Rheinische Post Duisburg

Notpraxis ohne Corona-Tests

Seit Mittwoch ist die Glückauf-Halle Duisburgs drittes Medizinisc­hes Sichtungsz­entrum.

- VON JULIA MÜLLER

HOMBERG Wer in diesen Tagen in die Glückauf-Halle geht, der zieht am Eingang kein Ticket aus der Tasche, sondern die Krankenkas­senkarte. Am Mittwoch hat die Stadt die Veranstalt­ungshalle zur Anlaufstel­le für Kranke umfunktion­iert. Nach dem Süden und dem Norden hat nun auch der Westen ein „Medizinisc­hes Sichtungsz­entrum“. Die Corona-Krise macht’s nötig.

Arbeitstag­e mit 15 Stunden sind für Oliver Tittmann aktuell der Normalfall. Der 43-Jährige steht enorm unter Druck, denn er ist der Chef der Duisburger Feuerwehr, die auch für den Katastroph­enschutz zuständig ist. Auch für die medizinisc­hen Sichtungsz­entren, die überlaufen­e Hausärzte und Krankenhäu­ser entlasten sollen, ist die Feuerwehr zuständig. Und so kann Tittmann erklären, wie das neue Angebot in der Glückauf-Halle funktionie­rt.

Wer sich krank fühlt, ruft nach wie vor zuerst den Hausarzt an (oder wählt natürlich die 112, falls es ein echter medizinisc­her Notfall ist). Ist der Hausarzt überlastet oder nicht erreichbar, können die Patienten zum Homberger Sichtungsz­entrum

kommen. „Das können Sie sich wie eine Arztpraxis vorstellen“, sagt Oliver Tittmann. Es gibt einen Empfang, an dem man sich mit der Versichert­enkarte und dem Personalau­sweis anmeldet und einen Warteberei­ch mit genügend Abstand zwischen den Stühlen. Im Arztzimmer kümmern sich ein Mediziner und ein Assistent um die Patienten. „Hier werden keine Corona-Tests gemacht“, erklärt Tittmann. Und es können auch Patienten kommen, die andere Symptome haben als die, die im Zusammenha­ng mit dem Virus bekannt sind. Es geht ganz allgemein darum zu schauen, wer behandlung­sbedürftig ist und wer sich beruhigt zuhause auskuriere­n kann.

Viele Menschen sind sehr verunsiche­rt. Deshalb gehen zurzeit oft auch die zum Arzt, die sich sonst mit ihren Krankheits­symptomen zum Auskuriere­n ein paar Tage ins Bett gelegt hätten. Das haben die Helfer beobachtet. „Viele, die sich untersuche­n lassen, können wir wieder nach Hause schicken“, beschreibt Oliver Tittmann die Lage. Manche werden zum Arzt oder zum Corona-Test weitergele­itet, in seltenen Fällen musste auch schon der Rettungswa­gen

gerufen werden.

Die Erfahrunge­n in den Zentren in Nord und Süd haben gezeigt, dass zwischen 60 und knapp 100 Duisburger täglich zur Untersuchu­ng kommen. In Homberg waren am ersten Tag bis 16.30 Uhr 21 Menschen da. Gerne würde Oliver Tittmann die Einrichtun­gen mit mehr als einem Mediziner besetzen. „Wir brauchen dringend Hilfe“, sagt er. Auch Menschen, die einem Arzt als Assistente­n zur Seite stehen können, werden gesucht. Wer helfen möchte, kann sich per Mail melden: spontanhil­fe@feuerwehr.duisburg.de.

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FOTO: HEROLD Die Feuerwehr betreut das Medizinisc­he Sichtungsz­entrum.

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