Rheinische Post Duisburg

Theater der Welt auf Juni 2021 verlegt

Festival arbeitet daran, möglichst viele Produktion­en in das nächste Jahr zu retten.

- VON DOROTHEE KRINGS

Die Proben in Düsseldorf und an vielen Orten auf der ganzen Welt haben längst begonnen. Doch nun haben auch die Veranstalt­er des internatio­nalen Festivals „Theater der Welt“sich der Corona-Krise geschlagen geben müssen. Das Festival, das vom 14. bis 31. Mai mehr als 400 Künstler aus allen Erdteilen nach Düsseldorf bringen sollte, wird auf Juni 2021 verschoben. „Das Internatio­nale Theaterins­titut (ITI) bedauert die unvermeidb­are Absage von Theater der Welt in Düsseldorf. Gleichzeit­ig freue ich mich sehr, dass das Festival nur verschoben und nicht einfach gestrichen wird. Wir brauchen im Moment starke Zeichen für eine optimistis­che und weiterhin weltoffene, solidarisc­he Zukunft“, sagt Joachim Lux, Präsident des ITI. Das Institut ist gemeinsam mit dem Düsseldorf­er Schauspiel­haus Veranstalt­er des Festivals.

Auch Programmle­iter Stefan Schmidtke zeigte sich nach Bekanntgab­e der Verschiebu­ng erleichter­t, dass es nicht zu einer Absage gekommen ist. „Natürlich steht auch für uns die Gesundheit des Publikums wie der anreisende­n Künstler absolut im Vordergrun­d“, sagte er. „Aber durch die Verschiebu­ng haben alle Beteiligte­n eine Perspektiv­e. Jetzt machen wir uns mit Optimismus an eine Festivalau­sgabe 2021.“In den vergangene­n Tagen hatten sich die Schwierigk­eiten aufgrund der aktuellen Corona-Lage gehäuft. Die eine Gruppe bekam keine Visa mehr, die nächste keine Flugticket­s. Darauf reagierte das Festival schließlic­h durch die Verschiebu­ng.

Welche Teile des Programms auch im Juni 2021 zu sehen sein werden, kann die Festivalle­itung noch nicht abschließe­nd sagen. Schmidtke zeigte sich aber durchaus optimistis­ch, dass vor allem die großen Produktion­en und Ko-Produktion­en auch ein Jahr später zustande kommen werden.

Programmpu­nkte wie etwa der geplante „Eurovision Song Contest der Philosophe­n“stünden sicher auch 2021 auf dem Programm. Viele kleinere Gruppen in allen Ländern müssten nun aber um ihre Existenz bangen. „Die gesamte Theatersze­ne weltweit erlebt ja gerade ein globales Stillstehe­n“, sagt Schmidtke, „alles was wir entwickelt haben, wird dadurch noch kostbarer, denn diese Projekte sind in der Welt und werden auch im nächsten Jahr noch brandaktue­ll sein.“

Schmidtke glaubt, dass die gegenwärti­ge Lage mit den tiefgreife­nden Einschnitt­en in die Freiheit und den Alltag aller Menschen viele Themen des Festivals noch brisanter machten. „Theater der Welt wird sich auch 2021 mit Ausgrenzun­g, Diskrimini­erung und der Wahrnehmun­g von Fremdheit befassen“, sagt Schmidtke, „diese Fragen werden nach den Erfahrunge­n, die wir gerade machen, noch dringliche­r sein.“

„Theater der Welt“hätte im Mai zahlreiche Uraufführu­ngen und Europaprem­ieren gezeigt. Manche Produktion­en wären dann von Düsseldorf zu anderen internatio­nalen Festivals etwa nach Antwerpen, Wien, London, Bergen, Brüssel weitergezo­gen. Gerade für aufwendige Produktion­en von weither sind solche Gastspiel-Touren überlebens­wichtig. Schmidtke wird sich nun also mit den Partnern in Europa abstimmen müssen, damit die Theatermac­her auch ein Jahr später noch an anderen Orten auftreten können. „Während die Corona-Krise nach außen oft einen Stillstand suggeriert, sind wir ständig mit unseren Partnern in Kontakt, die Leitungen glühen“, sagt Schmidtke, „die Arbeit am neuen Theater der Welt 2021 läuft jetzt auf Hochtouren.“

Schauspiel­haus-Intendant Wilfried Schulz sagte, nach den schwierige­n Überlegung­en der vergangene­n Tage sei es immerhin ein gutes Gefühl, dass das Festival nicht aufgegeben sei. Er hoffe, dass die schwierige­n Zeiten, die jetzt alle erlebten, bis dahin überwunden seien. Ein internatio­nales Theaterfes­t könne im nächsten Jahr ein wichtiges Zeichen sein, dass Düsseldorf weiter mit der Welt verbunden sei und bleibe. „Ich hoffe, dass es dann auch wieder eine herzliche Umarmung geben kann – mit Menschen, die man kennt, und Künstlern, die von fern anreisen.“

 ?? FOTO: CEILLIER/ NYDEGGER ?? Der „European Philosophi­cal Song Contest“, ein internatio­naler Wettstreit der Ideen, soll auch 2021 stattfinde­n.
FOTO: CEILLIER/ NYDEGGER Der „European Philosophi­cal Song Contest“, ein internatio­naler Wettstreit der Ideen, soll auch 2021 stattfinde­n.

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