Bald digitale Sprechstunde im Kreis
Die AOK Rheinland bietet Eltern in den Kreisen Wesel und Kleve die Sprechstunde per App. In einem Pilotprojekt mit der „teleclinic“München startet der digitale Arztbesuch Anfang April für die Mitglieder der Versicherung.
KREIS WESEL Mit einem Klick per App zum Arzt. Das ist das Prinzip bei der Tele-Medizin. Das Prinzip soll jetzt in den Kreisen Wesel und Kleve Praxis werden: In einem zweijährigen Pilotprojekt bietet die Allgemeine Ortskrankennkasse (AOK) Rheinland/Hamburg in den beiden Landkreisen ihren Versicherten an, den Arzt per Video-Chat zu konsultieren, eine Diagnose, vielleicht auch schon ein Rezept, zu bekommen und nicht den Weg in die Praxis antreten zu müssen.
Binnen 30 Minuten soll mit der App der Kontakt zum Arzt stehen – oder er meldet sich zu einem zuvor ausgemachten Termin. Das Pilotprojekt richtet sich zunächst einmal an junge Familien, die den Rat eines Kinderarztes suchen. „Wir wissen, dass wir da große Probleme in den Kreisen Kleve und Wesel haben, dass es zu wenig Ärzte gibt und der Druck auf die Praxen sehr groß ist, dass die Wartezimmer sehr voll und die Wartezeiten sehr lang sind“, sagte Barbara Nickesen, AOK-Regionaldirektorin Kreis Kleve-Kreis Wesel.
Für das Projekt arbeitet die AOK mit der Münchner teleclinic (www. teleclinic.de) zusammen, die schon 2017 in Baden-Württemberg ein Modellprojekt zur Tele-Medizin startete, wo sich Patienten ausschließlich digital von Ärzten beraten und, falls es der Fall erlaubte, auch behandeln lassen konnten. Als dann 2018 im Mai das Fernbehandlungsverbot gekippt wurde und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die digitale Medizin einforderte, sei Deutschland endlich vom Mittelalter in der Gegenwart angekommen, sagt Katharina Jünger, Geschäftsführerin der teleclinic. Sie stellte mit Barbara Nickesen und AOK-Vorstand Matthias Mohrmann das Projekt vor.
Die teleclinic hat für ihre App bundesweit 250 Ärzte unter Vertrag, die alle praktische Erfahrungen und einen Facharzt nachweisen müssen. Man loggt sich in die App ein, die selbsterklärend aufgebaut ist. Bevor man Kontakt zum Arzt bekommt, muss man einige Fragen beispielsweise zu Symptomen und Dauer der Erkrankung anklicken, kann dann ein Gespräch möglichst zeitnah vereinbaren (hier garantiert Jünger besagten Rückruf in 30 Minuten) oder man kann einen Termin ausmachen. Verbunden wird der Patient dann mit einem passenden Arzt. Der stellt eine Diagnose, stellt vielleicht ein Rezept aus oder rät, doch zum Hausarzt oder zur Notfallambulanz ins nächste Krankenhaus zu gehen. „In 60 Prozent aller Fälle aber können wir helfen, ohne dass ein weiterer Arztbesuch nötig ist“, sagt die Juristin.