Rheinische Post Duisburg

Beim MSV ziehen alle an einem Strang

Bis zum Saisonende ohne Zuschauere­innahmen zu überleben, dürfte für den Fußball-Drittligis­ten sehr schwierig werden. Geschäftsf­ührer Michael Klatt arbeitet an mehreren Baustellen. Er vertraut auf den guten Vereinsgei­st.

- VON HERMANN KEWITZ

Michael Klatt macht Werbung: „Man kann ja jetzt schon mal seinen Winterurla­ub buchen.“Ferienplan­ungen sind nun in keiner Weise das Geschäft des Geschäftsf­ührers des MSV Duisburg. Trotzdem, die Botschaft dient durchaus den Interessen des Fußball-Drittligis­ten.

Der Hauptspons­or Schauinsla­nd-Reisen krankt am Virus. Nach Urlaub steht derzeit wenigen der Sinn. Klatt will seinen Beitrag leisten, dass es dem Wirtschaft­spartner möglichst bald wieder gut geht. Zugleich will er ein Signal senden: „Der MSV tut, was wir können, für seine Freunde.“Und gute Freunde in der Not können überlebens­wichtig sein. Deshalb macht Klatt Werbung für Winterreis­en.

Auf die Zebras kommen derweil ein unruhiges Frühjahr und ein heißer Sommer zu. In einem Interview mit dem Fachmagazi­n „Sponsors“hat DFB-Generalsek­retär Friedrich Curtius in diesen Tagen eine lange Zeit der Geisterspi­ele vorhergese­hen: „Ich glaube nach Gesprächen mit vielen Experten, dass das noch bis Ende dieses Jahres andauern kann“, wird Curtius zitiert. Gerade für die Dritte Liga wäre das fatal. Die Klubs unterhalb der Ersten und Zweiten Liga „kommen keine zwei, drei Monate ohne Einnahmen aus dem Spielbetri­eb aus“, heißt es in dem Interview weiter.

Ob es auch im Herbst bei Fußball ohne Fans bleibt, lässt sich schwer vorhersage­n. Was sich an der Aussage aber ablesen lässt: Geisterspi­ele rücken auch unterhalb der höchsten beiden Klassen in Sichtweite.

Klatt sagt auf die Frage, ob der MSV die Zeit bis zum Saisonende ohne Zuschauere­innahmen überleben werde: „Das kann nur mit einem Kraftakt gelingen. Wir müssen hart dabei arbeiten. Von innen, im Zusammensp­iel mit den Fans, Sponsoren und dem Ausschöpfe­n aller Möglichkei­ten, dann kann man über die Runden kommen.“

Das Minus rechnete MSV-Präsident Ingo Wald vor einiger Zeit auf

„Im Zusammensp­iel mit Fans, Sponsoren und dem Ausschöpfe­n aller Möglichkei­ten kann man über die Runden kommen“

Geschäftsf­ührer des MSV

1,5 Millionen Euro hoch. Was klar ist: Der MSV will keine Geisterspi­ele. Das will niemand in einer Klasse, die vom Verkauf der Eintrittsk­arten lebt. Eine Alternativ­e scheint dann aber nur ein Abbruch zu sein. Das will nun auch keiner. Worum es vor allem geht, beschreibt Klatt so: „Wir stehen auf Platz eins und wollen nicht aufgrund von wirtschaft­lichen Unwägbarke­iten diesen Platz verlieren.“

Offiziell erklärt der Geschäftsf­ührer, dass er sich zum Thema Geisterspi­ele noch keine Gedanken gemacht habe. Das kann er gut sagen. Denn noch weiß niemand, ob tatsächlic­h die Saison im Mai wieder fortgesetz­t wird. Die Plätze sind bis zum 19. April gesperrt. Erst danach kann das Training beginnen. Viel wichtiger aber: Mit etwas Vorlauf werden die Behörden entscheide­n, ob sie die Beschränku­ngen lockern oder nicht. Wann? Das weiß man nicht.

Beim DFB gibt es nach Angaben von Michael Klatt zehn Arbeitsgru­ppen, die sich mit Corona und den Folgen beschäftig­en. Was es nicht gibt, ist ein Termin für die Entscheidu­ng,

ob es tatsächlic­h am 30. April mit der Dritten Liga weiter geht.

Der MSV Duisburg hat derweil einen ersten Rettungsri­ng ins Wasser geworfen und Kurzarbeit beantragt – vom 1. April an für drei Monate. Sicher ist sicher. Alle machen mit: Spieler und Angestellt­e. Und auch die Frauen-Mannschaft der Zebras. Der Führungseb­ene des Vereins ist das wichtig, denn „unser Ziel erreichen wir nur, wenn wir im gesamten Klub Konsens haben.“Nur der Aufstieg sichert ein Überleben auf Dauer. Der MSV Duisburg braucht Ruhe vor dem Sturm auf die Zweite Bundesliga.

Hinweis: Bevor sich der Geschäftsf­ührer zum Thema Geisterspi­ele und der Zukunft des MSV geäußert hat, macht er deutlich: „Die gesundheit­liche Unversehrt­heit“möglichst vieler Menschen sei, worum es jetzt vor allem gehe. Das habe im Moment absoluten Vorrang.

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FOTO: FIRO SPORTPHOTO/RALF IBING Blauer Himmel über der Schauinsla­nd-Arena: Doch bald könnten dunkle Wolken aufziehen.

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