Rheinische Post Duisburg

Duisburger Tanzlehrer unterricht­et per Video

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(ma) Salsa, das ist Rhythmus, Bewegung, Lebensfreu­de pur. In seiner Tanzschule „Salsa con Corazón“lebt Tanzlehrer Nerhan Velija die kubanische Variante mit seinen Schülern jeden Sonntag im Tanzstudio N an der Grabenstra­ße in Neudorf. Seit dem vergangene­n Sonntag ist damit Schluss: Alles abgesagt – wegen des Coronaviru­s. Der 36-Jährige hat nicht lang überlegt: Mit Videos, die er mit seiner Partnerin Daniela Bittel gedreht hat, geht der Unterricht weiter. „Das ging für mich von Hundert auf Null“, sagt Velija, den alle nur „Necky“nennen, über die Auswirkung des Virus auf seine freiberufl­iche Existenz. Seine „Salsa mit Herz“-Tanzschule betreibt er seit drei Jahren, unterricht­et außerdem in der Dinslakene­r Tanzschule Ota Keup und in der OSC-Sportwelt in Rheinhause­n. „Dort unterricht­e ich auf Rechnung. Weil diese Veranstalt­ungen auch ausfallen, brechen die Einnahmen weg.“Ein Glück, dass Daniela Bittel, seine Tanzpartne­rin in den vier Sonntagsku­rsen mit verschiede­nen Niveaus, als Lehrerin der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Gesamtschu­le ebenfalls Corona-Pause hat. „So sind wir nach dem ersten Schock schnell auf die Idee mit den Videos gekommen.“

Der Unterricht, das sei mehr als ein Job, sagen beide. „Wir sehen uns eigentlich als Salsa-Familie.“Dennoch war da bei Nerhan Velija zunächst die Angst vor den wirtschaft­lichen Folgen. „Unsere Kurse laufen jeweils acht Wochen lang, die Schüler zahlen im Voraus.“Natürlich hätten die Teilnehmer den Anspruch auf Rückzahlun­g gehabt, wusste der Lehrer. „Aber niemand wollte sein Geld zurück, im Gegenteil. Einige haben sogar ihre Hilfe angeboten.“

Ein guter Grund mehr, den Tanzschüle­rn schnell eine Alternativ­e anzubieten. Also haben beide das Handy auf ein Stativ geklemmt, die Musik eingeschal­tet und die Lektionen gefilmt. Jetzt sind sechs Videos im Kasten, zwischen fünf und 18 Minuten lang. Fünf entstanden im Studio N, eines vor den bunten Graffiti-Wänden im Rheinpark. „Wir haben eigentlich gedacht, da wäre nichts los, aber da waren jede Menge Leute“, berichtet Daniela Bittel. Der Dreh und die Aufbereitu­ng mit schneiden, kommentier­en und verschicke­n war deutlich aufwändige­r als erwartet. „Mit und ohne Musik, Schrittfol­gen und Kommentare – pro Video hat das zwei bis drei Stunden gedauert.“

Klar, Video-Tutorials gebe es auch bei Youtube zuhauf, sagt Velija: „Aber damit sind Anfänger häufig überforder­t, für sie gibt es auch nicht so viel. Wir holen unsere Schüler dort ab, wo sie stehen.“Begeistert hätten viele das Angebot aufgenomme­n, berichtet das Paar: „Sie haben angekündig­t, sich beim Tanzen zu filmen, damit wir uns das anschließe­nd ansehen können.“Vielleicht, glaubt Daniela Bittel, sei das in Tagen wo die Zerstreuun­g außerhalb der eigenen vier Wände stark eingeschrä­nkt ist, genau die richtige Abwechslun­g: „Da ist es gut, wenn man eine Herausford­erung hat.“

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FOTO: STEFAN AREND Nerhan Velija und Daniela Bittel haben Videos für ihre Schüler gedreht. Diese können dann zu Hause nachgetanz­t werden.

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