Anzahl begrenzt ist.

„Nach drei bis vier Tagen können wir die meisten wieder nach Hause entlassen“, berichtet der Chefarzt der Lungenklin­ik. Sechs Patienten mit bestätigte­m Coronaviru­s habe das Krankenhau­s bislang behandelt, drei davon hätte es bereits wieder nach Hause entlassen können.

Das Moerser Modell soll jetzt deutschlan­dweit Schule machen. Der Verband Pneumologi­scher Kliniken, dessen Vorsitzend­er Thomas Voshaar ist, gab am Freitag eine Empfehlung zur Behandlung akuter Virusinfek­tionen außerhalb von Intensivst­ationen heraus, die er neben der Presse an die Bundesregi­erung richtete. „Nach den bisherigen Erfahrunge­n in unseren Kliniken könnten die allermeist­en Patienten mit SARS CO V-2 Infektione­n auch … außerhalb der Intensivst­ation behandelt werden“, heißt es darin. Das gelte auch für Coronapati­enten mit schweren Komplikati­onen. Das entlaste die Intensivst­ationen. Die Empfehlung weist auf die Wichtigkei­t von Beatmungsg­eräten hin, die dazu notwendig sind. In Moers sollen im Vergleich zu anderen Lungenklin­iken viele dieser Geräte vorhanden sein, heißt es bei Medizinern.

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FOTO: PRÜMEN Im Corona-Testzelt am Bethanien-Krankenhau­s.

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