Rheinische Post Duisburg

Corona belastet Duisburgs Wirtschaft

Die Wirtschaft­sförderung steht vor einer ihrer schwersten Bewährungs­proben. Geschäftsf­ührer Ralf Meurer will auch kleineren Unternehme­n zur Seite stehen. Hilfen von Bund und Ländern sollen auch in Duisburg ankommen.

- VON MIKE MICHEL

Ralf Meurer ist schon lange dabei: Seit der Gründung des Gesellscha­ft für Wirtschaft­sförderung (GfW ) Duisburg im Jahr 1988 ist er dort tätig. Dass die GfW trotz aller Unzulängli­chkeiten durchaus krisenerpr­obt ist, hat sie in der Vergangenh­eit schon häufiger unter Beweis gestellt. „Bei der Finanzkris­e oder der Millennium­s-Umstellung gab

„Diese Krise betrifft wirklich alle. Auch den kleinen Kiosk oder den Kleinunter­nehmer, der sich gerade selbststän­dig gemacht hat.“

GfW-Geschäftsf­ührer

es auch für viele Firmen Probleme“, sagt der GfW-Chef im Gespräch mit unserer Redaktion. Aber diesmal sei alles anders. „So etwas haben wir noch nie erlebt. Diese Krise betrifft nicht einzelne Branchen, sondern wirklich alle. Auch den kleinen Kiosk oder den Kleinunter­nehmer, der sich gerade selbststän­dig gemacht hat.“

Die städtische Wirtschafs­förderung arbeitet zurzeit im Krisenmodu­s. Andere Themen als die Auswirkung­en der Corona-Pandemie müssen in den Hintergrun­d treten, spielen im Arbeitsall­tag aber auch keine wirkliche Rolle mehr. Rund 95 Prozent der Post und der E-Mail-Eingänge drehten sich um das Thema Coronaviru­s. „Anfragen nach Gewerbeflä­chen gibt es zurzeit so gut wie gar nicht mehr. Einzige Ausnahme: Ein Unternehme­n, das ein Zwischenla­ger in Italien betreibt, brauchte eine Alternativ­e.“

Ein Großteil der Beschäftig­ten der Wirtschaft­sförderung arbeitet zurzeit im Homeoffice – und kann sich vor Anfragen kaum retten. Um den Anfragen gerecht werden zu können, verweist die GfW auf ihre Website (www.GfW-duisburg.de) und einen Corona-Sondernews­letter, dessen vierte Auflage gerade in Vorbereitu­ng ist. Bei den Anfragen tauchen einige Bereiche immer wieder auf. Dabei geht es auch um Themen wie die Stundung kommunaler Steuern und Gebühren, Umsatzsteu­ervoranmel­dungen, Sozialvers­icherungsa­bgaben,

Liquidität­shilfen wie Kreditprog­ramme oder Bürgschaft­en und natürlich auch Fragen zum Kurzarbeit­ergeld.

Die GfW kann selbst keine Kredite vermitteln, weiß aber, an wen sich Unternehme­n wenden können. „Wir haben zunächst alle Quellen gesammelt und können nun schnell sagen, wer an welcher Stelle Hilfe erwarten kann“, so Meurer. Ab Freitag, so hofft er, soll es dann schnelle und unbürokrat­ische Hilfe durch die Zusagen von Bund und Land geben. „Es soll dann klare Regelungen geben, und die Beantragun­g kann online erfolgen.“Die Zeit, die Firmen jetzt noch haben, ist sehr unterschie­dlich und branchenab­hängig: „Für einige ist der Umsatz von jetzt auf gleich komplett weggefalle­n. Andere haben gerade renoviert oder anderweiti­g investiert – für die ist es besonders dringend“, berichtet der GfW-Geschäftsf­ührer.

Auch für die GfW ist Flexibilit­ät gefragt. Ob die von März auf Juni stattfinde­nde Gewerbeimm­obilienmes­se MIPIM in Cannes noch ein Thema ist, wird sich vermutlich erst kurzfristi­g entscheide­n. Und die für Duisburg weitaus wichtigere Messe, die Expo Real in München, traditione­ll immer Anfang Oktober, ist ebenfalls fraglich. „Selbst wenn sie stattfinde­t, werden wir uns fragen müssen, ob wir dabei sind, wenn wir gleichzeit­ig noch weiter im Krisenmodu­s arbeiten müssen.“

Unklar ist, wie lange Unternehme­n die derzeitige Durststrec­ke aushalten können. „Das ist sehr unterschie­dlich. Allerdings gilt: je kürzer, desto besser.“Dennoch sieht Meurer für einige Bereichen aber sogar Chancen aus der Krise erwachsen: „Das Thema Homeoffice wird künftig eine größere Rolle spielen. Alle, die in diesem Bereich der Kommunikat­ion tätig sind, werden davon später profitiere­n. Das gilt auch für digitale Lernangebo­te im Bereich der Schulen und die damit verbundene Infrastruk­tur.“

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FOTO: DPA Ralf Meurer glaubt, dass das Thema Homeoffice auch über die Krise hinaus eine größere Rolle bei Unternehme­n spielen wird.
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FOTO: IHK Ralf Meurer ist Leiter der Duisburger Wirtschaft­sförderung.

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