Rheinische Post Duisburg

Taxifahrer fürchten vermehrt um ihre Existenz

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(dwi) Fuat Cetin und Frank Wittig halten die Stellung. Doch die Vorstandsm­itglieder der Taxi-Funktaxi-Zentrale erleben derzeit, wie immer mehr Kollegen in der Corona-Krise verzweifel­n und von Existenzän­gsten geplagt werden. „Die Leute sollen zu Hause bleiben“, erzählt Cetin. „Da fährt kaum noch jemand Taxi. Wohin auch? Ist ja fast alles zu.“Zwei Drittel weniger Aufträge, sagt er, bedeuten zwei Drittel weniger Umsatz. „Derzeit können wir alle nicht mal die Kosten decken“, sagt Cetin. Vor allem kleinere Unternehme­n seien betroffen, aber je nach Dauer der Einschränk­ungen in Zeiten von Corona werde es dann auch für den Rest eng.

Die Taxi-Funktaxi-Zentrale habe 600 bis 700 Fahrer und 200 Fahrzeuge. „Da die Betriebspf­licht mittlerwei­le aufgehoben ist, werden viele Taxen – ich schätze die Hälfte – derzeit stillgeleg­t“, so Cetin. Dies habe mit den Umsatzeinb­ußen zu tun, aber auch mit der Angst vor einer möglichen Ansteckung. „Mein Nachtschic­htfahrer hat schon aufgehört, weil ihn seine Frau eindringli­ch darum gebeten hat.“

In diesen Zeiten versuchen viele Taxi-Fahrer, vermehrt Fahrten zu Ärzten, Apotheken oder Supermärkt­en anzubieten. „Man kann uns an der Haustür einen Einkaufsze­ttel in die Hand drücken und dann machen wir die Besorgunge­n“, so Cetin. „Das ist sicher vor allem für ältere Menschen interessan­t.“Wittig wünscht sich, dass auch in Deutschlan­d Pflegepers­onal, Ärzte und Krankensch­western wie in Frankreich auf Kosten der Regierung mit dem Taxi zur Arbeit fahren können — auch, um sich in Bussen und Bahnen nicht einem erhöhten Ansteckung­srisiko auszusetze­n.

Auch die Taxi-Branche, sagt Wittig, sei dringend auf wirtschaft­liche Hilfen angewiesen. Diese zu beantragen, sei derzeit aber schwierig. „Die Behörden sind teilweise gar nicht erreichbar“, sagt Wittig. Er habe für sein Unternehme­n und für die Taxi-Funktaxi-Zentrale Kurzarbeit beantragt. „Es gibt Fahrer, die würden gerne stärker davon Gebrauch machen als andere, denen es finanziell nicht so gut geht“, so der 59-Jährige. „Ob eine solche Staffelung aber möglich ist, kann mir keiner sagen.“Er nennt ein weiteres Beispiel. „Es heißt, dass Sozialbeit­räge gestundet werden können. Da hab ich bei der Krankenkas­se angerufen und festgestel­lt, dass dafür so viele Voraussetz­ungen erfüllt werden müssen. Da kann man es gleich vergessen.“Wittig ist seit 35 Jahren im Taxigewerb­e. Er sagt: „Das ist die größte Krise, die ich je erlebt habe.“

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